Taufkirchen:Gender-Sternchen für den Weihnachtsbaum

Lesezeit: 1 min

Bürgermeister Sander beschenkt die Gemeinderäte mit einer Broschüre zur geschlechtergerechten Sprache

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

In der letzten Sitzung des Jahres haben die Mitglieder des Taufkirchner Gemeinderats auf ihren Tischen ein Weihnachtspräsent aus dem Rathaus vorgefunden. Unter anderem gab's einen Plätzchenausstecher in Herzform, eine Kerze, Lebkuchen, Mandarinen - und eine druckfrische Broschüre mit der Überschrift "Richtig gendern". Der Flyer, der den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten quasi als Weihnachtslektüre unter den Christbaum gelegt wurde, rät zu Formulierungen wie Team statt Mannschaft, Geburts- statt Mädchenname und Fachkraft statt Fachmann. Ebenfalls auf der Streichliste steht der Zugang für Rollstuhlfahrer, der zum rollstuhlgerechten Zugang werden soll.

Dazu gibt es noch allerlei allgemeine Tipps für eine geschlechtergerechte Schreibweise - vom Binnen-I bei "MitarbeiterIn" bis zum Gender-Sternchen bei "Mitarbeiter*in". "Ich möchte keine Sprachpolizei auf den Plan rufen", heißt es im Anschreiben von Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), "aber ich möchte für diese Sprachgewohnheiten sensibilisieren."

Zunächst freilich mussten Sander und das Rathaus selbst für das Thema sensibilisiert werden - und zwar durch einen Antrag der Grünen-Fraktion. Sie hatte im Sommer gefordert, dass die Gemeindeverwaltung bei allen Schreiben, Formularen und Veröffentlichungen eine "geschlechtersensible Sprache" verwendet, und zwar in Anlehnung an die Richtlinien der Bayerischen Staatskanzlei. Beispielhaft verwiesen die Grünen auf einen Artikel im Gemeindeblatt Wir informieren aus dem Frühjahr, der nach der Wahl darüber informierte, dass die FDP einen "Vertreter" in den Gemeinderat entsendet. Gemeint war Maike Vatheuer-Seele, doch ob der Formulierung habe man glauben müssen, die FDP-Frau sei "von ihrem Mandat zurückgetreten", hieß es im Grünen-Antrag. Und weiter: "Auch in den übrigen Texten des Wir Informieren wird meist nur die männliche Form verwendet."

Das hat sich seither geändert. Und nun solle die neue Broschüre auch "Rathaus und Gemeinderat, aber auch Bürgerinnen und Bürger für das Thema sensibilisieren", heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung. "Wir wollen das Engagement, die Leistung aber auch die spezifischen Bedürfnisse von Frauen in Taufkirchen besser sichtbar machen", erklärt Grünen-Sprecherin Stefanie Düsberg. "Geschlechtergerechte Sprache ist ein Mittel dazu."

Dabei sei ihm bewusst, schreibt Ullrich Sander in der Broschüre, dass alleine die Begriffe geschlechtergerechte Sprache oder gendern "derzeit schnell auf Ablehnung und Kritik stoßen". Wohl auch deshalb betont der Rathauschef: "Das alles soll keine Anweisung oder Vorgabe, sondern eine Hilfe und Stütze sein und ein Mittel zur Sensibilisierung beim Umgang mit Worten."

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: