Unterföhring:Ein guter Ort für Geschäfte

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Unterföhring nimmt bis Ende September 150 Millionen Euro an Gewerbesteuern ein. Es ist ein Rekordwert im boomenden Landkreis München. Beim Wirtschaftsempfang der Gemeinde sind die Folgen des Wachstums Thema

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Zahlen sprechen für sich: In Unterföhring gibt es mehr als 2200 Gewerbebetriebe - "vom Einzelkämpfer bis zum Weltkonzern" ist alles dabei, wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) beim Wirtschaftsempfang sagte. Das Treffen, zu dem an die 300 Gäste kamen, war das zweite seiner Art. Kemmelmeyer hatte nach seinem Amtsantritt im Mai 2014 diese Form des Ökonomie-Treffens von Geschäftsleuten und Vertretern großer Unternehmen am Ort wieder belebt.

Allein bis Ende September dieses Jahres hat Unterföhring mehr als 150 Millionen Euro an Gewerbersteuern überwiesen bekommen. Ein absoluter Rekordwert im gesamten Landkreis München.

In seiner Rede zur wirtschaftlichen Lage in Unterföhring betonte der Rathauschef, dass die Gemeinde seit jeher darauf bedacht sei, den Betrieben und Unternehmen beste Rahmenbedingungen zu bieten. Freilich habe die mit 13 Quadratkilometern kleinste Kommune im nördlichen Landkreis München ihre finanzielle Sonderstellung auch ihrer "vorteilhaften Lage zwischen Flughafen, dem Messegelände und der Landeshauptstadt München" zu verdanken. Unterföhring sei deshalb ein großartiger Ort zum Geschäfte machen.

11 000 Einwohnern stehen nach Kemmelmeyers Worten mehr als 18 000 Arbeitsplätze gegenüber. Für fast 20 000 Menschen sei die Gemeinde also "tagsüber der Lebensmittelpunkt". Die Kommunalpolitik tue aus diesem Grund alles dafür, dass man sich in Unterföhring wohlfühlen könne. So wolle man mit der neuen Ortsmitte in Bahnhofsnähe ein Zentrum schaffen, das den Austausch zwischen der Bevölkerung westlich der S-Bahn und den Beschäftigten in den Unternehmen im großen Gewerbegebiet im Osten Unterföhrings ermögliche. So sei zu hoffen, dass viele Mitarbeiter vor ihrem Heimweg noch Zeit zum Flanieren und Kaffeetrinken in der Ortsmitte haben würden, wenn sie denn fertig sei, sagte der Bürgermeister.

Ein großes Thema für Gemeinde und Gewerbebetriebe ist der Verkehr: Auf der Basis eines umfangreichen Gutachtens haben die Lokalpolitiker einstimmig ein neues Verkehrskonzept für das Gewerbegebiet beschlossen. Jeden Vormittag unter der Woche fahren durchschnittlich 3850 Autos von der Kreisstraße M 3 kommend in die Dieselstraße ein. 91 Prozent sind nach Angaben der Gemeinde Fahrzeuge, die Ziele im Gewerbegebiet ansteuern. Deshalb soll nun der Verkehr auf der Dieselstraße entflochten werden: Die Straße zwischen den beiden Kreiseln bleibt vor der Tankstelle zweispurig. Die rechte Spur wird als "Bypass" direkt von der Dieselstraße aus in die Beta-Straße geführt, ohne dass die Autofahrer den dortigen Kreisel nehmen müssen. Besser gesteuert werden soll auch der Verkehr, der von München aus Richtung Aschheim kommt oder den Weg ins Gewerbegebiet nimmt. Wer geradeaus nach Osten weiterfahren möchte, soll das künftig von München aus auf einer eigenen Spur können. Um den Verkehr aus dem Inneren des Gewerbegebiets zu nehmen, baut die Kommune zwei Parkhäuser.

Von einer steigenden Verkehrsbelastung geht Christian Breu, Chef des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum, aus: Prognostiziert werde eine Zunahme von mindestens zwölf Prozent für München und die acht umliegenden Landkreise bis zum Jahr 203o, sagte Breu beim Wirtschaftsempfang in Unterföhring. Das sei "wohl eher die Untergrenze". Der Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbandes (RPV) sieht darin eine der Herausforderungen für die Zukunft. Die allergrößte Aufgabe, die sich den Städten und Gemeinden stelle, sei jedoch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Raum dafür sei vorhanden, die Politik müsse sich nur trauen: "In den Flächennutzungsplänen der Kommunen schlummert Platz für bis zu 200 000 Wohneinheiten", zitierte Breu aus Gutachten seines Verbandes.

Ein "Weiter so" werde nicht funktionieren. "Wir haben uns in der Region in den vergangenen 20 Jahren etwas eingeigelt", nun sei es an der Zeit, das vorausgesagte Wachstum "positiver zu sehen, anzunehmen und es zu gestalten", forderte Breu. Kommunen und Unternehmen seien aufgerufen, in den Wohnungsbau zu investieren. Nur so seien die hervorragenden Wirtschaftszahlen zu halten. "Die Planungsregion 14 mit München und den umliegenden ist das für Deutschland, was Unterföhring für den Landkreis München ist."

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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