Tarifverhandlungen:Geringe Streikbereitschaft

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Im Landratsamt beteiligen sich nur einzelne Mitarbeiter am Ausstand

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Am Freitag und Montag haben Mitarbeiter des Landratsamtes für eine deutliche Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst gestreikt. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert bei den Tarifverhandlungen eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr, mindestens aber 150 Euro mehr. Die Arbeitgeber haben mittlerweile ein Angebot vorgelegt, das eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren vorsieht.

Die Streikbereitschaft im Landratsamt sei an beiden Tagen überschaubar gewesen, teilt die Pressestelle der Behörde mit; die Dienstfähigkeit aller Bereiche sei zu jeder Zeit gegeben gewesen und auch beim Parteiverkehr habe es keine Einschränkungen gegeben. Ein Mitglied des Personalrats sagt, die Zurückhaltung bei der Ausübung des Streikrechts liege wohl auch daran, dass innerhalb des Landratsamtes nur wenige Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert seien. Zudem gingen die Meinungen innerhalb der Belegschaft auseinander: Einige Kollegen zweifelten an, ob es mitten in der Corona-Pandemie sinnvoll sei, zu streiken, andere unterstützten die Forderungen der Gewerkschaften.

Eine sehr klare Haltung bezogen auf die Forderungen hat hingegen Landrat Christoph Göbel, der auf Seiten der Arbeitgeber in der Tarifkommission für den öffentlichen Dienst mitverhandelt. Er sei froh, dass es Gewerkschaften gibt und Streiks seien Bestandteil des Arbeitskampfes, sagte der CSU-Politiker. Die Forderung nach einer Erhöhung um 4,8 Prozent bezeichnete Göbel allerdings als "überzogen" und angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise auf die kommunalen Haushalte als "nicht umsetzbar". Das Angebot, das die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben, sei "angemessen" und an den Bedürfnissen der Arbeitnehmer orientiert, jetzt müsse sich Verdi bewegen. "Ohnehin gehen wir als Arbeitgeber im Landratsamt mit freiwilligen Zulagen weit über den Tarifvertrag hinaus", betonte der Landrat.

Dem hält Heinrich Birner, Geschäftsführer von Verdi München und Region, entgegen, das Angebot der Arbeitgeber sei vor allem für die Beschäftigten in der Stadt und im Landkreis München "viel zu wenig". Mit der von den Arbeitgebern vorgeschlagenen Erhöhung würden die Arbeitnehmer mit der Preissteigerung nicht Schritt halten können, viele würden im Tarifvertrag schlechter gestellt und müssten auf Zuschläge verzichten. Dies sei so nicht hinnehmbar, sagte Birner.

© SZ vom 20.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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