Taufkirchen:Ein Zuhause aus Holz

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In Taufkirchen ist nach Gräfelfing das zweite "Asyldorf" im Landkreis fertig geworden, das die Firma Feel Home errichtet hat. Hier könnten bis zu 224 Asylbewerber einziehen - zusätzlich zu neuen Flüchtlingen, die dann in der Traglufthalle leben

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Wer den Winter über nicht in Taufkirchen an der S-Bahn entlang geradelt ist, wird sich jetzt wohl über die sieben zweigeschossigen Holzhäuser wundern, die hier so rasch hinter der neuen Realschule auf den Kegelfeldern errichtet wurden. Die neue Asylbewerberunterkunft des Landkreises München ist fertig, am kommenden Montag sollen bereits die ersten Flüchtlinge aus der Taufkirchner Traglufthalle hier einziehen.

"Asyldorf" nennt Konstantin von Abercon von der Firma Feel Home diese Art der Unterbringung in mehreren Häusern. Das Unternehmen hat in Taufkirchen nun nach Gräfelfing das zweite im Landkreis in Modulbauweise errichtet. Bis zu 224 Asylbewerber sollen in den sieben Gebäuden mit je vier Wohnungen unterkommen, die wiederum aus je zwei Vierbettzimmern, zwei Bädern und einer Küche bestehen. Laut Landratsamt wurden etwa 82 000 Euro Mietkosten und knapp 31 500 Euro Nebenkosten pro Monat von der Regierung von Oberbayern genehmigt.

Bei der Bevölkerung stößt die neue Unterkunft auf reges Interesse. Etwa 300 Bürger waren am Donnerstag der Einladung des Landratsamts gefolgt, einen Blick in die fertigen Häuser zu werfen. Sie waren gekommen, um die Metalltreppen hinaufzusteigen, in die Wohn- und Badezimmer zu schauen, die Schränke zu öffnen und um die Stockbetten und die Waschmaschine zu fotografieren. Aber auch um zu hören, was der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) und der Taufkirchner Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) dazu zu sagen haben.

Großer Andrang vor der neuen Asylbewerber-Unterkunft in Taufkirchen. Viele Bürger wollten die Häuser der Firma Feel Home besichtigen. (Foto: Claus Schunk)

Sander bemühte sich vor allem klar zu stellen, dass der Landkreis der Mieter der Häuser sei und die Gemeinde nur das Grundstück an Feel Home verpachtet habe. Er ahnte wohl schon, dass nicht alle Besucher des Nachmittags der offenen Türen mit der Unterbringung von Flüchtlingen in diesen Häusern einverstanden sind, und sagte: " Wir müssen die Asylbewerber unterbringen. Das ist halt so. Wir müssen den Ansturm bewältigen. Wenn viele in Taufkirchen auf Wohnungen warten und diese Häuser mit Neid anschauen, müssen wir daran arbeiten." Kritikern an dem Standort zwischen Schule und Kindertagesstätte entgegnete er: "Es gab Druck, dass ein gemeindliches Grundstück gefunden werden musste, das auch schon erschlossen ist." Ausdrücklich lobte er den Helferkreis, der bereits in der Traglufthalle aktiv war, für die Integrationsarbeit. Daher setzte sich die Gemeinde beim Landratsamt auch dafür ein, dass die 190 bislang dort untergebrachten Flüchtlinge im Ort bleiben und in die neue Unterkunft übersiedeln. Die Traglufthalle auf der gegenüberliegenden Seite des Köglwegs werde gereinigt und etwas saniert. Dann ziehen dort wieder neue Leute ein. Taufkirchen werden dann also doppelt so viele Flüchtlinge unterbringen, so Sander.

Viele der Besucher lobten die Ausstattung der Unterkunft. Das sei auf jeden Fall viel besser als die Unterbringung in der Traglufthalle, bringe die Menschen näher an die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung und fördere so die Integration, betont Andreas Bayerle, Taufkirchens Sozialreferent. "Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit haben", sagte der Landrat-Stellvertreter Weidenbusch. In den Turn- und Traglufthallen gebe es doch eine "erhebliche Einschränkung der persönlichen Möglichkeiten." Im Landkreis gebe es ein großes Miteinander ohne politischen Zwist, um die Asylbewerber human und vernünftig unterzubringen. Es gebe an dieser Stellen sicher auch Menschen, "die Hass und Rassismus in unser Land tragen", so Weidenbusch, "doch sie sollten keine Chancen haben".

Bevor am Montag 190 Flüchtlinge aus der gegenüber stehenden Traglufthalle hier einziehen, besichtigen noch viele Taufkirchner die Räume. (Foto: Claus Schunk)

Bei der Belegung der Häuser werde das Landratsamt versuchen, "keine Probleme zu schaffen, sondern sie zu vermeiden", und notfalls auch die Zusammensetzung der Wohngemeinschaften ändern. Der Äußerung, dass noch mehr kämen, wenn die Wohnungen so schön seien, trat Weidenbusch entschieden entgegen: "Da habe ich keine Befürchtungen. Die Leute kommen nicht wegen Fotos von Häusern, sondern wegen kriegerischer Auseinandersetzungen in ihren Heimatländern."

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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