Taufkirchen:Kein Ohr für die Jugend

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Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander steht in der Kritik

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Wenig Resonanz, aber viel Ärger im Gemeinderat hat sich Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) mit einer Veranstaltung für Jugendliche eingehandelt, die seine Gemeindeverwaltung, die Volkshochschule (VHS) und der Verein Demokratieverstärker Anfang Oktober im Jugendkulturzentrum abhielten. Hierfür hatte das Rathaus alle 18- und 19-jährigen Taufkirchener Erstwähler bei der Landtagswahl per Schreiben eingeladen - insgesamt 300 an der Zahl. Zu Pizza, alkoholfreien Getränken und politischer Diskussion erschienen dann aber nur drei von ihnen.

Diese "Jungbürgerversammlung", wie Sander sie bei seinem Rückblick im Gemeinderat nannte, sei bloß eine von mehreren Aktionen, die sich explizit an die Jugend im Ort richte. Unter anderem besuche er seit Jahresbeginn regelmäßig das Jugendkulturzentrum, um dort im Gespräch mit Jugendlichen deren Wünsche zu erfahren, berichtete der Bürgermeister. Überdies werde es im Frühjahr eine Veranstaltung in der Mittelschule mit jüngeren Jugendlichen geben.

Bei vielen Gemeinderäten kam Sanders Bericht indes gar nicht gut an. "Ich finde es unverschämt zu sagen, dass es eine Jugendbürgerversammlung gab - und der Gemeinderat wusste gar nichts davon", zürnte David Grothe, dessen Grünen-Fraktion vor zwei Jahren per Antrag solch eine Veranstaltung gefordert hatte. "Genauso enttäuscht, dass das komplett an uns vorbeiging", zeigte sich auch Matteo Dolce (SPD), ehe Michael Lilienthal chronologisch auflistete, was unter Sander in Sachen Jungbürgerbeteiligung in den vergangenen vier Jahren geschehen sei - "und das ist mehr als enttäuschend", befand der Freie-Wähler-Gemeinderat. "Sie haben erkennbar an diesem Thema kein Interesse", ergänzte Lilienthal an den Rathauschef gewandt. "Das sieht man einfach am Ablauf."

Ullrich Sander wehrte sich gegen die Vorwürfe, indem er mehrfach betonte, dass die Jungbürgerbeteiligung ein "dauerhafter Prozess" sei. "Die Veranstaltung war ein erster Schritt, da kommen noch viele hinterher." Dass der Abend mit den Erstwählern "nicht so war, wie Ihnen das gepasst hätte, tut mir leid", sagte der Bürgermeister. Zugleich mutmaßte er mit Blick auf die ihn attackierenden Gemeinderäte, "dass Sie vielleicht die Erwartung hatten, in der Jugendbürgerversammlung dabei sein zu können, um dort neue Mitglieder für Ihre Parteien zu gewinnen".

Diesen Seitenhieb des Rathauschefs nannte Gemeinderat Matteo Dolce "unglücklich". Nach dem, was ihm berichtet worden sei, "ist die Veranstaltung nicht besonders gut gelaufen. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass mehr mit uns gesprochen wird", sagte der SPD-Mann. Kritik am Rathauschef kam auch von Gabi Zaglauer-Swoboda (Grüne): "Jugendbeteiligung heißt doch, dass man die Jugendlichen am politischen Bildungsprozess beteiligt, und da gehört auch dazu, dass sie unterschiedliche Positionen kennenlernen - nicht, dass sie nur ihre Wünsche dem Bürgermeister erzählen", sagte sie. "Ich wäre zu dieser Veranstaltung auch nicht gegangen. Sondern ich wäre dahin gegangen, wo man sich streiten kann."

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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