Umplanungen:Sportpark kostet doch hundert Millionen

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Unterföhring leistet sich noch einige Änderungen an der abgespeckten Version des Großprojekts. Die Fertigstellung verzögert sich wegen des im Herbst verhängten Planungsstopps

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Unterföhringer Gemeinderat hat die Weichen zur Realisierung des neuen Sportparks gestellt - und will dabei entgegen ursprünglicher Überlegungen doch noch einmal mehr Geld in die Hand nehmen. Wegen diverser Umplanungen wird das Projekt nun an die hundert Millionen Euro kosten und nicht, wie im vergangenen Oktober beschlossen, 93,5 Millionen Euro. Auf dem Gelände an der Mitterfeldallee gegenüber dem neuen Gymnasium entstehen Hallenbad, Gaststätte, Sauna und Sportanlagen für diverse Unterföhringer Sportvereine.

Vor allem zur Schwimmhalle hat es in der jüngsten Sitzung der Lokalpolitiker erneut Diskussionsbedarf gegeben: So war es vor allem CSU-Fraktionssprecher Manfred Axenbeck, der sich bei der Ausstattung am Ismaninger Hallenbad orientieren wollte. Seine Idee, eine Galerie im Bad einzurichten, fand jedoch keine Mehrheit. Unterföhring lässt eine Halle mit Schwimm- sowie Sprung- und Kinderbecken errichten. Allerdings soll nach Überzeugung des Gemeinderats weiterer Platz für Liegen geschaffen werden, um die Einrichtung familienfreundlicher zu gestalten, wie es aus dem Gremium hieß.

Neben dem Hallenbad entsteht eine Gaststätte, die - wie es ein Fachmann für Gastronomieplanung erläuterte - als Brasserie ausgerichtet werden soll. Er riet den Lokalpolitikern, gemeinsam mit dem künftigen Pächter ein Konzept mit viel Spielraum zu entwickeln. Überlegenswert sei es zum Beispiel, dem Wirt zu erlauben, mit einem Foodtruck im Gewerbegebiet Kunden anzulocken - denn ohne Gäste aus der Nachbarschaft und dem Gewerbegebiet sei der Betrieb wohl kaum wirtschaftlich. Darüber hinaus soll es auf dem Gelände zwei Kioske geben und zwei Hausmeisterwohnungen, in der Stockschützenhalle könnten auch Basketballer ihr Training abhalten.

In der ersten Planung war ein mehrstöckiger Bau angedacht. Simulationen: KPlan-Architekten München (Foto: N/A)

Im Herbst hatte der Unterföhringer Gemeinderat den im vergangenen Mai verhängten Planungsstopp für den Sportpark aufgehoben. Grund dafür waren Kosten in Höhe von mehr als 125 Millionen Euro, die den Kommunalpolitikern als nicht mehr darstellbar erschienen, wie es Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) damals formulierte. Nach intensiver Überprüfung durch die Fraktionen und einem Workshop mit Gemeinderäten, Planern und Vertretern der Rathausverwaltung wurden die Entwürfe überarbeitet und zurechtgestutzt auf 93,5 Millionen Euro.

So soll nach dem Beschluss vom Herbst das Hallenbad nicht mehr im ersten Stock des Hauptgebäudes untergebracht werden, sondern im Erdgeschoss entstehen. Gaststätte und Biergarten werden ebenfalls ebenerdig angeordnet; kleiner als geplant wird auch der Saunabereich ausfallen. Die Umkleiden finden in der beschlossenen Variante einen Platz in der Stockschützenhalle. Diese beherbergt nicht mehr sechs, sondern nur vier Bahnen. Und auch beim Stadion für den Fußballklub wurden Abstriche gemacht.

Angesichts der aktuellen Umplanungen wird das Großprojekt die Kommune nun doch knapp hundert Millionen Euro kosten. Wegen des Planungsstopps und der daraus resultierenden Änderung ist das Ziel, den Sportpark gleichzeitig mit dem Unterföhringer Gymnasium im Herbst 2020 zu eröffnen, nicht mehr zu halten. "Wir hinken zwei bis drei Jahre hinterher", sagte PWU-Fraktionsvorsitzender Manuel Prieler, der nach eigenen Angaben nun aber froh ist, einen "Deckel auf den Sportpark" machen zu können.

Redebedarf hat der Gemeinderat im Hinblick auf ein Bauvorhaben, das die Lechner Immo KG zwischen Gymnasium und Sportpark errichten möchte. Auf einer Fläche von knapp 27 400 Quadratmetern soll ein Büro-, Verwaltungs- und Ärztehaus mit Tiefgarage entstehen. Doch der Bau erscheint den Kommunalpolitikern gerade an dieser sensiblen Stelle in direkter Nachbarschaft am Schulcampus als zu massiv. Bisher ist das Gewerbegrundstück noch eine Ackerfläche, einen Bebauungsplan gibt es für das Areal nicht. Ein solcher soll nach Antrag der Lechner Immo KG aufgestellt werden, was der Gemeinderat mit 20 zu einer Stimme jedoch ablehnte.

Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) und SPD-Gemeinderat Thomas Weingärtner plädierten dafür, das Thema an den Bauausschuss zu verweisen und über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu sprechen. Auch für Günther Ernstberger (PWU) gibt es noch einiges zu klären: "Es sind zu viele Fragen offen", sagte er - allein schon wegen der Lage. Er jedenfalls halte einen solch großen Komplex zwischen dem 149 Millionen Euro teuren Schulcampus und dem Sportpark für 100 Millionen Euro nicht für angemessen.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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