Taufkirchen:Jungbürger in kleiner Runde

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Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander will die Jugendlichen in der Gemeinde stärker einbinden. (Foto: Claus Schunk)

Der Einladung der Gemeinde folgen nur wenige. Trotzdem wird ein Jugendrat gewählt

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die erste Jungbürgerversammlung in Taufkirchen ist groß beworben worden - auf Plakaten, im Internet, auf der Titelseite des Gemeindeblatts und sogar mit Durchsagen in den Schulen. Und doch sitzen zu Beginn der Veranstaltung gerade mal fünf Jugendliche an vier Tischen verstreut im Ritter-Hilprand-Hof. Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) legt das Mikrofon zur Seite und bittet die Anwesenden zu sich, um "in kleiner Runde" zu sprechen. Und so sitzen dann fünf, später sechs Jugendliche mit dem Rathauschef zusammen. Drumherum eine Phalanx aus zwei Handvoll Rathausmitarbeitern und einem halben Dutzend Gemeinderäte, die altersmäßig nicht mehr zur Zielgruppe gehören.

"Immerhin sind es ein paar mehr als beim letzten Mal, als ich eingeladen habe", sagt Sander mit Blick auf eine Veranstaltung mit Erstwählern im Vorjahr. "Da waren wir zu zweit." Schon zuvor und auch danach ist das Thema Jungbürgerbeteiligung im Gemeinderat hitzig diskutiert worden. Bereits vor Jahren gab es einen Antrag der Grünen auf eine regelmäßige Jungbürgerversammlung. Danach jedoch passierte lange Zeit wenig, weshalb SPD, Grüne und FDP im März zu einer eigenen Veranstaltung luden - ohne Einbeziehung des Bürgermeisters. Dabei hat sich seine Verwaltung des Themas mehr und mehr angenommen: Neben dem Treffen mit Erstwählern gab es eine Veranstaltung in der Mittelschule, deren Schüler auch im Gemeinderat vorsprachen. Zudem hielt Sander Bürgermeister-Sprechstunden im Jugendzentrum ab, und auch erste Wünsche wurden erfüllt - etwa der nach einem Grillplatz im Sportpark.

Auch von der mauen Resonanz bei der Premiere der Jungbürgerversammlung will man sich im Rathaus nicht entmutigen lassen - im Gegenteil: Noch heuer solle ein Jugendrat gewählt werden, kündigt Sander an. Dieser werde sich fortan regelmäßig treffen und als Sprachrohr der Zwölf- bis 25-Jährigen fungieren. 2300 von ihnen gibt es in Taufkirchen, und sie alle erhalten dieser Tage ein Schreiben, das über das Prozedere der Wahl informiert. So können sich potenzielle Kandidaten bis zum 28. Oktober im Rathaus melden. Dort werden Fotos von ihnen gemacht und Setkarten erstellt, die hernach in den Schaukästen der Gemeinde, den Schulen und dem Jugendzentrum ausgehängt werden. "Das soll wie bei einer Landtagswahl aussehen, dass sich die Kandidaten mit einem Wahlplakat präsentieren", erläutert Florian Müller, der das Projekt im Rathaus betreut. Die Wahl findet dann am 21. November in der Mittelschule sowie tags darauf in der Realschule und im Jugendzentrum statt. Die Ergebnisse werden am 25. November auf der Webseite der Gemeinde veröffentlicht.

Ziel sei es, so Sander, für den Jugendrat je drei Vertreter in den Altersklassen zwölf bis 15, 16 bis 20 und 21 bis 25 Jahre zu finden. "Schauen wir mal, ob wir das schaffen", sagt der Bürgermeister. Immerhin: Nach der Versammlung füllen alle anwesenden Jugendlichen einen Kandidatenbogen aus. Zuvor haben sie dem Rathauschef noch mehrere Anliegen mit auf den Weg gegeben. So regt Jan Kacprzak, 19, einen gemeindeübergreifenden Nachtbus an, mit dem man während der S-Bahn-Pause aus München heimfahren kann. Überdies solle die Gemeinde eine App entwickeln, um Bürger zu informieren und mit ihnen in Dialog zu treten, findet Kacprzak. Eine solche App sei bereits in Planung, erwidert Manuel Messner, der persönliche Referent des Bürgermeisters. "Das haben wir auf der Liste für nächstes Jahr."

Derweil schlägt der 20-jährige Lokführer Vincent Dierstein einen zusätzlichen Bahnübergang zwischen Taufkirchen und Unterhaching vor. Dort würden an einer Stelle etliche Menschen trotz Verbotsschildern die Gleise überqueren, was extrem gefährlich sei, sagt Dierstein. Hierauf verspricht Bauamtsleiter Stefan Beer: "Wir greifen das Thema auf." Zwar vermute er, dass sich der Übergang auf Unterhachinger Flur befinde. "Aber wir werden mit den Kollegen sprechen und auch versuchen, mit der Bahn Kontakt aufzunehmen."

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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