Tödliche Attacke:Aufmerksamer Arzt überführt Gewalttäter

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Eine Münchnerin ist nach einer Attacke ihres Ehemannes gestorben. Dieser wollte den Todesfall mit einem Treppensturz erklären.

Susi Wimmer

Ein 22-jähriger Gebäudereiniger hat seine Lebensgefährtin während eines Streits so heftig mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, dass die 21-Jährige gut eine Woche nach dem Angriff im Krankenhaus verstarb.

Direkt nach der Tat hatte der Mann der Schwerverletzten offenbar noch eingeimpft, sie solle ihre Verletzungen als Folgen eines Treppensturzes erklären, was die Frau auch tat. Der behandelnde Arzt allerdings schöpfte Verdacht und alarmierte die Polizei. Das Paar hat zusammen vier Kinder.

Allein der Kompetenz des Arztes am Bogenhausener Krankenhaus ist es zu verdanken, dass der mutmaßliche Täter mit seiner Unfall-Version nicht durchkam und jetzt wegen Totschlags in Untersuchungshaft sitzt. Die schwere Kopfverletzung und die übrigen Befunde, so meinte der Mediziner, könnten auch auf eine andere Art von stumpfer Gewalt gegen den Kopf hindeuten. Die Münchner Mordkommission übernahm den Fall.

Es war am Dienstag, 1. Juni, als nach Mitternacht der Notruf der 21-jährigen Münchnerin einging: Sie sei gestürzt, erklärte die Frau am Telefon, sie benötige einen Notarzt. Als der Mediziner gegen 3Uhr in die Wohnung am Peschlanger in Neuperlach kam, war die Frau bereits bewusstlos. Im Krankenhaus fiel die Schwerverletzte ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte, am 9. Juni starb sie an massiven rechtsseitigen Hirneinblutungen.

Genau an diesem Tag erhärtete sich auch der Tatverdacht gegen den Lebensgefährten, der bislang in seinen Befragungen immer nur erzählt hatte, seine Freundin sei im Treppenhaus gestürzt, es habe keinen Streit gegeben, er habe mit der Sache nichts zu tun.

Tatsächlich jedoch muss es nicht das erste Mal gewesen sein, dass der gebürtige Serbe seiner Freundin Gewalt antat. Am Tatabend kam es zunächst zu einem verbalen Streit. Er wollte Geld aus der Haushaltskasse, um es an Spielautomaten auszugeben, die 21-jährige Hausfrau war dagegen.

Daraufhin wurde der Mann so aggressiv, dass er seine Freundin packte und gegen die Wand stieß. Nach dem Aufprall wurde der Frau schwindelig und schlecht. "Sie bemerkte selbst noch, wie sich ihr Bewusstsein eintrübte", sagt Markus Kraus von der Mordkommission. In diesem Zustand alarmierte sie den Notarzt, zuvor noch genau von ihrem Lebensgefährten instruiert, was sie zu sagen hatte.

Gut eine Woche lang trugen die Ermittler der Mordkommission die einzelnen Teile des Falles zusammen und kamen schließlich zu dem Schluss, dass die Unfallversion nur vorgetäuscht war. Die Staatsanwaltschaft erwirkte einen Haftbefehl wegen Totschlags, noch am selben Tag rückte eine Spezialeinheit der Polizei zur Festnahme aus: Zu diesem Zeitpunkt hielt sich der 22-Jährige bei Angehörigen in Neuperlach auf.

Als er das Anwesen verließ, klickten die Handschellen. Der Mann ließ sich widerstandslos abführen. In seiner ersten Vernehmung am Abend gestand er schließlich ein, seine Freundin gegen die Wand gestoßen zu haben. Ein Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl.

Zurück bleiben vier gemeinsame Kinder des Paares, drei Buben und ein Mädchen im Alter zwischen fünf Monaten und fünf Jahren. Sie wurden nach Einlieferung ihrer Mutter ins Krankenhaus zu Angehörigen gebracht. Ob sie dort bleiben oder in eine Pflegefamilie kommen, ist noch nicht entschieden.

© SZ vom 12.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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