Taufkirchen:Nullnummer

Lesezeit: 2 min

SZ-Karte; Foto: dapd (Foto: N/A)

Anwohner bitten die örtliche SPD um Unterstützung im Kampf gegen die Änderung ihrer Postleitzahl. Doch die findet, dass es dafür zu spät ist

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

In Taufkirchen kann sich sicherlich keiner vorstellen, wie die Iren bis zum Sommer 2015 gänzlich ohne Postleitzahlen ausgekommen sind. Kein Witz: Das System wurde dort erst in diesem Jahr eingeführt, zuvor verließ man sich auf die Ortskenntnis der Briefträger, weil viele Häuser auf dem Land nicht einmal eine Hausnummer hatten und noch dazu an namenlosen Wegen lagen. Für manchen ist die Postleitzahl auch hierzulande nur eine austauschbare Ziffernfolge auf dem Briefumschlag, für andere aber ist es durchaus ein Grund, lautstarken Protest anzustimmen, wenn sich daran etwas ändern soll.

In Taufkirchen ringt man schon seit Jahren damit, auf dem gesamten Gemeindegebiet die einheitliche Postleitzahl 82024 einzuführen. Die Sache war diskutiert und auch bei der Post beantragt worden, lange bevor der jetzige Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) 2014 sein Amt antrat. Nun freute der sich kürzlich darüber, verkünden zu können, dass in dem Ortsgebiet östlich der Autobahn A 8, wo bislang die Ottobrunner Nummernfolge 85521 gilt, nun auch der Taufkirchen-Stempel draufkommt. Vor allem frohlockte der Bürgermeister, dass nun die dort angesiedelten großen Firmen wie Airbus eine Taufkirchner Adresse bekommen. Nicht gerechnet hat er offenbar aber mit den Bürgern, die in diesem Gebiet, dem Birkengarten, wohnen und überhaupt nicht mit der Vorgehensweise des Rathauses einverstanden sind. Unterschriften wurden gesammelt, bei der Bürgerversammlung vergeblich ein Antrag gestellt, dass der Gemeinderat sich doch noch einmal mit der Sache beschäftigen möge, und schließlich die SPD-Fraktion gebeten, sich der Sache anzunehmen. Viele Bewohner der Siedlung am Birkengarten sind richtig sauer auf den Bürgermeister und die Verwaltung, die offenbar ohne Votum des Gemeinderats die Änderung bei der Post beantragt haben. Das streitet im Rathaus auch keiner ab. Die Bürger vom Birkengarten aber finden, das geht so nicht.

Die SPD hat allerdings in ihrer Vorstandssitzung das Anliegen der Birkengarten-Bewohner abgelehnt, sich für eine Abkehr vom bereits eingeleiteten Verfahren einzusetzen. Denn der Vorstand war nach "kontroverser" Diskussion zu dem Schluss gekommen, ein Stopp der Änderung wäre "unverhältnismäßig". Den Bürgern teilte die SPD mit: "Die Aussage der Gemeindeverwaltung, dass das Verfahren nicht mehr rechtzeitig aufzuhalten ist, müssen wir hinnehmen." Allerdings räumten die Sozialdemokraten ein, dass die Angelegenheit für die Betroffenen ein für alle nachvollziehbares "Ärgernis" sei und das Vorhaben eine Belastung darstelle. Die SPD war sich auch einig darüber, "dass das Vorgehen der Gemeinde in der Sache nicht richtig war". Die Bürger hätten rechtzeitig und umfassend einbezogen werden müssen, findet die SPD. Inwieweit der Bürgermeister und die Verwaltung diese Entscheidung selbständig treffen durften, soll nun die Rechtsaufsicht des Landratsamts prüfen.

In der Behörde ist man überzeugt davon, dass es sich hierbei um eine Angelegenheit der "laufenden Verwaltung" handelt. Wie Abteilungsleiter Philip Hahn bestätigte, ist eine Postleitzahländerung allein eine Angelegenheit der Post. Bereits Ende 2014 habe das Landratsamt die Regierung von Oberbayern in diese Frage einbezogen und deren Antwort sei eindeutig: "Die Gemeinden haben keine Zuständigkeit und können lediglich auf die Post zugehen und Wünsche äußern." Auch hänge nichts von den Postleitzahlen ab, was die Gemeinde insgesamt betreffe, sagte Hahn. Gleichwohl könne sich ein Bürgermeister die Zustimmung des Gemeinderats holen.

In Irland sind übrigens viele gar nicht so glücklich mit den neuen Postleitzahlen, denn sie wurden nicht logisch, sondern zufällig verteilt. So haben Nachbarn eigentlich nie die gleiche Nummernfolge.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: