Taufkirchen:Jetzt geht's los

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Taufkirchen stimmt Neubau der Lindenpassage zu

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Der Abriss und Neubau der Lindenpassage im Taufkirchner Ortsteil Am Wald kann beginnen. Der Gemeinderat gab in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten grünes Licht für die Pläne des Investors. Ganz einig war sich das Gremium über das Vorhaben an dieser Stelle allerdings nicht. Neun von 24 Gemeinderatsmitgliedern stimmten am Donnerstagabend gegen das Konzept, hier ein schickes, überdachtes Einkaufszentrum mit 180 Wohnungen in den oberen Stockwerken hinzustellen.

Dem Beschluss vorangegangen waren jahrelange Diskussionen über die Zukunft des Areals gegenüber dem zweiten Taufkirchner Einkaufszentrum, der Eschenpassage. Dass die Lindenpassage in seiner jetzigen Form mit dem Charme der Siebzigerjahre keine Zukunft haben würde, war unumstritten. Die Passage gammelte seit Jahren vor sich hin, und ob der ungewissen Zukunft herrscht dort auch viel Leerstand. Ideen gab es immer wieder, wie das Zentrum zu sanieren wäre und attraktiver gestaltet werden könnte. Problematisch war vor allem die Lage nahe dem Unterhachinger Gewerbegebiet am Grünwalder Weg, das in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen ist und inzwischen zahlreiche Branchen beheimatet. Dennoch wollte die Gemeinde Taufkirchen die fußläufige Nahversorgung ihrer Bürger in der Eschen- und Lindenpassage aufrecht erhalten.

So schloss man mit dem Investor einen städtebaulichen Vertrag, der diese Nahversorgung genauso sichern soll wie bezahlbaren Wohnraum. Den gibt es zwar nicht in den jetzt neu geplanten 180 Wohnungen, allerdings bekommt die Gemeinde solchen Wohnraum in sanierten Nachbarblocks zur Verfügung gestellt. Die Grünen kritisierten diesen Deal, den Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) jedoch als völlig in Ordnung verteidigte.

Die Grünen lehnen die Pläne insgesamt ab, denn sie finden, dass die Dichte und Höhenentwicklung viel zu weit gehen. Über den Geschäften ist ein sechsgeschossiger Wohnungsbau mit stufenweise zurückversetzten Staffelgeschossen geplant. Vielen Anwohnern gefällt das gar nicht. Sie bezeichnen den Baukörper in ihren Einwendungen als zu massiv, befürchten Beschattung und sehen große Parkplatzprobleme auf das Quartier zukommen. Diese Einwendungen wurden von der Verwaltung allesamt zurückgewiesen. Die Grünen kritisieren daher, dass die gesamten Bedenken der Bürger abgeschmettert worden seien. "Das war keine echte Bürgerbeteiligung, sondern eine Pro-Forma-Beteiligung", meinte Fraktionssprecher David Grothe. Ihn stört auch, dass die Passage nach 22 Uhr und an Feiertagen geschlossen werden solle, "wir privatisieren öffentlichen Raum", findet er.

Diese Kritik wies Bürgermeister Sander entschieden zurück: Die Lindenpassage sei schon immer Privatgrund, stellte er klar. Auch habe bei diesem Projekt viel mehr Bürgerbeteiligung als üblich stattgefunden. "Das ist ein sehr intensives Verfahren gewesen." Er warf den Grünen vor, "mit plakativen Falschaussagen Stimmung zu machen". Neben den Grünen stimmten auch Eckhard Kalinowski (Freie Wähler), die Fraktion der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT), Ursula Schulze (FDP) und Peter Söllner (SPD) gegen das Projekt. Sie kritisierten vor allem die Größe des Baus.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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