Taufkirchen:Spielplatz gerettet

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Auf dem alten Brennereigrundstück wird gebaut. Der noch freie Grünstreifen aber soll jetzt offiziell zum Kindergarten und zum Kinderhaus gehören. (Foto: Claus Schunk)

Jahrelang durfte der Kindergarten St. Johannes in Taufkirchen einen Grünstreifen der Brennerei kostenlos nutzen. Als das Areal verkauft wurde, war der Gemeinde der Grund zunächst zu teuer. Nun ist man sich doch einig geworden

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Wohl dem, der einen Kindergartenplatz in einer Einrichtung ergattern konnte, zu der ein großer Garten gehört. Viel Grün, hohe alte Bäume, jede Menge Auslauf für die Kleinen - das steht auf der Prioritätenliste von Eltern oft ganz weit oben. Mit dem Kindergarten St. Johannes im Taufkirchner Postweg hatten sie daher bislang eine gute Wahl getroffen. Draußen spielen war hier dank eines Grünzugs auf dem alten Brennereigrundstück eine feine Sache. Nur gehörte der sechs Meter breite und 150 Meter lange Streifen eigentlich gar nicht zum Kindergarten. Gleichwohl hatte die Branntweinbrennerei seit Jahren die Mädchen und Buben auf ihrem Grundstück geduldet, ohne dafür Geld zu verlangen. Dann aber wurde die alte Brennerei abgerissen und das Areal verkauft. Pech für den Kindergarten: Das von ihnen bislang genutzte Grundstück mit Flurnummer 71 war der Gemeinde viel zu teuer, um es dem Eigentümer abzukaufen. Die Sache schien aussichtslos, doch nun gibt es doch eine Lösung.

Als Aline Erdmann, CSU-Gemeinderatsmitglied und Leiterin des Integra-Hauses der Familie, das ebenso an das 900 Quadratmeter große Grundstück angrenzt und in diesem Sommer bezogen wird, vor einigen Wochen in der Gemeinderatssitzung die dringende Bitte an Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) richtete, er möge sich doch bitte noch einmal für den Kauf des Grundstücks einsetzen, reagierte der Rathauschef äußerst zurückhaltend. Denn die bisherigen Verhandlungen mit den Liquidatoren waren wenig erfolgreich verlaufen. Die Vorstellung über den Preis lagen lange derart auseinander, dass eine Einigung nicht in Sicht schien. Sander sprach von dem Zehnfachen dessen, was der Gemeinderat als Verhandlungsbudget festgelegt hatte. Erdmann wollte sich nicht mit dem Scheitern der Verhandlungen abgeben, "dieses Dilemma wollten wir nicht auf sich beruhen lassen", sagte sie und bat den Bürgermeister inständig darum, die Gespräche noch einmal aufzunehmen. Sie glaubte an eine "gute Lösung", zumal viele in Taufkirchen der Ansicht seien, dass dieses schmale Flurstück sich ausschließlich als Ergänzungsfläche für die Kinder eigne.

Nach der Wiederaufnahme der Verhandlungen jubelte die CSU-Fraktion: "In dem neu angesetzten, außergewöhnlichen Rahmen zeigten sich die Verhandlungspartner kooperativ- und kompromissbereit." Starre und kontroverse Positionen seien aufgebrochen worden und die Idee "Freiraum für Kinder" vor ausschließlich wirtschaftliche Interessen gestellt worden.

Beide Seiten wurden also doch handelseinig.

Jetzt muss alles notariell noch fixiert werden. Bürgermeister Sander sieht die Sache im Rückblick betrachtet nicht mehr so dramatisch und das Ergebnis auch nicht ganz so überraschend. "Die Bereitschaft seitens der Verhandlungspartner war von Anfang an da", sagte er nach der Einigung. Es sei wohl all die Jahre ein Fehler gewesen, dass der Kindergarten die kostenlose Nutzung des Grundstücks als selbstverständlich erachtet hätte. "Da hat nie jemand ein Wort darüber verloren und mal gesagt: Schön, dass wir dort spielen dürfen." Sander weiß auch, dass viele Kinder von Brennereimitarbeitern in all den Jahren gerne diesen Kindergarten besucht hätten, "auch deshalb waren die Türen offen".

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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