Taufkirchen:Probewohnen

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Mehr als 1000 Neugierige machen sich in Taufkirchen selbst ein Bild von der ersten Traglufthalle, die der Landkreis für Asylbewerber aufgestellt hat. Am Mittwoch sollen die Flüchtlinge einziehen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Einmal unter die aufblasbare Hülle schauen, die Sechser-Abteile mit den metallenen Stockbetten aus dem schwedischen Möbelhaus begutachten, sich auf die Couch im Aufenthaltsbereich setzen oder einfach mal horchen, ob nicht doch mehr als ein leises Summen in solch einer Traglufthalle zu hören ist. Das Bedürfnis war am Sonntagabend offenbar groß, sich das weiße Ding mal von innen anzuschauen, das da auf der Taufkirchner Zirkuswiese direkt neben dem bunten Zelt vom Zirkus Rio aufgeblasen wurde. Mehr als 1000 Besucher zählte das Landratsamt München am Tag der offenen Tür seiner ersten Traglufthalle für die Notunterbringung von Flüchtlingen.

Natürlich waren viele Kommunalpolitiker darunter, die sehen wollten, ob eine solche aufblasbare Lösung auch bei ihnen in Frage käme, Bürgermeister aus Nachbargemeinden, wo demnächst auch eine solche Kuppel in den Himmel ragen soll. Vertreter von Helferkreisen, die sich auf die zukünftigen Aufgaben vorbereiten wollen, wenn auch bei ihnen bis zu 300 Flüchtlinge unter einem solchen fliegenden Dach unterkommen. Viele nickten anerkennend, fanden laut Landratsamt die Unterbringung wirklich in Ordnung. "Sie waren überrascht, wie großzügig das hier gestaltet ist", sagte eine Sprecherin, "wir haben überwiegend positives Feedback bekommen." Andere aber fanden die Abteile mit den sechs Betten dann doch etwas zu beengt. Viele der Besucher hätten vor allem wissen wollen, wie sie helfen können, stellten die Vertreter des Landratsamt fest. Diese hätte man an die Gemeinden und die örtlichen Helferkreise verwiesen, die wüssten meist, was fehle und wo es noch Probleme gebe. "Nur nicht einfach etwas zu der Halle bringen", lautete die Bitte der Behörde.

Dicht an dicht stehen die Spinde in der neuen Notunterkunft. (Foto: Claus Schunk)

Am Montag wurden noch die abschließenden Arbeiten vorgenommen, Fernseher installiert und der Cateringbereich fertiggestellt. Noch sind die Asylbewerber nicht eingetroffen. Die "Zuweisung der Regierung von Oberbayern", wie es im Behördendeutsch heißt, erfolge am Mittwoch. Voraussichtlich 70 Flüchtlinge werden zunächst unterkommen. Die Nationalitäten sind dem Landratsamt noch nicht bekannt. 300 Plätze hat die Behörde "freigemeldet". Ob alle belegt werden oder dem Wunsch des Landkreises entsprechend nur 250 Menschen in einer Halle unterkommen, kann das Landratsamt noch nicht sagen.

Auch mit dem weiteren Zeitplan für den Aufbau der anderen sechs Hallen hält sich die Behörde derzeit bedeckt. "Da sind so viele Unsicherheiten drin, die das verzögern können", so eine Sprecherin. Derzeit soll Neubiberg der nächste Standort sein, an dem eine Halle sich mit Luft füllen wird, die Pflöcke am Rande des Landschaftsparks sind schon eingeschlagen. Noch aber sind sich Neubiberg und Unterhaching, wo ebenfalls eine Halle entstehen soll, über die Zufahrt zur Neubiberger Unterkunft uneinig. In Oberhaching steht inzwischen auch der Standort am Bajuwarenring fest, in Grünwald musste das anvisierte Grundstück in Wörnbrunn laut Landrat wegen fehlender Anschlüsse wieder verworfen werden. Dieses Problem hat Unterföhring ganz pragmatisch gelöst: Die geplante Traglufthalle soll im Oktober auf einem Grundstück an der Ottostraße errichtet werden, wo das neue Gymnasium entstehen wird. Das Gelände muss in den nächsten Wochen erschlossen werden: Strom- und Wasserleitungen werden verlegt. Diese könnten auch gleich bleiben, wenn die Halle nach spätestens einem Jahr wieder abgebaut wird - für den Neubau des Gymnasiums an dieser Stelle.

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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