U-Bahn-Ausbau:Nicht alle wollen oben bleiben

Lesezeit: 2 min

Die neue Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der U 5 schlägt einige Trassen vor, bei denen teilweise kein Tunnel gebaut werden müsste. Einige Kreisräte favorisieren trotz Mehrkosten eine unterirdische Streckenführung durch Ottobrunn.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) will die Verlängerung der U 5 von Neuperlach Süd über Neubiberg bis in den Ludwig-Bölkow-Campus in Ottobrunn und Taufkirchen unbedingt. Der Bau der U-Bahn in den Landkreis sei "sehr, sehr dringlich", sagte er am Dienstag im Mobilitätsausschuss des Kreistags. Dabei kann er sich grundsätzlich für zwei "Extrempole" begeistern, die allerdings nur wenige hundert Meter auseinander liegen: eine Trasse direkt unter der Rosenheimer Landstraße, der Hauptverkehrsschlagader in Ottobrunn, hindurch oder eine Variante weiter westlich, die teils oberirdisch direkt an der A 8 entlang führt.

Sechs Varianten sind den Kreisräten im Mobilitätsausschuss vorgestellt worden, erarbeitet vom Planungsbüro ZPP German Engineering im Auftrag des Landkreises. Klare Zielsetzung war es, deutlich günstigere Alternativen zu den Vorschlägen aus dem Jahr 2014 zu finden. Damals bezifferte eine Studie die Kosten einer rein unterirdischen Verlängerung unter Ottobrunn auf 540 Millionen Euro - zu viel aus Sicht der Kreisräte, bei zu geringem Nutzen.

Nun liegen Vorschläge auf dem Tisch, die teils um nahezu die Hälfte unter dieser Kostenschätzung liegen, weil die Planer auch oberirdische Trassenführungen berücksichtigt haben. Ein Kilometer U-Bahn-Tunnel kostet in der Regel mehr als 80 Millionen Euro, die oberirdischen Trassenführungen liegen deutlich darunter und sind schneller zu realisieren. Wann die Verlängerung der U 5 gebaut wird, steht noch nicht fest. Die Machbarkeitsstudie ist erst der Einstieg in konkrete Planungen. Es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die Bagger anrollen und Tunnel gegraben werden. Am Anfang dieses Prozesses hin zu einer Verlängerung müssen politische Entscheidungen stehen: die des Kreistags für eine Trassenführung und die des Freistaats für die Finanzierung und den Bau.

Der politische Wille des Landkreises München, das machten die Mitglieder des Mobilitätsausschusses klar, ist vorhanden. Und vor allem die Kreisräte aus den Gemeinden Ottobrunn und Neubiberg forderten, dass die Planungen bereits jetzt konkretisiert werden müssten. Der Neubiberger Thomas Pardeller (CSU) sagte, es sollten eher die Trassen in der Mitte und im Osten weiter verfolgt werden, da dort der größte Nutzen für die Bürger zu erwarten sei. Die Strecken im Westen, vor allem West 2, seien zu weit weg von der Wohnbebauung. "Hier ist keine Verkehrsentlastung zu erwarten, und wir gehen in die grüne Wiese, das wäre zu viel Umweltbelastung." Grundsätzlich stimmte ihm Loderer zu, wollte die westlichste Variante als "Extrempol" aber nicht beerdigen: Hier sei oberirdisch möglicherweise sogar ein "anderes schienengebundenes Verkehrsmittel" realisierbar - etwa eine Tram. Zudem könnten hier an Park-and-ride-Plätzen Pendler auf ihrem Weg in die Landeshauptstadt frühzeitig abgefangen werden.

Vor allem die weitere Entwicklung in den Gewerbegebieten in Taufkirchen und Ottobrunn samt der von Ministerpräsident Markus Söder versprochenen Ansiedlung der europaweit größten Fakultät für Luft- und Raumfahrt und der weitere Ausbau der Universität der Bundeswehr machen den Ausbau der verkehrlichen Infrastruktur zwingend notwendig. Das Präsidium der Bundeswehr-Uni hat sich laut Landrat Christoph Göbel (CSU) ebenfalls für die Anbindung durch die U 5 ausgesprochen - und die Zusage gegeben, dass unter dem Bundeswehr-Gelände auch eine Trasse verlegt werden dürfte. "Nur oberirdisch dürfen wir da nicht rein", sagte Landrat Göbel.

Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) sprach sich für eine Trassenführung direkt unter Ottobrunn hindurch aus. "Natürlich ist das teurer und bedeutet das für die Bürger sechs, sieben Jahre Einschränkungen", sagte Schelle. "Aber wenn ich 80 oder 100 Jahre eine gute Anbindung habe, ist das schon zu tolerieren." Schelle blickte auch weiter voraus: "Dabei wird es nicht bleiben, es wird mit der U-Bahn auch Richtung Brunnthal weitergehen." Neue Trassen müssten dorthin verlegt werden, wo der größte Nutzen zu erwarten sei.

Grünen-Kreisrat Christoph Nadler mahnte vor der Vorstellung der Machbarkeitsstudie, statt neue Machbarkeitsstudien zu erstellen, müssten endlich die infrastrukturellen Projekte vorangetrieben werden, die der Landkreis bereits in der Schublade hat. Dies gelte auch für Radschnellwege, Seilbahnen durchs Hachinger Tal oder neue Stadtbahnen wie im Norden von Garching nach Unterschleißheim.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: