Tag der offenen Gartentür:So bunt und vielfältig wie die Welt

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Angesichts der Hitze macht sich die stellvertretende Landrätin und Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (zweite von rechts) bei der Eröffnung des Tags der offenen Gartentür nützlich und gießt gleich mal Salat und Gemüse im Taufkirchner Gemeinschaftsgarten. (Foto: Claus Schunk)

Im Taufkirchner Gemeinschaftsgarten bepflanzen und pflegen Menschen aus zwölf Nationen ihre Parzellen. Der "Tag der offenen Gartentür" erlaubt einen Einblick in das erfolgreiche Sozial- und Integrationsprojekt

Von Anna-Maria Salmen, Taufkirchen

Eine kleine Ziegelmauer rahmt ein ordentliches Beet mit duftendem Lavendel ein. Daneben wachsen Kräuter in abgestuften Holzkästen, von Basilikum über Petersilie bis Oregano. Verschiedenartigste Blumen in Rosa, Gelb und Blau sorgen für Farbtupfer. Folgt man einem kleinen Pfad zwischen den vielen abgegrenzten Parzellen des Gartens, gelangt man zum Reich von Edem aus Togo. Stolz blickt er auf seine Tomaten, die sich an Stöcken emporranken, und zeigt seine Zwiebeln, Kartoffeln und Himbeeren. Fast alles baut Edem in seiner kleinen Parzelle an. Seine vierköpfige Familie kann er mit der Ernte zwar nicht ganz ernähren, aber: "Die Arbeit hier macht wirklich Spaß. Ich bin fast jeden Tag hier."

Was auf den ersten Blick wie eine ganz normale Kleingartenanlage neben dem Taufkirchner Bahnhof aussieht, ist ein Integrationsprojekt, für das die Organisatoren bereits den Umweltpreis des Landkreises erhalten haben. Vor fünf Jahren hatte Gabi Zaglauer-Swoboda die Idee dazu. "In Taufkirchen gibt es sehr viele Sozialwohnungen. Da hatten viele das große Bedürfnis nach einem Garten", erzählt die 63-Jährige. Mit Unterstützung des offenen Integrationsarbeitskreises "Wir für Taufkirchen", der Gemeinde und der Sozialen Stadt konnte die Grünen-Gemeinderätin schließlich das Grundstück pachten. Lediglich einen kleinen Beitrag für Geräte und Utensilien müssen die Nutzer zahlen. Die einzige Bedingung, um eine der circa 65 Parzellen sein Eigen nennen zu dürfen: Die Gärtner müssen aktiv mithelfen und zusammenarbeiten, also beispielsweise auch den Nachbarn beim Gießen helfen, wenn diese gerade verhindert sind.

Menschen aus zwölf Nationen gärtnern mittlerweile gemeinsam in Taufkirchen, darunter Türken, Chinesen, Syrer und Deutsche. "Das geht auch nicht immer konfliktfrei, aber meistens geht es nur darum, dass jemand seine Parzelle in den Augen der anderen nicht ordentlich genug hält", sagt Zaglauer-Swoboda lachend. "Das gibt es eben in jeder Nation." Im Großen und Ganzen sind jedoch alle zufrieden, das bestätigen einige der Gärtner. Sie tauschen sich aus und helfen sich gegenseitig. So lernen sie auch neue Techniken kennen, zum Beispiel wie man eine Zucchinipflanze mithilfe eines kleinen Gitters vor Schnecken schützt. "Es wird viel experimentiert", sagt Zaglauer-Swoboda. "Man muss schließlich auch lernen, dass das Klima hier anders ist als beispielsweise in Syrien."

Die Gemeinschaft ist der Organisatorin wichtig: "Man darf hier auch grillen, aber nur unter der Bedingung, dass man die anderen Anwesenden einlädt." Sogar ein afghanisches Grillfest haben die Gärtner einmal gemeinsam gefeiert. Die Integration funktioniert laut Zaglauer-Swoboda also: "Es sind hier schon Leute in Kontakt gekommen, die sonst nie ein Wort miteinander geredet hätten."

Der Taufkirchner Gemeinschaftsgarten war nur einer von insgesamt 15 Gärten, die sich am Sonntag beim "Tag der offenen Gartentür" im Landkreis München Besuchern präsentierten. Alle zwei Jahre beteiligt sich der Landkreis an der Aktion, die der oberbayerische Bezirksverband für Gartenkultur und Landespflege organisiert. Ziel ist es, einen Austausch zwischen Gartenbegeisterten zu ermöglichen. "Die Leute können ihr Reich zeigen. Es ergeben sich dabei immer viele Anregungen zur Gestaltung", sagte die stellvertretende Landrätin Susanna Tausendfreund (Grüne), die den Aktionstag in Taufkirchen eröffnete.

Teilnehmen konnte jeder Gartenbesitzer, und so ergab sich heuer eine bunte Mischung: vom Mehrgenerationengarten über eine mediterrane Oase bis hin zum Insektenparadies. Jeder der Besitzer erhält Unterstützung vom Landratsamt, denn die Aktion kann durchaus anstrengend sein. Bei gutem Wetter wurden über den ganzen Tag circa 300 bis 500 Besucher pro Garten erwartet, wie Beate Endriß, Kreisfachberaterin für Gartenbau, Landespflege und Grünordnung, erzählte. Probleme gebe es trotz des Andrangs nie. "Das fasziniert uns immer: Wir hatten noch nie eine Beschwerde von einem Teilnehmer, dass etwas kaputt gegangen sei. Es sind eben alle gartenbegeistert und passen gut auf."

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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