Taufkirchen:Frischer Wind und Brezensuppe

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Bürgermeister Ullrich Sander (rechts) probierte erste Schmankerl der neuen Wirte Ferdinand und Sebastian Zinner (Zweiter und Dritter von links). (Foto: Claus Schunk)

Die Brüder Zinner übernehmen die Gastronomie im Ritter-Hilprand-Hof. Die Gemeinde setzt große Hoffnungen in die Wirte

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Am Ende überzeugte der Schweinsbraten mit Knödel und eine "traumhaft gute" Brezensuppe, wie Taufkirchens Zweiter Bürgermeister Alfred Widmann urteilte. Der Ritter-Hilprand-Hof bekommt mit den Brüdern Sebastian und Ferdinand Zinner neue Wirtsleute, die "ordentliches, bodenständiges Essen mit toller Qualität " garantieren sollen. Leicht hat sich der Gemeinderat diese Entscheidung nicht gemacht und sogar einen Berater aus dem Gastrobereich eingebunden, um sein Kulturzentrum auch kulinarisch zukunftsfähig zu machen. Der Vertrag des bisherigen Wirts Luis Bojani läuft zum 30. Juni aus, dann wird umgebaut und mit der neuen Spielzeit im September wiedereröffnet.

Immerhin 28 Bewerber hatten ihr Interesse an der Gaststätte im Ritter-Hilprand-Hof bekundet. Auch bekannte Namen sollen dabei gewesen sein, doch wollte die Gemeinde keinen Wirt engagieren, der in Taufkirchen lediglich eine von vielen Filialen führt. "Es geht vor auch darum, dem Haus ein neues Leben einzuhauchen", erklärte Berater Julian Siebach bei der Bekanntgabe der Entscheidung. Und genau dies hätte man bei den Zinner-Brüdern gespürt. Das Duo sei mit Herzblut dabei, Siebach sieht bei ihnen Bodenständigkeit und Innovation vereint. Eine hohe Anforderung. Auch die Herausforderung, bei den verschiedensten Veranstaltungen in den Sälen des Kulturzentrums eine optimale Bewirtung anzubieten ist groß. Offenbar traut man den Zinners mehr als den anderen zu, neuen Schwung in den Laden zubringen und ihm ein eigenes Gesicht zu geben- ihr Gesicht. Denn wichtig war dem Gemeinderat auch die Präsenz der Wirte in ihrem Kulturzentrum. Fünf Bewerber kamen in die zweite Runde, am Ende kochten zwei Kandidaten für den Gemeinderat.

Sebastian Zinner ist 27 Jahre alt, Groß- und Einzelhandelskaufmann sowie gelernter Koch. Er machte seine Ausbildung im "Lenbach", kochte mit Alfons Schuhbeck und beim FC Bayern. Sein sechs Jahre jüngerer Bruder Ferdinand ist ausgebildeter Hotelfachmann. Seit 2013 betreiben sie gemeinsam "Zinner Catering" und beschäftigen zwölf Angestellte und zehn Aushilfen. Zu ihren Kunden zählen die Walter-Klingenbeck-Realschule Taufkirchen und das Gymnasium Grünwald, sie sind aber auch auf Caterings und Kochkurse spezialisiert.

Zapfen werden sie im Ritter-Hilprand-Hof das Bier der Privatbrauerei Ayinger. Auch bei dieser Entscheidung hat die Regionalität eine entscheidende Rolle gespielt. Schließlich sei das Ayinger das einzige Bier aus dem Landkreis, sogar die Gerste werde teilweise in Taufkirchen angebaut, warben dessen Vertreter. Einstimmig war diese Entscheidung im Gemeinderat zwar nicht gefallen, denn "es gibt in Oberbayern wohl nichts, was kontroverser diskutiert wird als die Auswahl des Bieres". meinte Siebach.

Vor allem erhofft sich der Leiter des Kulturzentrums, Michael Blume, mit dieser Brauerei auch einen weiteren Mitstreiter für neue kulturelle Impulse. Schließlich veranstaltet die Brauerei in Ottobrunn bereits seit 15 Jahren einen Kabarett-Wettbewerb. Blume ist überzeugt, mit den jungen Wirten und seinem neuen Marketing-Leiter Markus Bauer nun ein Team beisammen zu haben, mit dem er den Ritter-Hilprand-Hof noch attraktiver machen kann - vor allem auch als Tagungsort. "Wir haben geile Ideen und werden irre Sachen machen", kündigte er an. Nach dem Umbau, der in der Gaststätte auch kleinere Auftritte und einen Barbetrieb ermöglichen soll, werde das Kulturzentrum für den Start in die neue Saison gut aufgestellt sein.

Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) versucht vor allem Bedenken von Taufkirchnern zu zerstreuen, die nach ersten Diskussionen im Gemeinderat befürchteten, ihr Kulturzentrum könnte ein Schickimicki-Haus mit überhöhten Preisen werden. "Die Brüder Zinner und die alteingesessene Brauerei werden den frischen Wind zu einem Sturm ausweiten", gibt sich Sander zuversichtlich. All denjenigen, die Kritik am Programm und der Neuausrichtung des Kulturzentrums üben und nörgeln, dies sei ja für die Münchner, sagte er:" Wir müssen im Interesse der Bürger auch über die Grenzen Taufkirchens hinaus denken."

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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