Taufkirchen:Waches Auge

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Das Rathaus wird sich erkundigen, ob beim Bau der Walter-Klingenbeck-Realschule alles rechtmäßig ablief. (Foto: Angelika Bardehle)

Taufkirchen schaut nach einem Vorfall mit geprellten Arbeitern eines Subunternehmers auf Baustellen genauer hin

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Die Gemeinde Taufkirchen will ihre Baustellen intensiver beobachten. Aufgeschreckt von Meldungen aus Wolfratshausen, wo im Frühjahr ein slowenisches Subunternehmen der Firma Leitner 28 Bauarbeiter aus Bosnien und Slowenien im Stich gelassen hat, sieht sich die Gemeinde in der Pflicht, genauer hinzuschauen. Das slowenische Unternehmen war abgetaucht und hatte den Arbeitern drei Monate weder Lohn noch die Miete für ihre Unterkunft gezahlt. In Taufkirchen wurde dieser Fall im Gemeinderat nun thematisiert, weil auch hier die Firma Leitner verschiedene Projekte realisierte: den im vergangene Jahr fertig gestellten Neubau der Walter-Klingenbeck-Realschule und aktuell die Wohnbebauung an der Münchner Straße.

Die Arbeiter in Wolfratshausen waren von dem slowenischen Unternehmen mittellos zurückgelassen worden. Sie wurden schließlich mit gespendeten Essen und Geld versorgt. Zwischen 3000 und 5500 Euro pro Person soll der verschwundene Unternehmer den Männern geschuldet haben. Es hieß von Leitner damals, der Subunternehmer habe einwandfreie Referenzen vorzuweisen gehabt.

Die Gemeindeverwaltung Taufkirchen hatte bereits die Firma Leitner angeschrieben und um Stellungnahme gebeten. Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) verwies in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf eine Antwort des mittelständischen Bauunternehmens aus Wolfratshausen. Demnach sollen die betroffenen Arbeiter inzwischen ihren Lohn direkt von der Firma Leitner erhalten haben, um ihnen so einen Rechtsstreit zu ersparen. Auch habe Leitner einen Maßnahmen-Katalog erarbeitet, um zukünftig solche Situationen zu vermeiden. So will die Firma die Arbeiter von nun an in ihrer Muttersprache befragen, ob sie ihren Lohn erhalten haben.

Der Zweite Bürgermeister, Alfred Widmann von der SPD, sieht die Baufirma auch durchaus in der Pflicht und findet, Leitner habe zu spät gehandelt. "Die haben die Zeichen der Zeit nicht umgesetzt", sagte Widmann. Die großen Unternehmen hätten längst entsprechend des Arbeitnehmerentsendegesetzes solche Kontrollen eingeführt, nur Leitner als mittlerer Betreib habe sich um solche Regelungen nicht gekümmert. Dass Leitner nun die Lohnzahlung an die geprellten Bauarbeiter übernommen hat, sieht Widmann der Rechtsprechung geschuldet. Er ist sich sicher: "Die hätten ohnehin zahlen müssen." Der SPD-Gemeinderat verwies auf Gerichtsurteile, nach denen namhafte Unternehmen durch alle Instanzen verloren hätten.

Während sich CSU-Fraktionssprecher Herbert Heigl fragte, was Taufkirchen mit all dem zu tun habe, sehen andere die Gemeinde durchaus in der Pflicht, hier Stellung zu beziehen. Durch die öffentliche Diskussion erhofft sich Michael Lilienthal (Freie Wähler) vor allem eine "disziplinierende Wirkung". Auch der Grünen-Fraktionschef David Grothe betonte: "Wir sollten einen gewissen Druck aufbauen." Denn er fand: "Unbezahlte Arbeit ist Sklaverei, und die will ich in Taufkirchen nicht." Der Gemeinderat verständigte sich darauf, bei der Firma Leitner nun noch einmal konkret nachzufragen, "wie das beim Bau der Realschule gelaufen ist".

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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