Taufkirchen:Im Zweifel für den Laden

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Die Gemeinde macht Zugeständnisse beim geplanten Lärmschutzwall, damit ein Investor am Riegerweg einen Supermarkt baut

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Seit vielen Jahren wünschen sich die Bewohner des Taufkirchner Ortsteils Bergham einen Supermarkt. Und bestimmt ebenso lange bemüht sich die Gemeinde, gerade für die älteren Bürger in diesem Areal eine fußläufige Einkaufsmöglichkeit zwischen Riegerweg und Tegernseer Landstraße zu schaffen. Jetzt hat der Gemeinderat Planungen auf den Weg gebracht, die neben einer Wohnbebauung einen Vollsortimenter vorsehen. Um dem Interessenten die Lage weiterhin schmackhaft zu machen und nicht zur riskieren, dass er wieder abspringt, will Taufkirchen auf eine Fortführung des Lärmschutzwalls entlang der Tegernseer Landstraße verzichten, um so eine freie Sicht auf den Supermarkt zu gewährleisten.

Nicht alle im Gremium waren mit dem Zugeständnis an die Firma Edeka einverstanden, die laut Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) den Standort in Frage gestellt hat, sollte die Gemeinde auf den Lärmschutzwall bestehen. Insbesondere Beatrice Brückmann von der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) kritisierte: "Wie kann man sich so sehr für die Interessen des Bauwerbers und nicht für die Interessen der Menschen einsetzen?" Auch Herbert Heigl (CSU) hatte zu bedenken gegeben:"Wir dürfen nicht nur an den Vollsortimenter denken, sondern auch an die Leute, die dort wohnen."

Aber genau das sieht etwa der Zweite Bürgermeister Alfred Widmann (SPD) mit dem Bau des Supermarkts gegeben. "Ich war gerade erst wieder beim 85. Geburtstag einer Bürgerin am Riegerweg und sie bat mich inständig darum, endlich einen Laden im Ortsteil zu schaffen, da es ihr inzwischen sehr schwer falle mit ihrem Rollator bis zum Rathausplatz zu gehen", unterstrich er die Wichtigkeit dieses Vorhabens. Der Gemeinderat einigte sich schließlich darauf, den Lärmschutzwall nach Norden auslaufen zu lassen, auf eine Begrünung des östlichen Ortsrands von Taufkirchen - ganz gleich ob mit oder ohne Wall, aber Wert zu lagen. Auch soll der Supermarkt mit dem Rad erreichbar sein. Die Grünen wiesen darauf hin, dass der im Plan eingezeichnete Radweg entlang der Tegernseer Landstraße in Richtung Zacherlweg auch umgesetzt werden müsse.

Mit der Entscheidung über die jüngste Planungsänderung ist der Gemeinderat mit dem Bauvorhaben am Riegerweg nun weiter als er jemals war. Bereits im Jahr 2011 hatte es erste Pläne für dieses Gebiet gegeben, die dann jedoch wieder verworfen wurden. Vor zweieinhalb Jahren nun kam das Vorhaben wieder auf den Tisch, im Gemeinderat wurde mit dem Investor, der Obermeier-Gruppe OTB Service GmbH, heftig um ein Konzept gerungen, dem das Gremium zustimmen konnte, und das "einen Mehrwert" für Taufkirchen hat, wie es damals hieß. Geplant waren hundert Wohnungen, zehn davon sollten mit Mietpreisbindung für Erzieherinnen und Pflegepersonal vorgesehen werden. Auch rang der Gemeinderat dem Investor das Versprechen ab, einen Supermarkt und eine Tageseinrichtung für Senioren mit einem Café zu errichten. Als die Planungen im vergangenen Sommer vorgestellt wurden, war von einer Großtagespflege aber keine Rede mehr. Entsprechend sauer reagierte ein Teil des Gremiums, insbesondere die Grünen fühlten sich über den Tisch gezogen. Hatte doch Gabriele Zaglauer-Swoboda aufgrund dieses Zugeständnisses des Investors überhaupt nur dem Bauvorhaben zugestimmt.

Allerdings hat die Gemeinde als Ausgleich für das Baurecht an dieser Stelle der Obermeier-Gruppe ein 2500 Quadratmeter großes Grundstück zu günstigen Konditionen abgekauft, Bürgermeister Sander bezeichnete den Handel als "interessensgerechten Ausgleich", man könne nicht an allen Ecken und Enden etwas fordern, mahnte er in der Diskussion über den Lärmschutzwall.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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