Taufkirchen:Nervensägen

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An der Waldstraße in Taufkirchen hat die Population der Saatkrähen enorm zugenommen. Gemeinde prüft eine Umsiedlung

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Saatkrähen gelten als sehr ruffreudig. Doch ihr lautes, durchdringendes "Krah", mit dem sie lebhaft kommunizieren, empfinden Anwohner vor allem in den Morgenstunden selten als tierische Bereicherung ihrer Umgebung. In Taufkirchen am Wald fühlen sich die Krähen mittlerweile offenbar so wohl, dass die Leute entlang der Waldstraße reichlich genervt von den gefiederten Mitbewohnern sind. Einige Bürger haben sich inzwischen an die Verwaltung gewandt. Sie beklagen eine heftige Zunahme der Population. Bislang hatte sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, die Vögel in Ruhe zu lassen. Jetzt soll der Beschluss aus dem Herbst 2013 noch einmal überdacht werden.

Ursprünglich hatten sich 2010 acht Brutpaare auf den Bäumen zwischen Waldstraße und Hagebaumarkt niedergelassen. Drei Jahre später zählte das Taufkirchner Umweltamt 65. Wenn die sich nun alle gegenseitig ankrächzen, mag sich keiner mehr so richtig vorstellen, dass die Tiere mit dem schwarzen, glänzenden Gefieder der Gruppe der Singvögel zugeordnet wird. Da die Saatkrähe aber seit 2003 auf der Vorwarnliste der Gefährdeten Arten steht, darf sie auf keinen Fall bejagt, allerhöchstens - und nur mit Ausnahmegenehmigung - vergrämt werden. Aber das wollte die Gemeinde Taufkirchen bislang auch nicht. Nun aber hat sich die Population in dem Gebiet nahezu verdoppelt. Der Zweite Bürgermeister, Alfred Widmann (SPD), sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung von mehr als 110 Nestern. Auch habe er festgestellt, dass sich die Vögel nicht mehr nur zwischen Waldstraße und Unterhachinger Gewerbegebiet niedergelassen hätten, sondern inzwischen auch in die Bereiche zwischen den Wohnblocks hineingewandert seien. Mal abgesehen von dem allmorgendlichen Geschrei seien auch 15 Parkplätze dadurch nicht mehr benutzbar. "Wer dort parkt, hat in der Früh acht große Flatscher auf seinem Auto", sagte Widmann, der befürchtet, die Krähen könnten sich noch weiter in dem Wohngebiet ausbreiten. Er regte an, bei der Regierung von Oberbayern eine Entfernung der Nester zwischen den Wohnblocks zu beantragen, solange die Vögel nicht brüten. Sein Vorschlag: Die Krähen auf der Südseite vergrämen und auf der Nordseite lassen. Auch Maximilian Löffelmeier (CSU) findet, man müsse die Krähen entfernen, wenn sie in diesem Ausmaße die Lebensqualität der Bürger beeinträchtigten.

Bei Beatrice Brückmann (ILT) stieß der Vorschlag auf Empörung. "Das werden eh nicht mehr, ein Paar bringt doch immer nur einen Jungvogel durch", sagte sie. Bei einer Vergrämung sei hingegen nicht abzuschätzen, ob sich die Probleme nicht noch vergrößerten. Wobei Brückmann die Krähen nicht wirklich als störend sieht. "Die unterhalten sich halt", findet sie, " es ist vieles laut in Taufkirchen, ich muss auch wegen Autolärm mein Fenster zumachen". Die Menschen seien das Problem, nicht die Vögel, die gehörten eben zum Lebensraum. Über die durch die Vögel verschmutzten Parkplätze müsse man eben ein Dach bauen. Das Umweltamt der Gemeinde soll nun noch einmal die Nester zählen, dann will der Gemeinderat erneut diskutieren.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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