Taufkirchen:Hauptsache konsequent

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In einer neuen Gesprächsreihe diskutieren Eltern über Erziehung

Von Annkristin Engelbrecht, Taufkirchen

Wie viele Süßigkeiten darf mein Kind essen? Wie oft soll der Fernseher eingeschaltet werden? Und wann gibt es das erste Smartphone? Diesen und vielen weiteren Fragen rund um die Themen Familie und Konsum nähern sich Mütter und Väter von Kindern bis 14 Jahre in den Eltern-Talk-Gesprächsrunden der Aktion Jugendschutz an, die im Taufkirchner Integra-Haus künftig regelmäßig stattfinden sollen.

Zur Auftaktveranstaltung mit der Taufkirchner Eltern-Talk-Moderatorin Katrin Ströher, 30, und der Regionalbeauftragte des Projektes, Nadere Tolksdorf, 56, sind am Donnerstag sieben interessierte Mütter und Väter in das Familiencafé am Postweg gekommen. Einige haben ihre Kinder mitgebracht, und es gibt jede Menge Diskussionsbedarf. Bei Lisa, 30, Mutter von Linea, 14 Monate, und Jonas, acht Jahre, galt in der Kindheit zum Beispiel ein striktes Süßigkeiten- und Fernsehverbot. "Wenn ich mich damals bei Freundinnen zu Hause getroffen habe, wollte ich meistens immer nur fernsehen, weil ich es ja zu Hause nicht durfte, obwohl meine Freundinnen mit mir spielen wollten", erzählt sie lachend, "und nach der Schokolade habe ich auch gerne gegriffen." Bei ihren Kindern achtet sie jetzt auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Süßigkeiten, Obst und Gemüse, Spielen und Fernsehen. "Das klappt bis jetzt echt gut", sagt sie stolz.

Julia, 31 und Mutter des einjährigen Alexander, sieht das anders: "Bei mir zu Hause gab es damals kaum Süßigkeiten und ich habe nur sehr selten ferngesehen, so lebe ich heute immer noch", argumentiert sie, "das, was mir von meinen Eltern vorgelebt wurde, habe ich für mich und mein Kind übernommen". Beide Konzepte scheinen zu funktionieren. "Aber an Weihnachten dürfen auch mal ein paar Plätzchen mehr bei den Großeltern gegessen werden", ist sich Petra, Mutter eines 13-jährigen Mädchens, sicher, "Oma und Opa sind doch schließlich zum Verwöhnen da."

Auch Smartphones stellen Eltern vor viele Fragen. Müssen Kinder in der sechsten Klasse schon eins bekommen, um nicht als Außenseiter zu gelten? Diese Beobachtung musste Nadere Tolksdorf in ihrer neunjährigen Amtszeit als Schulsozialarbeiterin oft machen. "Auch wenn Handys in der Schule verboten sind, werden sie ja trotzdem vor und nach dem Unterricht ständig benutzt", erzählt sie, "und wer dann keins hat, kann nicht mitreden und wird manchmal sogar deswegen gehänselt." Und dann? Über den eigenen Schatten springen und die Prinzipien hintenan stellen? Nein, da sind sich alle Teilnehmer einig: Es sei wichtig, seine eigene Linie zu finden und hinter dieser zu stehen - es gibt eben viele gute, aber auch verschiedene Erziehungsstile.

Und ein konstruktiver Austausch hilft immer. Dafür steht der Eltern-Talk. Es werden keine pädagogischen Konzepte vorgestellt, und es gibt auch keine bestimmten Leitfäden für die Erziehung. "Unsere Teilnehmer sollen mit dem Herzen zuhören und diskutieren, um am Ende das mitzunehmen, was ihnen gefällt", sagt Tolksdorf.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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