Unterföhring:Essenzielle Tiefe, hohe Romantik

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Richard Bargel vom Theater "Die Baustelle" spielt Cervantes im Musical "Der Mann von La Mancha". (Foto: Meyer Originals)

Das neue Unterföhringer Kulturprogramm bietet viel Spannendes

Von Udo Watter, Unterföhring

Lohnt es sich gegen Windmühlen zu kämpfen? Wo verläuft die Grenze zwischen Weisheit und Irrsinn? Erfordert es mehr Mut, Idealist oder Nihilist zu sein? Was ist Traum, was Wirklichkeit? Miguel de Cervantes' "Don Quijote" gehört zu den bedeutendsten Romanen der Weltliteratur - weniger weil er eine gelungene Parodie auf die im 16. Jahrhundert populären Rittergeschichten ist, sondern weil er Fragen von existenzieller Tiefe thematisiert.

In dem Musical "Der Mann von La Mancha" wird dem wegen Gotteslästerung angeklagten Cervantes im Kerker von seinen Mithäftlingen ein Manuskript gestohlen. Um zu beweisen, dass es sein künftiges Buch ist, verkleidet sich der Schriftsteller als seine Figur Don Quijote und spielt mit den Mithäftlingen die Geschichte vor. Das Ensemble des Kölner Theaters "Die Baustelle" wird seine Inszenierung des 1965 uraufgeführten US-amerikanischen Musicals am 18. September im Bürgerhaus Unterföhring als Premiere zeigen. Die Geschichte, in der es um den unbeirrbaren Glauben an und den scheinbar aussichtslosen Kampf für das Gute geht, ist ein Höhepunkt am ersten Wochenende der neuen Kultursaison in der Gemeinde. Einen Tag vorher, am Samstag, 17. September, wird Thomas Rix Rottenbiller sein kabarettistisch-bissiges Programm "So kann i ned owoad'n" in der Schulaula präsentieren. Der Paulaner-Solo-Preisträger 2015 nimmt darin bairisch-direkt kein Blatt vor dem Mund.

Der Abo-Vorverkauf für die Herbst- und Winter-Spielzeit in Unterföhring hat vor wenigen Tagen begonnen, es gibt vier Kategorien - Schauspiel, Musik, Kabarett, Aula - und wer sich ein Wahl-Abo mit mindestens vier Veranstaltungen zusammenstellen will, kann dies von diesem Samstag, 18. Juni, an im Bürgerhaus bestellen. Die Liste der möglichen Wahlveranstaltungen liegt am Schalter des Kartenvorverkaufs im Bürgerhaus Unterföhring aus. "Eine spannende Mischung zwischen Bewährtem und Neuem", so charakterisiert Kulturamtsleiterin Barbara Schulte-Rief das Programm und in der Tat beeindruckt Vielfalt und Auswahl des Angebots. Im Bereich Kabarett etwa gastieren klassische Publikums-Magneten in Unterföhring wie Django Asül, Andreas Rebers oder Sissi Perlinger, aber auch interessante Newcomer wie eben Rottenbiller oder die steirische Liedermacherin Betty O. Django Asül wird sein neues Programm "Letzte Patrone" vorstellen: Der Niederbayer mit türkischen Wurzeln kommt darin zu prekären Konklusionen: "Die Bundesregierung hat die Implosion Deutschlands auf der Agenda." Und jedem muss jetzt klar sein: "Europa gibt es nicht." Asül zieht daraus die nötigen Konsequenzen: "Raus aus dem Makrokosmos. Rein in den Mikrokosmos. Doch die Realität verzeiht nichts. Da muss jeder Schuss sitzen. Und irgendwann hat man nur noch eine Patrone."

Als besonderer Höhepunkt im Genre Kabarett findet Anfang Oktober die Verleihung des Publikumspreises "Unterföhringer Mohr" statt. Er geht an Mathias Richling, der sein aktuelles Programm "Richling spielt Richling - Prognosen auf Rückblicke" zeigen wird. Eine Besonderheit in der Gemeinde ist zudem die Unterföhringer Lachnacht, die im Januar mit Moderator Ole Lehmann und vier Protagonisten der Comedy- und Kabarett-Szene zum vierten Mal statt findet. In der Abo-Kategorie Musik lockt unter anderem Puccinis "Turandot" in einer Inszenierung der Moldawischen Nationaloper oder das Konzert "Swinging Christmas" mit Max Greger jr. und Band. Auf die stade Zeit kann man sich freilich auch mit Harald Krassnitzer ("Salzburger Weihnacht") oder Monika Manz (Rezitatorin) und Susanne Weinhöppel (Harfe) freuen, die sich gemeinsam Weihnachtsgeschichten von Oskar Maria Graf widmen.

In der Schauspielreihe stehen weitere vielversprechende Veranstaltungen zur Wahl: von der Bühnenversion von "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" nach dem Bestseller von Jonas Jonasson in einer hoch gelobten Inszenierung der Hamburger Kammerspiele über die hochromantische Komödie "Ein Herz im Gepäck" in der Inszenierung der Theatergastspiele Fürth bis zu einem anderen Klassiker der Weltliteratur "Cyrano de Bergerac". Darüber hinaus gibt es wieder ein reichhaltiges Kinder- und Jugendprogramm und jede Menge Vorstellungen mit Lokalkolorit. "Unser vielfältiges und lebendiges Vereinsleben spiegelt sich auch im Kulturprogramm wider: Theateraufführungen, Konzerte, Traditionsveranstaltungen und gleich drei Kinderfaschingsbälle tragen zur Vielfalt des Unterföhringer Kulturkalenders bei", schreibt Schulte-Rief im Programmheft.

Wer also seine kulturelle Neugier in der Gemeinde am Stadtrand Münchens befriedigen will, muss weder gegen Windmühlen anrennen noch braucht er einen Mangel an Auswahl beklagen.

Weitere Informationen zu den neuen Abonnements und zum Kartenvorverkauf gibt es unter Telefon 089/950 81 506 oder www.buergerhaus-unterfoehring.de.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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