Taufkirchen:Paten-Vermittlung

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Patenschaften sollen es Flüchtlingen ermöglichen, in freundschaftlicher Atmosphäre Deutsch zu lernen. (Foto: Hess)

Die Nachbarschaftshilfe Taufkirchen bringt Flüchtlinge und Ehrenamtliche zusammen

Von Jana Treffler, Taufkirchen

Wohnungssuche, Behördengänge, Zurechtfinden im Alltag - wenn man auf sich alleine gestellt ist, kann all das zu unüberwindbaren Problemen werden in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht und dessen Gepflogenheiten einem noch unbekannt sind. Mit etwas Unterstützung sieht die Welt gleich ganz anders aus. In diesem Sinne hat die Nachbarschaftshilfe Taufkirchen gemeinsam mit dem Helferkreis Asyl ein Projekt auf die Beine gestellt, in dem Patenschaften zwischen Flüchtlingen und Ehrenamtlichen organisiert werden. Mit diesem Modell hat die Nachbarschaftshilfe in anderen Bereichen bereits viele positive Erfahrungen gesammelt. Seit zehn Jahren gibt es Patenschaften für Senioren und Jugendliche, in deren Rahmen auch schon zufällig eine Patenschaft mit einem jungen Flüchtling entstanden ist.

Das Prinzip dieser Patenschaften ist dabei dem einer Partnerschaftsvermittlung nicht unähnlich: Potenzielle Paten wie Flüchtlinge geben zunächst an, was sie gerne unternehmen würden, was sie bieten beziehungsweise brauchen können und wie viel Zeit miteinander verbracht werden soll. Dann wird das bestmögliche "Matching" ermittelt und die Tandembeziehung kann beginnen.

Die gemeinsam unternommenen Aktivitäten werden also individuell festgelegt und die Tandems können sich selbstständig entwickeln. Neben Hilfe bei all den bürokratischen Notwendigkeiten haben Flüchtlinge so auch Gelegenheit. Sport, Musik und den ganz normalen Alltag in Deutschland kennen zu lernen. Den Hauptpunkt stellt mit Sicherheit das Lernen und Praktizieren der Sprache dar. Die Deutschkurse laufen bereits, doch vor allem das Üben in freundschaftlicher Atmosphäre kann den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Die Nachbarschaftshilfe nimmt bei den Patenschaften neben der Vermittlerrolle noch die der unterstützenden Begleitung im Hintergrund ein. Sie bietet Hilfe, falls ein Pate nicht weiter weiß oder die Tandempartner das Gefühl haben, doch nicht zusammenzupassen und verfügt über das nötige Know-how bei Fragen zu den Abläufen im Jobcenter oder Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Die Paten sind über die Nachbarschaftshilfe haftpflichtversichert, und es sollen zudem Fort- und Weiterbildungen angeboten werden, die sich zum Beispiel mit dem Thema Erwartungen befassen. Oft hätten Ehrenamtliche eine enorme Erwartungshaltung gegenüber denjenigen, denen sie helfen und seien bei vermeintlich ausbleibender Dankbarkeit schwer enttäuscht. Es müsse gesehen werden, dass jeder Mensch sein eigenes Paket mitbringe, sagt die Geschäftsführerin der Nachbarschaftshilfe Andrea Schatz.

An einer ersten Informationsveranstaltung am Dienstag nahmen acht Interessierte teil, die zum Großteil schon Erfahrungen mit ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe haben. Die Nachbarschaftshilfe sucht aktuell noch Paten und freut sich über alle, die mitmachen wollen. Es gibt absolut keine Präferenzen in Bezug auf Alter oder Lebenssituation und auch Patenfamilien sind erwünscht. Die Erfahrung zeigt, dass von solchen Tandems beide Seiten profitieren und aus einer vorübergehenden Patenschaft nicht selten eine Freundschaft fürs Leben wird.

Für Informationen und Fragen steht Projektleiterin Helga Ziemons zur Verfügung (Telefon 0170/4157046, E-Mail: ziemons@nachbarschaftshilfe-taufkirchen.de)

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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