Taufkirchen:Hygiene beim Händeschütteln

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Keine Berührungsängste: Bürgermeister Ullrich Sander und seine Frau (links) begrüßten die Gäste mit Handschlag und teils mit Umarmungen. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister Ullrich Sander stellt beim Neujahrsempfang Desinfektionsmittel bereit

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Direkt am Eingang, so mittig, dass manch ein Gast dieses Neujahrsempfangs ihn beinahe umrempelt, steht also tatsächlich ein mobiler Desinfektionsmittelspender. Er ist offenbar die Antwort auf eine von zwei Fragen, die sich im Vorfeld dieser Veranstaltung gestellt hatten. Schließlich hatte der Gemeinderat nur sechs Tage zuvor ausgiebig über einen Antrag der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) diskutiert, wonach der Bürgermeister das "monarchische Defilee" der Gäste beim Neujahrsempfang abschaffen solle - unter anderem, da es aus hygienischen Gesichtspunkten unverantwortlich sei, Hunderte Hände zu schütteln.

Diesen Vorstoß lehnte der Gemeinderat jedoch mit großer Mehrheit ab, und so stehen Ruth und Ullrich Sander - sie im Dirndl, der Bürgermeister im Janker und mit Amtskette um den Hals - nun also nur wenige Meter vom Desinfektionsmittelspender entfernt vor der Tür und begrüßen die gut 200 Gäste. Manche mit Handschlag, manche mit Küsschen, manche mit Umarmung. Und manche auch gar nicht - nämlich jene, die sich unbemerkt an den Gastgebern vorbei in den Saal schleichen. Das Gros der Besucher tauscht jedoch freundliche Worte mit dem Ehepaar Sander aus, was zum einen dazu führt, dass die Warteschlange im Foyer auch heuer wieder bis zum Treppenhaus reicht - was die ILT ebenfalls kritisiert hatte wegen der "vielen Gäste, die nicht so lange stehen können". Zum anderen dauert die Begrüßung weit länger als gedacht, weshalb Sander - nach einer musikalischen Einlage einiger Mittelschüler um Musiklehrerin Ilona Seufert - mit leichter Verspätung ans Rednerpult tritt.

Dort stellt sich dann die zweite für viele Besucher durchaus interessante Frage: Würde der Bürgermeister an diesem Abend und 46 Tage vor der Kommunalwahl erneut so nonchalant Wahlwerbung betreiben wie bei der Bürgerversammlung im Oktober? Da hatte Sander in seiner Rede über sich und den Landrat zu den Besuchern gesagt, dass sich beide freuen, "wenn Sie uns Ihre Stimme geben" - ein Satz, der nicht überall gut ankam. Diesmal aber verkneift sich der Rathauschef derlei Werben - im Gegenteil: Nicht nur begrüßt Sander ausdrücklich die anderen Bürgermeisterkandidaten, sondern er sagt auch, mit einer Prise Demut: "Wer weiß, ob ich hier nächstes Jahr wieder die Rede halten kann?"

Wobei der Bürgermeister in seinen Ausführungen nicht darauf verzichtet, die Fortschritte in der Gemeinde und seine persönlichen Erfolge in der nun bald endenden Amtsperiode hervorzuheben. Allen voran habe er, wie vor der Wahl 2014 versprochen, das Rathaus befriedet, das inzwischen nicht nur für Bürger, sondern auch für die Mitarbeiter wieder "ein angenehmer Platz geworden ist". Auch das neue Logo der Gemeinde, der aufgehübschte Internetauftritt und das überarbeitete Gemeindejournal hätten "für gute Stimmung gesorgt", so Sander. Darüber hinaus seien diverse Projekte angeschoben worden - vom Bau der neuen Grundschule Am Wald, die Ende des Jahres bezogen werden soll, über die Verschönerung der Bahnunterführungen und bis hin zur Jungbürgerbeteiligung, die erst kürzlich zur Gründung eines Jugendrats geführt hat. Weniger Erfolg hatte die Gemeinde derweil bei ihrer Suche nach einem Betreiber für den Köglwirt im Sportpark. Noch bis Ende Januar könnten potenzielle Wirte ihr Interesse bekunden, sagt Sander. "Und ein paar Bewerbungen sind auch schon da."

Am Ende eilen die Gäste zum Büffet - vorbei am bis dato kaum benutzten Desinfektionsmittelspender. Er steht inzwischen etwas abseits, nachdem ihn jemand zur Seite geräumt hat.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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