Taufkirchen:Die neue Rüstung glänzt

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Michael Blume krempelt den Ritter-Hilprand-Hof um

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Es sollte ein netter Abend mit dem Kleinen Theater München werden. Ein Wohlfühlabend, wie Michael Blume, Chef des Taufkirchner Ritter-Hilprand-Hofs das nennt. Unterhaltung in gemütlicher Atmosphäre eben, und dazu sollten im Großen Saal kleine Speisen von der kleinen Karte gereicht werden. "Aber die Leute haben gefragt: Gibt es auch den tollen Schweinsbraten? Also haben wir Schweinsbraten gemacht. Und die Leute fanden es super."

Blumes Aufbruch in eine neue kulinarische Ära des Ritter-Hilprand-Hofs scheint manchmal ganz einfach. Doch so locker und unaufgeregt er von seinen Ideen für die Wandlung des Achtzigerjahrebaus erzählt und diese in einem für eine Verwaltung bemerkenswert rasanten Tempo umzusetzen scheint: Pausen gönnt sich der Mann offenbar keine. Blume hat in den zwei Jahren, in dem er diesen Job nun macht, hart und zielstrebig an der Rundumerneuerung des Hauses gearbeitet. Und er ist noch nicht fertig.

Erst hatte der gebürtige Rheinländer, der einst als Konzertmanager auf den ganz großen Bühnen zu Hause war, das Kulturprogramm Taufkirchens geradezu im Eiltempo völlig neu erfunden und mit abwechslungsreichen wie unkonventionellen Künstlern den Ritter-Hilprand-Hof nicht nur wiederbelebt, sondern auch erst über Taufkirchens Gemeindegrenzen hinaus bekannt gemacht. "Bevor ich hier anfing, dachte ich, das sei ein alter Hof von Frau Ritter und Herrn Hilprand, in dem sie halt ein bisschen Kultur machen", sagt Blume schelmisch. Ob das tatsächlich so war, ist nicht mehr so wichtig, denn seit 2013 beweist Blume nun, dass sich aus diesem alten Kasten richtig was machen lässt. Und dass man in Taufkirchen auch froh darüber ist. Denn mit der zuletzt komplett neu aufgestellte Gastronomie beweisen sich Blume und sein inzwischen zehnköpfiges Team gemeinsam mit den beiden jungen Wirten mehr und mehr als Wegbereiter einer echten Verjüngungskur.

"Das neue Wirtshaus wird sehr gut angenommen", sagt Blume, viele kämen auf Empfehlung, durchaus auch jugendliches Klientel. Dass man versucht hat, in der Wirtsstube Tradition mit Moderne zu verbinden, sorgt bei manchem alteingesessenen Taufkirchner zwar mitunter noch immer für Irritation. Doch Leuten, die eine Zirbelstube erwarten und darauf hoffen, dass die offene Decke endlich zu Ende gebaut werde, erklärt Blume:" Wir haben bewusst diesen Stil gewählt."

Es ist sein kulinarisch-künstlerisches Gesamtkonzept, das den Wohlfühlcharakter des Hauses unterstreichen soll und den Gästen hier seit September kredenzt wird. Mit Pausenverpflegung im Saal, buchbar gleich mit dem Kartenkauf. Etwa die Hälfte der Gäste nutze dieses Angebot bereits. Im Sommer soll der Biergarten noch neu gestaltet werden, auch dort kann Blume sich kulturelles Programm vorstellen.

Eigentlich wäre er am liebsten mit dem Image-Wechsel auch den Ritter-Hilprand losgeworden. Denn so richtig spritzig und modern klingt der alte Name des Taufkirchner Kulturzentrums nicht. Das aber hat er dann doch nicht durchsetzen können, man hängt in der Gemeinde zu sehr an dem alten Ritter. Doch Blume ist findig und sein neuer Marketingchef Markus Bauer ist es auch. So haben die beiden einfach die Überschrift: Kultur- und Kongress-Zentrum vorangestellt. Wer das als doch recht hochtrabend für einen Vorstadt-Gemeinde wie Taufkirchen empfindet, den könnten möglicherweise die beiden Event-Profis in den kommenden Jahren eines besseren belehren. Immerhin 30 Kundenveranstaltungen verbuchte Bauer in diesem ersten Jahr. Für 2016 hätten 25 Firmen bereits fest gebucht, er rechnet mit der doppelten Anzahl an Klienten.

Der Vorteil liegt ganz klar an der Größe des Veranstaltungsorts. 3000 Quadratmeter weist das Gebäude auf, hinzu kommt der Vorplatz mit 2500 Metern. Im Großen Saal bringt man ohne Bestuhlung 1100 Besucher unter, nutzt man ihn als reinen Konferenzraum, etwa die Hälfte. Werden Bistrotische gestellt, können 440 Gäste Platz nehmen. Dazu kommen noch der Nebensaal und demnächst das umgebaute Kino. Die Eignung als Tagungszentrum haben sie sich zertifizieren lassen, ein Prüfsiegel des Bayerischen Tourismusverbands attestiert ihnen, zu den hundert besten im Land zu gehören. Schnelle Erreichbarkeit und rund 1000 Hotelbetten in näherer Umgebung haben mit dazu beigetragen.

Wie groß Blume und Bauer mit dem Ritter-Hilprand-Hof künftig hinauswollen, soll wohl auch der fulminante Jahresabschluss an Silvester demonstrieren. Die Veranstalter versprechen mit einer Gala den ganz großen Auftritt: Vier-Gänge- Menü, Ball-Atmosphäre, Eisbar, und Casino-Flair. Eine Programm-Mischung aus Künstlerauftritten und Tanz-Bands soll die Veranstaltungen des Taufkirchner Sportvereins vergangener Jahreswechsel um Längen toppen.

Im kommenden Jahr wird der Ritter-Hilprand-Hof dann auch äußerlich eine Auffrischung bekommen. Die Fassade soll gestrichen und moderner gestaltet, die Drehtüren ausgebaut werden. Damit plant man nicht nur einen behindertengerechten Zugang, sondern auch bereits interessierten Automobilfirmen die Möglichkeit zu eröffnen, hier ihre "Roadshow" zu veranstalten. "Im Saal ist genug Platz, Autos zu präsentieren, sie passen derzeit nur noch nicht durch die Türen", sagt Bauer.

Auch die Umgestaltung des Vorplatzes schwebt ihm vor. "Wir wollen weg von der Beton-Diaspora und den Ortskern wieder belebbar machen", so der Plan. Im Juni 2016 soll in Zusammenarbeit mit der Berufsschule für Veranstaltungskaufleute ein Aktionstag "Rund um das Fahrrad" stattfinden sowie ein "American-Dream-Day" und ein Open-Air -Festival in Kooperation mit dem Wolfscheiderhof. Bauer ist sich sicher: "Da kann man schon was draus machen."

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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