Taufkirchen:Synergien für die Jugendhilfe

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Die in der Gemeinde erprobte Zusammenarbeit von Institutionen soll Schule machen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Seit gut einem Jahr ist Taufkirchen Modellkommune für eine flexiblere Jugendhilfe. "Regionaldialog" nennt sich das vom Landkreis München initiierte Programm, das durch die Vernetzung aller Akteure am Ort verbesserte Strukturen schaffen und somit junge Menschen gezielter fördern soll. Jetzt hat der Jugendhilfeausschuss des Kreises eine erste Bilanz des Projekts gezogen und die Weiterführung beschlossen. So sollen nicht nur im kommenden Schuljahr 15 000 Euro in die "Sozialpädagogische Lernhilfe" in Taufkirchen fließen. Geplant ist auch, das Instrument "Regionaldialog" auf andere Kommunen auszuweiten. 80 000 Euro sollen dafür zur Verfügung stehen. Für das Pilotprojekt in Taufkirchen war ein Budget von 30 000 Euro bereitgestellt worden.

Mehr als 100 von 120 eingeladenen Institutionen sowie Akteure des Landratsamts waren im vergangenen Sommer im Kultur- und Kongresszentrum zusammengekommen, um in Workshops passgenaue Maßnahmen für die Gemeinde Taufkirchen zu definieren. Es ging dabei vor allem darum, Ressourcen zu nutzen, die schon da sind, um die Einzelfallhilfen zu reduzieren. Einige Maßnahmen wurden hauptverantwortlich von der Gemeinde bereits umgesetzt, andere befinden sich noch in der Planung.

So nehmen seit fünf Monaten acht Kinder am Pilotprojekt "Sozialpädagogische Lernhilfe" teil. Dieses ergänzt die bisherigen Angebote der Nachmittagsbetreuung und Jugendsozialarbeit an der Grundschule am Wald. In der Kleingruppe wird der Lernstoff auf- und nachbereitet. "Die Kinder und Jugendlichen bekommen, was sie brauchen, um ein gutes Leben in der Gemeinde zu leben", lobt Sibylle Vogt von der Integrationsbezogenen Sozialen Arbeit (ISA) der Grundschule den "Regionaldialog."

An der Mittelschule wurde zudem eine "Flexible Trainingsklasse" im gebundenen Ganztag eingerichtet. Zielgruppe sind hier schulpflichtige Jugendliche, die als kaum oder nicht mehr beschulbar gelten. Sie haben einen akuten, hohen Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Die Klassengröße ist auf sechs bis acht Schüler begrenzt. Schulleiterin Nikola Kurpas betont in ihrem Fazit nach einem Jahr "Regionaldialog": "Wir profitieren sehr von der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt." Der Jugendhilfeausschuss beschloss auch dieses Projekt fortzuführen und bewilligte für das kommenden Schuljahr etwa 37 100 Euro, um eine sozialpädagogische Fachkraft mit zu finanzieren. Die Kosten teilen sich Kreis und Gemeinde.

Die Ausweitung des "Regionaldialogs" auf andere Gemeinden soll sich an der aktuellen Sozialraumanalyse des Landkreises orientieren. Demnach sollen Kommunen zum Zug kommen, die einen erhöhten Unterstützungsbedarf bei Kindern und Familien haben, also dort, wo mehr "Hilfen zur Erziehung" in Anspruch genommen werden als anderswo. Dazu gehören neben Taufkirchen derzeit Ottobrunn, Unterhaching, Haar, Kirchheim, Garching, Oberschleißheim und Unterschleißheim. Die Zahlen in der Analyse stammen aus dem Jahr 2016. Demnach erhielten im Landkreis 3066 Kinder in 2068 Familien Hilfen in der Erziehung. Bei 40 Prozent der Kinder wurden mehr als eine Hilfe gewährt. Der Anteil der Kinder mit Unterstützungsbedarf an allen unter 18-Jährigen betrug 6,7 Prozent.

© SZ vom 10.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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