Tag des offenen Denkmals:Die Tarnung wird aufgedeckt

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Im Unterhachinger Landschaftspark gibt es gleich mehrere alte Bunker. (Foto: Claus Schunk)

Am Sonntag öffnen die Gemeinde Unterhaching und die Bundeswehruniversität in Neubiberg sonst verschlossene Flugzeughallen und Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg

Von Michael Morosow, Unterhaching

Heute haben hier Feldlerchen, Neuntöter, Waldlaubsäger und Wanderfalken die Lufthoheit. Sie blicken hinunter auf Glatthaferwiesen und Magerrasen, fliegen über weidende Schafe, landen auf Apfelbäumen, trinken aus dem Hachinger Bach und müssen sich eigentlich nur an windigen Herbsttagen die Konkurrenz durch bunte Papierdrachen gefallen lassen. Es ist eine erbauliche und friedvolle Stimmung, die der Mensch und das Getier im Landschaftspark Hachinger Tal genießen dürfen. Schwer vorstellbar, dass auf diesem idyllischen Flecken Erde einstmals der Krieg tobte, über ihm Tod bringende US-Bomber die Luft erzittern ließen und Flag-Stellungen der deutschen Wehrmacht schwere Acht-Zentimeter-Geschütze abgefeuert wurden.

Ein nicht zu übersehendes Relikt dieser unseligen Zeiten ist die 35 Meter breite und zwei Kilometer lange Start- und Landebahn, die zu Kriegszwecken in die Wiesenlandschaft gepflastert wurde, heute eine prächtige Piste abgibt für Radler und Skater, Jogger und Eltern mit Kinderwagen und zudem die wohl schönste Verbindung zwischen Unterhaching im Westen sowie Ottobrunn und Neubiberg im Osten des Landschaftsparkes herstellt. Leichter zu übersehen sind andere Hinterlassenschaften aus den Kriegsjahren: Flugzeug- und Fahrzeughallen, Bunker, unterirdische Tanks, Gleisanlagen, Flagstellungen.

Einiges ist nach wie vor unter tarnenden Wiesenhügeln verborgen, anderes verriegelt und von interessierten Parkbesuchern nicht zu öffnen. So zum Beispiel die beiden Bunker mit den Kennzahlen 120 und 121, die man als solche nur identifizieren kann, wenn man direkt vor ihren stählernen, trapezförmigen Eingangstoren steht. Seinerzeit wurden die ebenerdigen Bunker in Erdhügeln versteckt, darauf ließ man Rasen wachsen. Inzwischen haben sich auch Weißdornsträucher darauf häuslich eingerichtet.

Im Inneren der Bunker haben der Unterhachinger Trachtenverein und die Birker Burschen Wurzeln geschlagen. Sie dürfen die Bunker als Abstellräume nutzen. Vielleicht seien hier damals Flugzeuge mit abmontierten Flügeln hineingestellt worden, "aber wahrscheinlich eher Fahrzeuge, Radar- und Funkanlagen", schätzt der Unterhachinger Heimatpfleger Günter Staudter. Noch heute sind viele Fragen offen. Es ist nicht gesichert, wann und damit auch wer die Bunker bauen ließ, die Wehrmacht oder die Amerikaner. Dafür dürfte geklärt sein, wer die beiden Gleisstränge verlegt hat, die noch heute erhalten sind. Jene Gleise, die vom Perlacher Bahnhof zum "Flugplatz Hauptübungsstelle Süd - Deutscher Luftsportverband", wie der Fliegerhorst 1933 genannt wurde, führten, sind deutscher Machart. Auf den Gleisen, die von Neubiberg aus auf das Fluggelände führten, entdeckte Heimatpfleger Staudter amerikanische Gussdaten.

Wer mehr über die im Landschaftspark und auf dem Bundeswehr-Universitätsgelände liegenden historischen Bauten und die damit verbundene Geschichte des ehemaligen Fliegerhorstes erfahren will, kann seine Neugierde an diesem Sonntag, 11. September, befriedigen. Für den Tag des offenen Denkmals, der unter dem Motto "Gemeinsam Denkmale erhalten" steht und an dem sich zehn Landkreisgemeinden beteiligen, haben der Unterhachinger Heimatpfleger und andere Mitglieder des Fördervereins Heimatmuseum mehrere Führungen organisiert.

Treffpunkt für die Besichtigung der Bunker- und Gleisanlagen ist am Tor zum Bunkergelände am Südostrand des Landschaftsparks (Koordinaten: 48.068785, 11.643006). Zu diesem Treffpunkt werden für die Fußgänger und Radfahrer Wegweiser aufgestellt. Wolfgang Gross, der sich in jüngster Vergangenheit recht intensiv in die Geschichte des Fliegerhorstes hineingearbeitet hat, nimmt die Teilnehmer zwei Mal, um 10 und um 13 Uhr, mit auf einen Rundgang und öffnet für sie unter anderem Bunker 120.

Zu gleichen Startterminen wird die Architektin Meike Gerchow zu den denkmalgeschützten Flugzeughallen in der hochinteressanten Zollingerbauweise führen, die 1933/34 errichtet wurden und deren Besonderheit in der notwendigen stützenlosen Spannweite der Hallendächer besteht. Treffpunkt für die Führung zu den Hallen ist am Westtor der Bundeswehruniversität in Unterbiberg. Für den Eintritt in das Bundeswehrgelände ist ein Personalausweis notwendig. Der Besuch beider Objekte lässt sich verbinden. Im Anschluss an die Führungen werden die Fachleute von 15 Uhr an im Unterhachinger Heimatmuseum mit den Besuchern über die besichtigten Objekte diskutieren. Zu allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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