Tanz:Pirouetten und Breakdance

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Mit einer Flamenco inspirierten Version von Sergei Prokofjews Ballett "Romeo und Julia" eröffneten die Schüler der "Salzburger International Ballett Academy" (Siba) ihr Gastspiel in Unterhaching. (Foto: Claus Schunk)

Die internationalen Nachwuchstänzer der Salzburger Ballett-Akademie präsentieren in ihrer Revue einen atemberaubenden Ritt durch die vielfältigen Ausdrucksformen und Epochen des Tanzes

Von Franziska Gerlach, Unterhaching

Jünger als die anderen ist Marco Giuriato mit seinen 14 Jahren, deutlich kleiner und zierlicher obendrein. Doch wie er gerade auf der Bühne im Unterhachinger Kultur- und Bildungszentrum (Kubiz) blitzsaubere Pirouetten und geschmeidige Sprünge vollführt, in den Augen den dramatischen Ausdruck eines Mikhail Baryshnikov, das hat echte Größe. Dieser Auftritt soll dem jungen Tänzer später nicht nur viel Applaus vom Publikum einbringen. Sondern auch ein dickes Lob von Peter Breuer, Ballettdirektor und Choreograf des Salzburger Landestheaters. "Das ist Ungarns nächster Star", attestiert er Giuriato eine glänzende Karriere.

Peter Breuer leitet nämlich auch die Salzburger International Ballett Academy (Siba), und nach Abschluss dieses vierwöchigen Intensiv-Workshops in Österreich gaben dessen Absolventen am Samstag bereits zum 13. Mal ein Gastspiel im Kubiz. Und wer den Flyer bei diesen überaus sommerlichen Temperaturen nicht kurzerhand zu einem Fächer umfunktionierte, der konnte sich ein anerkennendes Pfeifen ob der Vielfalt des gut zweieinhalbstündigen Programms nicht verkneifen. Romantische Duette in schwingenden Tutus auf Spitze getanzt, Breakdance-Einlagen mit akrobatischen Elementen, moderne Interpretationen, bei denen sich die Tänzer innere Kämpfe auszutragen schienen und sich schon mal mit Karacho zu Boden warfen - mit insgesamt 39 Darbietungen glich die Revue einem atemberaubenden Ritt durch die vielfältigen Ausdrucksformen und Epochen des Tanzes.

Aus Israel, Finnland, Deutschland, Ungarn, Griechenland, Kanada, Spanien, Schweden und den USA waren die jungen Tänzer, zwischen 13 und 21 Jahren alt, in diesem Jahr zum Workshop nach Österreich gereist. Zwei Gruppenperformances hatte Alexander Wengler mit den Teilnehmern eingearbeitet, der sich mit seinen Hip Hop- und Breakdance-Choreografien in Salzburg bereits einen Namen gemacht hat. Neben zuckenden Schultern und kreisenden Hüften zu frechen Beats gab es in Unterhaching auch Klassisches zu sehen: Auszüge aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis "Schwanensee" brachten die Schüler zur Aufführung sowie zwei Soli aus "Giselle", einem 1941 in Paris uraufgeführten Ballett nach dem Libretto von Théophile Gautier.

Ohne klassische Ballettausbildung geht es offenbar nicht. "Wer gut Klassik tanzt, kann später auch modernen Tanz machen - andersherum ist es etwas kompliziert", sagte Breuer, der immer wieder zu den Zuschauern sprach. Die Bühne in Unterhaching sei im Übrigen wesentlich kleiner als die in Salzburg, insofern könnten die Schüler im Kubiz üben, wie man auch einmal mit weniger Platz auskommt. Für Ellinor Ekman und Walter Brannwall war das kein Problem. Zu "Julia" von den Beatles gaben die beiden Schweden in weißen Hemden und Hosen eine erfrischend moderne Interpretation eines tänzerischen Duetts. Dabei ersetzten sie die bisweilen überspannt wirkende Grazie des Pas de Deux durch ein Miteinander, das seine Innigkeit paradoxerweise gerade aus ihren freien, ungekünstelten Bewegungen zog.

Dass hinsichtlich der Begabung doch Unterschiede bestehen, das zeigte sich auch eindrücklich am Beispiel von Lior Sheiner aus Israel. Sie schüttelte die Schultern und verdrehte die Hände und lud ihr zeitgenössisches Solo so mit einer schmerzhaften Intensität auf, die man einer Nachwuchstänzerin nicht zugetraut hätte. Auch bei Breuers Choreografie von Maurice Ravels "Bolero", den die Schüler bei ihren Vorstellungen in Unterhaching traditionell zum Abschluss präsentieren, führte Sheiner die synchronen Bewegungen einen Tick anmutiger als die anderen aus.

Macht aber nichts. Denn gut waren an diesem Abend alle. Und wenn sich die Kompanie nun dem Höhepunkt entgegen tanzt, mit immer spektakuläreren Sprüngen und Hebefiguren, da freut man sich schon auf das nächste Jahr. Denn langweilig, das wird es mit den Tänzern aus Salzburg vermutlich nie werden.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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