Unterföhring:Ein Café für alle unter hundert

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Das neue Lokal im Unterföhringer St.-Valentin-Hof soll ein Treffpunkt der Generationen werden. Damit das klappt, will die Gemeinde jedes Jahr fast 200 000 Euro in das Projekt investieren

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Hoffnung ist eine große: Das am Donnerstag offiziell eröffnete Café im St.-Valentin-Hof in Unterföhring soll nach den Wünschen von Gemeinde, Seniorenbeirat und dem neuen Betreiber, dem Kreisverband München-Land der Arbeiterwohlfahrt (Awo), eine Begegnungsstätte werden, die nicht nur die älteren Semester anlockt. Auch Eltern mit kleinen Kindern und Menschen mittleren Alters können sich in dem freundlich gestalteten Lokal treffen, auf einen Kaffee oder zu einem kleinen Mittagstisch. Und die Bewohner des nahen Seniorenzentrums und ihre Besucher können kommen, wenn sie Lust auf einen Ratsch in angenehmer Atmosphäre haben, und dabei ein Stück selbst gebackenen Kuchen genießen wollen.

Nach anderthalb Jahren Leerstand herrscht im ehemaligen Café Valentina wieder Betriebsamkeit - und das mit kräftiger Unterstützung der Kommune, der das Lokal gehört, und dem örtlichen Seniorenbeirat, der in den Räumen Musik-, Lese- und Spielenachmittage anbietet. "Wir haben lange daran gearbeitet, dass alles hier in Zukunft gut von statten geht", sagt Edith Michal, die Vorsitzende des Beirats. Jetzt liege es an den Unterföhringern, dass sie das Haus mit Leben füllen. Es soll getanzt und gesungen werden, zudem gibt es eine Kreativwerkstatt.

Die Gemeinde Unterföhring wünscht sich, dass sich im St.-Valentin-Hof zukünftig mehrere Generationen treffen. (Foto: Stephan Rumpf)

Knapp 190 000 Euro lässt sich die Gemeinde das Café im Jahr kosten. Eine Investition, die man gerne tätigt, wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU) findet. Nach einer "längeren Durststrecke" mit Pächterwechsel und Schließung soll das Lokal ein zentraler Ort für die Bürger werden. Der neue Name jedenfalls verspricht, dass alle willkommen sind: Treffpunkt Uhu heißt das Café nun - und Uhu steht natürlich nicht für den Vogel, sondern ist die Abkürzung für "unter hundert". Sollte sich ein über Hundertjähriger dorthin verirren - selbstredend, dass auch er Kaffee und Kuchen serviert bekommt. Café-Leiter Daniel Vajda jedenfalls will sich nach eigenen Worten mächtig anstrengen, dass sich die Gäste im Treffpunkt Uhu wohlfühlen. Der 63-Jährige kommt aus der Gastronomie, hat lange bei Käfer und Kugler gearbeitet und im längst geschlossenen Gasthof zum Gockl in Unterföhring. Daher kenne er viele Unterföhringer, berichtet er. Seine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Nachbarschaftshilfe und auch im Pflegeheim dürften zu seiner Bekanntheit am Ort beitragen - und wohl auch den einen oder anderen in das neue Café locken. Drei Festangestellte und Aushilfen werden für die Besucher da sein.

Sie alle sind bei der Awo beschäftigt, deren Kreisverband bis vor kurzem noch keine Einrichtung in Unterföhring betrieben hat. Nun sind es der Treffpunkt Uhu und die Betreuung der Flüchtlinge in der Traglufthalle an der Ottostraße. Für Max Wagmann, den Vorsitzenden des Kreisverbandes München-Land, ist mit dem Zuschlag für das Café ein Wunsch in Erfüllung gegangen: Nun ist man auch in Unterföhring, wo es den zweitgrößten Ortsverband gibt und wo die Kindertagesstätten vom Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt getragen werden, daheim, wie Wagmann sagt. "Wir geben unser Bestes", dass aus dem Uhu etwas wird, versprach der Vorsitzende des Wohlfahrtsverbandes, der im Landkreis München mehr als 70 Einrichtungen betreibt und 450 Mitarbeiter hat.

Zur Eröffnung kamen auch Seniorenbeiratsvorsitzende Edith Michal und Awo-Geschäftsführer Michael Wüstendörfer. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Öffnungszeiten des neuen Cafés sind ambitioniert, aber moderat, was den Abendbetrieb angeht: Montags ist von 13 bis 17 Uhr Betrieb, von Dienstag bis Sonntag sind Vajda und sein Team jeweils zwischen 10 und 17.30 Uhr einsatzbereit, am Mittwoch ist Ruhetag. Die Mieter der Seniorenwohnungen im Haus dürfte dies freuen. Abends brauchen sie keinen Kneipenlärm fürchten. Das hatte in der Vergangenheit, als das Café zunächst vom Betreiber des Seniorenzentrums und später von einer Unterföhringer Gastronomin betrieben wurde, "zu Friktionen mit den Anwohnern geführt".

Für den Seniorenbeirat ist das Café eine Gelegenheit, die älteren Unterföhringer aus dem Haus und in den Treffpunkt Uhu zu locken. Am Programm, so sagt Vorsitzende Edith Michal, könne man noch feilen. "Ideen sind gefragt." Wer Vorschläge habe, könne immer kommen. Und nach einem Besuch im Büro des Seniorenbeirats, das gerade im St.-Valentin-Hof eingerichtet wird, im Uhu einen Kaffee trinken.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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