Taufkirchen:Ärger trotz aller Vorsicht

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Zuhören macht hungrig: Beim Neujahrsempfang in Taufkirchen haben sich die Gäste am Buffet schadlos gehalten. (Foto: Claus Schunk)

Taufkirchens Bürgermeister lässt CSU-Mann Hahn ans Rednerpult und erzürnt Grüne

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Neujahrsansprachen gehören für Bürgermeister meist nicht nur zu den erfreulichen Pflichtaufgaben, sondern sie sind durchaus auch eine heikle Angelegenheit. Gilt es doch unterhaltsam, bestenfalls pointiert einen Rückblick mit einer Vorausschau zu verknüpfen, niemandem der geladenen Gäste unerwähnt zu lassen und dabei auch noch in diesem Warm-Up für das neu begonnene Jahr eine politische Botschaft an die Bürger zu übermitteln.

Wie leicht man da aufs Glatteis geraten kann, wenn man sich sonst als nüchternen Verwalter im Rathaus sieht, hatte Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) im vergangenen Jahr feststellen müssen, als seine Aussagen zur Flüchtlingspolitik hohe Wellen in der Kommune schlugen. Diesmal agierte der Taufkirchner Bürgermeister viel vorsichtiger, konzentrierte er sich doch hauptsächlich auf Geleistetes in der Gemeinde und Lob für die Akteure: "Wir haben gemeinsam im vergangenen Jahr eine Menge geschafft. Das gilt auch hinsichtlich der Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern", sagte Sander. Dies sei eine große Herausforderung, der sich Taufkirchen weiterhin "verantwortungsbewusst und weltoffen, kreativ und pragmatisch" stellen werde, versprach er und versicherte, "die berechtigten Interessen, aber auch die vorhandenen Ängste und Vorbehalte in unserer Bevölkerung mit einzubeziehen."

Den Ausflug in die große Politik überließ er diesmal einem Gast, dem CSU-Bundestagsabgeordneten Florian Hahn. Allerdings stieß dessen Auftritt beim Neujahrsempfang der Gemeinde auf ein geteiltes Echo. Die Grünen zumindest waren wenig erfreut darüber, dass der CSU-Mann bei einer Gemeindeveranstaltung ans Mikrofon durfte. Das sei Parteipolitik, kritisierte der Taufkirchner Kreisrat Christoph Nadler. Schließlich sei der Grünen-Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter auch nicht eingeladen gewesen, ein Grußwort zu sprechen. Laut Hahn hatte Sander ihn erst beim Begrüßungszeremoniell im Foyer des Ritter-Hilprand-Hofs um ein paar Worte gebeten. Nadler findet aber, der Bürgermeister hätte es dem CSU-Mann überlassen, "die harten Sachen zu sagen". Tatsächlich sprach Hahn überwiegend über die Flüchtlingspolitik, und die Grünen ärgerten sich über die dargelegten CSU-Positionen. "Als er über Obergrenzen redete, bin ich rausgegangen", sagte die Grünen-Gemeinderätin Gabriele Zaglauer-Swoboda.

Sander selbst bestritt den Großteil seiner Rede mit anderen Themen der Kommunalpolitik: mit Bauprojekte und Finanzen, mit Sozialprogrammen wie der "sozialen Stadt", mit der Entwicklung des Kulturangebots und der lokalen Wirtschaftspolitik. Am Ende erntete er mit seinem jüngsten Coup, "einem positiven Paukenschlag", wie Sander sagte, viel Applaus: Die Gemeinde ist Mitgesellschafterin an der Münchner Wohnungsbaugesellschaft Gewofag geworden und erhält damit Belegrechte für 150 Wohnungen in Taufkirchen. Ein Jahr lang hätten die Gespräche gedauert, sagte Sander am Rande der Veranstaltung. Was die 5,1 Prozent der Anteile die Gemeinde gekostet haben, wollte er nicht sagen, aber er findet: "Wir haben einen guten Preis ausgehandelt."

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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