Taufkirchen:Die kleinste Hilfe lohnt sich

Lesezeit: 2 min

Der Auszug steht bevor: Bis zum 31. März soll die Notunterkunft in der Taufkirchner Turnhalle geräumt sein. (Foto: Claus Schunk)

Grüne kritisieren die Zurückhaltung bei der Unterstützung von Flüchtlingen, die Taufkirchen Ende März verlassen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Laut Landratsamt München werden die in der Taufkirchner Dreifachturnhalle untergebrachten Asylbewerber bis spätestens zum 31. März aus der Notunterkunft ausziehen. Die Behörde bezieht sich bei diesem Zeitplan auf eine Mitteilung der Regierung von Oberbayern. Am Rosenmontag waren 160 Flüchtlinge überwiegend aus Kosovo, aber auch aus Syrien und verschiedenen afrikanischen Ländern in der Turnhalle des Sport- und Freizeitparks am Köglweg vorübergehend untergebracht worden. Notwendig gemacht hatte diese kurzfristige Einquartierung für fünf bis sechs Wochen der sogenannte Winternotfallplan.

Der hatte vorgesehen, auf dem Spielfeld der Taufkirchner 140 Stockbetten aufzustellen und die Sportler des SV-DJK vorübergehend auszuquartieren. Von Anfang an hatte das Landratsamt betont, es werde von einer individuellen Integration und der speziellen Sozialbetreuung abgesehen, denn ein Ortswechsel der Flüchtlinge sei sicher. In Taufkirchen hatte diese Aussage bei dem gerade gegründeten Helferkreis große Verwunderung hervorgerufen. Hatten sich doch fast 80 Leute zusammengefunden, um den Flüchtlingen zu helfen, und nun sollte man sich von den tatsächlich bereits eingetroffenen Asylbewerbern fernhalten und stattdessen abwarten, bis die Asylbewerberunterkunft auf den Kegelfeldern errichtet worden ist.

Den Grünen war die auferlegte Zurückhalten in Sachen Hilfe aber völlig gegen den Strich gegangen - und so waren sie am Wochenende selbst tätig geworden. Vor der Turnhalle bauten sie einen Stand auf, verteilten Spielsachen, Fahrräder und Süßigkeiten an die Kinder und versuchten, mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. "Die Menschen waren sehr dankbar", berichtet Christoph Nadler, Grünen-Kreisrat aus Taufkirchen. Und so ungewöhnlich sei ihre Aktion trotz der Vorgaben vom Landratsamts auch gar nicht gewesen, stellte er fest: "Eine Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes hatte sich schon gewundert, warum bislang keiner gekommen ist", hatte Nadler erfahren. Er vermutet, dass die Aufforderung, sich zurückzuhalten, viele abgehalten habe, sich für die Menschen in der Turnhalle - wenn auch nur vorübergehend - zu engagieren.

So kam es, dass allerorts kommuniziert wurde, die Flüchtlinge hätten bereits genug Kleider, die Lager würden bereits überquellen, während in der Taufkirchner Sporthalle manch einer lediglich einen geliehenen Trainingsanzug trug und andere barfuß in Schlappen dem bayerischen Winter trotzten. "Da gibt es durchaus noch Bedarf", findet Nadler.

Der Kreisrat war vor allem durch die enge Unterbringung in der Halle ohne jeglichen Sichtschutz und Privatsphäre alarmiert worden und hatte sich in der vergangenen Woche an Landrat Christoph Göbel (CSU) gewandt. Der hatte ihn an die Regierung von Oberbayern verwiesen, zugleich aber betont, dass bis Ostern die Turnhalle wieder frei sei. Die Flüchtlinge hätten von ihrem baldigen Auszug noch nichts gewusst, so Nadler, "natürlich hoffen sie, dass sie in Deutschland bleiben dürfen". Nach Angaben des Landratsamtes sind die Asylverfahren der meisten noch nicht abgeschlossen, doch würden die Menschen aus der Taufkirchner Notunterkunft nach der üblichen Quote in ganz Oberbayern weiterverteilt, bestätigte das Landratsamt.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: