Unterföhring:Ein Streit-Objekt nimmt Gestalt an

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Trotz der Millionen für den Stadel zeigt sich Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (re.) bei der Überreichung des Richtspruchs gut gelaunt. (Foto: Gemeinde/oh)

Beim Richtfest für den Unterföhringer Feststadel verteidigt Bürgermeister Kemmelmeyer die kritisierte Millionen-Investition

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Kaum ein anderes Projekt ist in den vergangenen Jahren mehr umstritten gewesen als der Feststadel. Von der Parteifreien Wählerschaft Unterföhring (PWU) bereits 2012 vorgeschlagen und damals von der SPD-Mehrheit im Gemeinderat in Bausch und Bogen abgelehnt, hat die Idee keine zwei Jahre später Eingang in die Liste der Wahlversprechen vom damaligen Bürgermeisterkandidaten Andreas Kemmelmeyer und seiner PWU-Fraktion gefunden - auch CSU und Grüne befürworteten das Vorhaben, während weite Teile der SPD das Bauwerk für überflüssig erachteten.

Nach der Wahl Kemmelmeyers zum Rathauschef kam das Vorhaben immer wieder auf den Tisch, rutschte aber auf der Prioritätenliste, die sich die Lokalpolitiker angesichts vieler anstehender Investitionen geben mussten, nach hinten. Trotzdem gehört der Feststadel gefühlt zu den Themen, mit denen sich der Gemeinderat am öftesten beschäftigte. Und dabei die Gemüter erhitzte, ehe es die Mehrheit zu einer Errichtung gab. Zuvor hatte es eine Umfrage unter den Vereinen und der Bevölkerung gegeben, die großes Interesse zeigten.

Nun steht er also mehr oder weniger, der Feststadel, am hintersten Ende des Bürgerfestplatzes an der Jahnstraße. In dieser Woche wurde Richtfest gefeiert. Während Bürgermeister Kemmelmeyer, Vertreter seiner Fraktion und von CSU sowie Grünen der Hebauf-Feier beiwohnten, blieb die örtliche SPD der Zusammenkunft auf der Baustelle fern. Wohl auch als Zeichen ihres Protestes gegen ein Bauwerk, dessen Kosten Dimensionen angenommen haben, die sich nur Unterföhring leisten kann.

Nach den Worten von Bauamtsleiter Lothar Kapfenberger "haben wir die vier Millionen Euro schon gerissen". Dass diese Summe am Ende reichen wird für den Stadel mit großem Saal und Stüberl darf angezweifelt werden. Das räumte auch Kemmelmeyer beim Richtfest ein. Ihm werde immer wieder "aufs Brot geschmiert, dass ich einmal gesagt habe, der Feststadel ist für 100 000 Euro zu haben", sagte er. Dass er nun um so viel teurer werden dürfte, dazu äußerte sich der Rathauschef nicht. Er erinnerte jedoch daran, dass seit jeher die Rede davon gewesen sei, "dass der Stadel kein Bürgerhaus light werden soll".

Trotzdem schlägt die Investition für das Gebäude zwischen Jahnstraße und Etzweg enorm zu Buche, was in der Vergangenheit vor allem die SPD massiv kritisierte - und seit kurzem beklagen auch die Grünen die Ausgaben für Küchen und Theken in dem Bauwerk. Der Anstieg ist freilich der aktuellen Preisentwicklung auf dem Bausektor geschuldet. Bei der ersten Ausschreibung des Projekts habe nur eine Firma ein Angebot abgegeben, sagte Kemmelmeyer - und dieses sei "jenseits von Gut und Böse" gewesen. Im Mai 2019 schließlich wurde der Auftrag mehrheitlich an die Zimmerei Stark aus Auhausen vergeben - für die pauschale Angebotssumme von rund 3,464 Millionen Euro brutto. Die Firma hat in den vergangenen Wochen das Gebäude in Holzständerbauweise hochgezogen. Nach Plänen und Ideen des Bürgermeisters und des CSU-Fraktionsvorsitzenden und Schreinermeisters Manfred Axenbeck, der nun bei der Kommunalwahlwahl gegen den amtierenden Rathauschef antritt.

Nach den Worten von Kemmelmeyer können es nicht nur die Vereine, sondern auch die Bürger kaum erwarten, bis der Stadel fertig ist. Doch das wird noch dauern: Zunächst wird das Stüberl fertiggestellt, wie er sagte, damit an der Jahnstraße die Maibaumwache stattfinden kann. Voraussichtlich im Mai oder Juni soll der große Saal, in dem mehr als 300 Gäste Platz finden, folgen. Dies werde mit einem kleinen Bürgerfest gefeiert, kündigte Kemmelmeyer an. Für die Außenanlagen ist die Gemeinde zuständig; da werden die Mitarbeiter des Bauhofs Hand anlegen.

Der Feststadel beherbergt neben dem Stüberl, in dem zum Beispiel Burschen und Böllerschützen Treffen abhalten können, einen holzvertäfelten Saal mit hölzernen Sitz- und Tisch-Garnituren; beides kann von Vereinen, Firmen und Bevölkerung angemietet werden. Verbaut werden im Stadel alte Holzbalken aus dem Wehner-Hof an der Münchner Straße, der in den vergangenen Wochen abgerissen worden ist, weil die Gemeinde dort Wohnungen errichten lässt. Stellplätze für die Stadelbesucher werden in der Tiefgarage unter dem Bürgerfestplatz an der Jahnstraße nachgewiesen. Die Ausgaben für die Möbel in Stadel und Stüberl sind im Kostenplan nicht enthalten. Die Investitionssumme für das Streit-Objekt dürfte also noch einmal steigen.

© SZ vom 10.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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