Taufkirchen:Gemeinderat kippt Heckenzwang

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Im Taufkirchener Wohngebiet Mitterfeld sind künftig auch Zäune und Mauern erlaubt

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

An Maschendrahtzäunen mit dahinter gepflanzten Hecken führte bislang im Taufkirchner Wohngebiet "Im Mitterfeld" kein Weg vorbei. Denn seit 1983 stand fest: Wer hier sein Grundstück einfriedet, hat sich genau an diese Vorgabe aus dem Bebauungsplan zu halten. Allerdings hatten laut Verwaltung in jüngster Zeit immer mehr Bürger aus dieser Siedlung den Wunsch geäußert, die vorgeschriebenen Hecken durch Zäune zu ersetzen. Dem ist der Gemeinderat nun nachgekommen, indem er durch eine Planänderung die Vorgabe der "hinterpflanzten Hecken" einfach ersatzlos strich. Das Gremium war mehrheitlich der Ansicht, die Vorschrift sei nicht mehr zeitgemäß und entspreche dem Geschmack der Bürger nicht. Der Bauausschuss hat nun, mit knapper Mehrheit zwar, trotz diverser Einwände von Bürgern und Behörden im Rahmen der öffentlichen Auslegung, dieser Änderung zugestimmt. Zukünftig können die Bewohner im Bereich des Nelkenwegs ihre Grundstücke auch mit Zäunen und Mauern mit einer Höhe bis zu zwei Metern einfrieden, wie das Landratsamt in seiner Stellungnahmen betonte.

Dass das nicht jedem in der Siedlung gefällt, ist allein aus den eingegangenen Einwänden der Bürger ersichtlich. "Mir ist nicht bekannt, dass eine oder mehrere Eigentümer am Nelkenweg jemals in der Vergangenheit und bis heute einen solchen Wunsch geäußert haben", wunderte sich einer von ihnen. Vor allem weisen die Anwohner auf das "ökologische Reservat" hin, in dem viele heimische Vögel ihre Brutstätten bauten. Damit vertreten sie die gleiche Meinung wie das Umweltamt der Gemeinde, das monierte: "Wenn Betonwände oder Holzpalisaden errichtet werden, die noch nicht einmal höhenbegrenzt sind, so ändert sich das Ortsbild negativ, auch die ökologische Funktion einer Einfriedung geht verloren." Auch das Landratsamt mahnte: "Die als Einfriedung vorhandenen Hecken sollten unter Schutz gestellt werden." Das Gebiet sei relativ dicht bebaut, mit entsprechend wenig Gehölzbestand. "Die vorhandenen Hecken sind als Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger essenziell und deshalb zu schützen."

Die Gemeindeverwaltung sieht das jedoch weniger dramatisch, schließlich seien der Erhalt und die Bepflanzung neuer Hecken weiterhin zulässig, und die Durchlässigkeit für Kleintiere im Bodenbereich sei zudem in der Neuregelung festgesetzt. Auch sah die Beschlussvorlage vor, die südliche Grenze der Siedlung hin zur offenen Landschaft von der Änderung auszunehmen. Gabriele Zaglauer-Swoboda von den Grünen befürchtet dennoch eine negative Entwicklung in diesem Gebiet und verweist dazu auf benachbarte Siedlungen, in denen auf eine solche Vorschrift verzichtet wurde. "Wer wissen will was dann passiert, kann sich die weißen Plastikzäune anschauen", sagte sie. In anderen Gemeinden werde genau der umgekehrte Weg hin zu natürlichen Einfriedungen beschritten. "Wehret den Anfängen", warnte auch Peter Soellner von der SPD. Er sorgt sich, genauso wie Swoboda und Edith Hirtreiter von der ILT, vor allem um den Erhalt des Lebensraums für Tiere. Man müsse ja nicht pflegeintensive Hecken vorschreiben, Sträucher seien ja auch denkbar, lautete der Kompromissvorschlag der Grünen.

Die Fraktionen der CSU und der Freien Wähler allerdings hielten an der Entscheidung fest, die Gestaltung der Einfriedungen in dem Wohngebiet frei zu geben und hatten gemeinsam eine Stimme mehr als die Gegner der Änderung. "Wir beschließen ja nicht, dass alle Hecken wegkommen, sondern nur, dass die Anwohner das selbst entscheiden können", meinte Michael Neumayer (CSU). Michael Lilienthal (Freie Wähler) findet, die Gemeinde solle die Bürger nicht bei allem bevormunden und betonte: "Wir sollten das nicht so hoch hängen. Wenn ein oder zwei Hecken verschwinden, ist ja nicht gleich das ganze Ökosystem gefährdet."

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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