Taufkirchen/Unterschleißheim:Bekenntnis zum Klimaschutz

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Die Bayernwerk AG setzt auf den Ausbau regenerativer Energie. Der Stromversorger investiert 2015 insgesamt 48 Millionen Euro in Kabelstrecken für diverse Kommunen des Landkreises München

Von Stefan Galler, Taufkirchen/Unterschleißheim

Die jüngsten Nachrichten dürften der Bayernwerk AG nicht gefallen haben: Von der Innovative Energie für Pullach GmbH (IEP) ist die Tochter des Stromriesen Eon zuletzt verklagt worden. Und zwar auf Herausgabe des Elektrizitätsnetzes der Kommune, schließlich hatte die IEP die Neuausschreibung der Konzession im Frühjahr 2014 gewonnen, jedoch konnte man sich nicht über die Formalitäten der Weitergabe des Netzes einigen. Schließlich hatte Bayernwerk im Dezember die Verhandlungen abgebrochen; wie es weitergeht, entscheiden nun die Gerichte.

Das Stromunternehmen will sich mit Verweis auf das schwebende Verfahren weiterhin nicht öffentlich zu dem Rechtsstreit äußern und präsentiert stattdessen seine Pläne für das laufende Jahr für die beiden Netzcenter im Landkreis, Taufkirchen und Unterschleißheim. Insgesamt 48 Millionen Euro geben die beiden Standorte 2015 für Netzmaßnahmen aus, bayernweit sind es in sämtlichen Netzcentern der Eon-Tochter sogar 520 Millionen Euro, davon allein 93 Millionen für erneuerbare Energieanlagen. Bayernwerk ist abgesehen von Mittelfranken, Schwaben und den Großstädten als Netzbetreiber im gesamten Freistaat vertreten und setzt dabei zunehmend auf die regenerativen Energien: Das Unternehmensnetz weise in Summe aller dezentraler erneuerbarer Energien, die in das Verteilernetz des Bayernwerks einspeisen, eine Leistung von 8400 Megawatt auf, was der Power von acht bis neun Großkraftwerken entspricht. "Damit verteilen wir in unserem Netz heute schon zu 60 Prozent erneuerbare Energie", sagt Ursula Jekelius, Leiterin Kommunen und Kooperationen bei der Bayernwerk AG. Bundesweit sei der Durchschnitt bei allen Netzbetreibern bei gerade mal 23 Prozent. "Die Prognosen sieht für 2050 vor, dass 50 bis 55 Prozent des Energiebedarfs regenerativ gewonnen wird, wir sind da jetzt schon einen Schritt weiter", so Jekelius. Allerdings fehlt zur Energievision des Landkreises München von 2005 auch der Bayernwerk AG noch ein Stück. Diese sieht vor, dass der Verbrauch um 60 auf 40 Prozent des damaligen Energieverbrauchs sinkt. Der Rest solle dann vollständig durch regenerative Energie abgedeckt werden. Ganz vorn steht bei den alternativen Energiequellen weiterhin die Solartechnik. Allein 255 000 Photovoltaik-Anlagen habe das Unternehmen bis jetzt in sein Netz integriert, davon 77 000 in Oberbayern. "Mit einer theoretischen Leistung von 5600 Megawatt ist unser Netz europaweit an der Spitze", sagt Ursula Jekelius nicht ohne Stolz.

Die Bayernwerk-Verantwortlichen sind sichtlich bemüht, ihr Unternehmen im besten Licht darzustellen, zu präsent sind all die negativen Schlagzeilen über die großen Stromkonzerne, vor allem seit die Bundesregierung nach der Fukushima-Katastrophe den Atomausstieg proklamiert hat. Und so berichtet Jekelius von den Problemen, die zu überwinden waren, als am 20. März die Sonnenfinsternis für einen plötzlichen Abfall der Photovoltaik-Leistung sorgte oder als an einem Sonntag im April der Bedarf weitaus geringer war als der eingespeiste Sonnenstrom ("Wir mussten den Überschuss in Höchstspannungsnetze ableiten"). Wichtig sei, dass der Kunde von derlei Extremsituationen nichts mitbekomme.

Uwe Wollschläger, Leiter Netzbau Taufkirchen, und sein Unterschleißheimer Pendant Günter Pöckl stellen schließlich die konkreten Projekte vor, mit denen sich Bayernwerk in diesem Jahr beschäftigt. Darunter sind einige kostspielige Investitionen in den Landkreisen Dachau, Freising, Fürstenfeldbruck und Starnberg. Im östlichen Landkreis München steht eine Erweiterungs- und Verkabelungsmaßnahme vom Gemeindegebiet Kirchheim bis zur Landesanstalt für Tierzucht in Poing/Grub an; im Isartal werden bereits seit 2003 auf einer Länge von 29 Kilometern die alten Zehn-Kilovolt-Leitungen durch 20-Kilovolt-Kabelstrecken ersetzt. In diesem Jahr steht ein knapp zwei Kilometer langes Teilstück in Pullach auf dem Programm, 21 Trafostationen werden erneuert, rund 500 000 Euro kosten die Maßnahmen 2015.

In Unterföhring müssen auf 1200 Metern Mittelspannungskabel ausgetauscht werden, Kostenpunkt: 150 000 Euro. "Dort ist die Verkehrsdichte wegen der Medienbetriebe sehr hoch. Der Bau wird also durchaus schwierig", sagt Netzbau-Leiter Günter Pöckl. Aus dem Umspannwerk Garching entsteht eine Mittelspannungsausleitung auf das Campus-Gelände in Richtung Neufahrn. Insgesamt 4,7 Kilometer sind zurückzulegen, die Kosten liegen bei rund 100 000 Euro. "Dort haben wir einen erheblichen Leistungszuwachs zu bewältigen, deshalb ist diese Maßnahme notwendig", so Pöckl.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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