Taufkirchen:Schwarzbauten sollen bleiben dürfen

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Auf das Recht achten: Am Waldweg in Taufkirchen sind illegal mehrere Häuser entstanden. (Foto: Claus Schunk)

Taufkirchen will die Siedlung am Waldweg aus dem Landschaftsschutzgebiet Deisenhofener Forst nehmen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Den Waldweg in Taufkirchen kennen die wenigsten. Denn anders als die Waldstraße liegt er nicht etwa im Ortsteil Taufkirchen am Wald, sondern auf der anderen Seite des Gemeindegebiets, direkt zwischen Maisfeldern und der Autobahn A 8. Wer vermutet schon, dass hier, mitten im Nirgendwo, seit Jahrzehnten eine kleine Splittersiedlung existiert? Dürfte sie auch eigentlich nicht, denn eine Bebauung ist im Außenbereich gar nicht erlaubt. Ein Teil der Häuser sind Schwarzbauten. Jetzt wagt die Gemeinde einen neuen Vorstoß, die Bauten nachträglich zu legalisieren. Sie will die Verordnung für das Landschaftsschutzgebiet ändern und damit eine Satzung ermöglichen, die die Häuser legalisiert.

Seit langer Zeit tut sich die Gemeinde schwer damit, wie sie mit den illegal errichteten Bauten umgehen soll. Einerseits will sie Schwarzbauten nicht Tür und Tor öffnen und Grundeigentümer ermutigen, einfach mal drauf loszubauen und sich erst hinterher um die Genehmigung zu kümmern. Andererseits stehen die Häuser am Waldweg zum Teil bereits seit 1924. Sie wurden von den Behörden jahrzehntelang geduldet, allerdings in dieser Zeit auch immer wieder erweitert oder durch Neubauten ersetzt. Dennoch will der Gemeinderat die Bewohner nicht einfach auf die Straße setzen und die Häuser abreißen lassen. Nach langer Diskussion hatte sich das Gremium vor zwei Jahren durchgerungen, mit Hilfe einer sogenannten Außenbereichssatzung die Häuser im Nachhinein zu legalisieren. Doch nun signalisiert das Landratsamt: Das ist nicht möglich, weil sich der Waldweg im Landschaftsschutzgebiet Deisenhofener Forst befindet.

Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) sieht als einzige Möglichkeit, einen Abriss der Häuser zu verhindern, die Landschaftsschutzgebietsverordnung an dieser Stelle zurückzunehmen. "Das ist ein Damoklesschwert für die Bewohner dort", sagt er, "ich bin das unseren Bürgern am Waldweg schuldig." Eine Mehrheit des Gemeinderats folgte am Donnerstagabend seinem Vorschlag, einen entsprechenden Antrag beim Landratsamt einzureichen. "Das ist nur konsequent", sagte Michael Lilienthal, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Er bezeichnete das Landschaftsschutzgebiet direkt neben der Autobahn als "absurd". Auch müssten die Menschen dort endlich Rechtssicherheit bekommen. "Und wir das Thema vom Hals."

Die Grünen und die Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) sehen das anders und stimmten gegen eine Änderung. "Die Leute wissen schon seit 2007, dass sie hier nicht bauen dürfen", sagte Rudi Schwab (Grüne). Trotzdem hätten sie munter weitergebaut, warf seine Fraktionskollegin Gabriele Zaglauer-Swoboda ein. Das Landratsamt habe die Bauten seit 20 Jahren toleriert, meinte Schwab. Er geht daher nicht davon aus, dass diese tatsächlich abgerissen werden. "Kein Gericht würde das mitmachen", ist er überzeugt.

Schwab sprach sich für den Erhalt des Landschaftsschutzgebiets an dieser Stelle aus. So sieht das auch Edith Hirtreiter, die Fraktionsvorsitzende der ILT: "Ich habe Bedenken, dass wir die Schleuse öffnen und noch mehr Leute Bedarf anmelden, das Landschaftsschutzgebiet zu verändern", warnte sie. "Die Bauten auf diese Art zu legalisieren, halte ich nicht für sinnvoll."

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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