Unterföhring:Deutliche Worte vom Stellvertreter

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Der erste Teil ist saniert: Wochenlang ist im Sommer die Ortsdurchfahrt in Unterföhring gesperrt gewesen. (Foto: Gerald Foertsch)

Ernst Weidenbusch distanziert sich in der Unterföhringer Bürgerversammlung von rechten Krakeelern, die Stimmung gegen Asylbewerber machen. Auch eine Ortsumgehung ist Thema

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Asyl und Verkehr. Diese beiden Themen haben die Bürgerversammlung am Donnerstagabend in Unterföhring geprägt. Rathauschef Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) und der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) warben vor den mehr als 100 Besuchern für eine Willkommenskultur in der Mediengemeinde und im Landkreis.

Wenn Ende November die Traglufthalle an der Mitterfeldallee steht, dann werden dort bis zu 300 Flüchtlinge einen vorübergehenden Schutz finden. Im nächsten Frühjahr sollen zwei Gebäude für bis zu 175 Menschen an der Bauhofstraße im Norden Unterföhrings bezugsfertig sein. Doch das reicht nicht aus, wie Kemmelmeyer sagte: 2016 wird es eine zweite feste Unterkunft brauchen, weil der Landkreis bereits jetzt davon ausgeht, dass bis zum Ende des kommenden Jahres insgesamt 9000 Schutzbedürftige aus Kriegsgebieten ein Dach über dem Kopf brauchen werden. Ihm, so versicherte der Bürgermeister, werde es aber nicht bang angesichts dieser Zahlen. "Wir stemmen das", sagte er in bester Merkel-Manier und dankte dem örtlichen Asyl-Helferkreis, in dem sich mittlerweile mehr als 180 Unterföhringer in verschiedener Weise engagieren, für den großen Einsatz. Derzeit kümmern sich die Ehrenamtlichen um eine überschaubare Zahl von 20 Flüchtlingen, und das in rührender Weise.

Wie wichtig ehrenamtliche Helfer sind, das betonte Weidenbusch: Gerade die vergangenen Wochen, als die Flüchtlingszahlen in München gestiegen seien, hätten gezeigt, dass es ohne Freiwillige nicht funktioniere. "Für den Einsatz ganz herzlichen Dank." Der stellvertretende Landrat und CSU-Politiker fand deutliche Worte gegenüber rechten "Krakeelern", die Stimmung gegen Asylbewerber machen, von drohender Überfremdung sprechen und Schauermärchen von angeblichen Übergriffen durch Flüchtlinge berichteten: "Das ist grober Unfug, mit dem wir nichts zu tun haben wollen. Da distanzieren wir uns", rief Weidenbusch unter dem Beifall des Unterföhringer Publikums. Er jedenfalls "glaubt nicht, dass es unmöglich ist, die Schutzsuchenden gescheit unterzubringen", sagte er. 9000 Flüchtlinge machten bei einer Einwohnerzahl von mehr als 350 000 Landkreisbürgern gerade einmal drei Prozent aus. Das sei zu schaffen.

Die Unterföhringer beschäftigt noch ein zweites Thema sehr stark, wie auch die Wortmeldungen nach dem Bericht von Bürgermeister Kemmelmeyer zeigten: Die steigende Verkehrsbelastung in der Gemeinde. Auf der Münchner Straße stauen sich tagtäglich die Autos von Pendlern, die in die Landeshauptstadt und wieder nach Hause fahren. Der Föhringer Ring wartet nach wie vor auf den vierspurigen Ausbau, wie Kemmelmeyer sagte. Jetzt, wo die Herzog-Heinrich-Brücke über Kanal und Isar saniert werden müsse, brauche es endlich eine Aus- und Zusage der Stadt München, forderte der Unterföhringer Rathauschef. Mit einer Verbreiterung des Föhringer Rings würde nämlich ein "Flaschenhals" verschwinden, der ursächlich dafür verantwortlich sei, dass die Blechlawinen morgens und abends bis weit nach Unterföhring hinein stünden. Wo immer man Entscheidungen allein treffen könne, tue man das, sagte Kemmelmeyer, wie etwa bei der Ertüchtigung der Zufahrten über die Kreisel zum Gewerbegebiet, wo der Verkehrsfluss durch sogenannte Bypässe nicht mehr ins Stocken geraten soll. Auch die Sanierung der Münchner Straße habe man erreicht, erinnerte der Bürgermeister. Im Juli und August wurde der erste Teil der Ortsdurchfahrt hergerichtet und mit lärmschluckendem Aphalt ausgestattet, 2016 soll der zweite Bauabschnitt zwischen Ahornstraße und Kanalbrücke folgen.

Diskutieren muss Unterföhring nach Kemmelmeyers Worten erneut über eine Ortsumgehung, am besten gemeinsam mit dem Nachbarn Ismaning. Weidenbusch riet zur Eile und empfahl gleich noch einen Trassenvorschlag. "Dann geh' ich zum Innenminister", versprach er.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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