SZ-Serie: Reife(n)prüfung:Schotterpisten und ein Pilotprojekt

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Wer in der Gemeinde Grasbrunn mit dem Fahrrad unterwegs ist und die Straßen meiden will, muss an vielen Stellen auf Feldwege ausweichen. Nach langwierigen Grundstücksverhandlungen wird endlich ein Radweg zum Sportplatz gebaut - und womöglich mit Solarzellen gepflastert

Von Martin Mühlfenzl, Grasbrunn

An der Kreuzung der Waldbrunner Straße (früher Grasbrunner Weg) mit der Wasserburger Landstraße endet gewissermaßen die heile Welt der Radfahrer. Klar, die Schnittstelle ist auch für Fußgänger kein wahres Vergnügen und seit Jahren ein Politikum - wird doch immer wieder darüber diskutiert, wie sie sicherer gemacht werden kann, und wo ein Übergang sinnvoll sein könnte. Und doch liegt die Sache für Radler noch einmal etwas anders: Denn hier endet sowohl von Osten aus Vaterstettener Richtung als auch aus Haar kommend der gut ausgebaute Radweg. Und dann kommt in der kleinen Gemeinde lange nichts mehr.

Die gefährliche Kreuzung an der B304. (Foto: Claus Schunk)

Böse Zungen behaupten, es gebe in Grasbrunn überhaupt keine Radwege. Das stimmt nicht ganz - und Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) will das so auch nicht stehen lassen: "Wir haben Radwege, wunderschöne sogar", sagt der Rathauschef, "nur sind die nicht asphaltiert."

Hier draußen im eigentlichen Ort Grasbrunn, dem die Gemeinde ihren Namen verdankt, ist der ländliche Charme eines immer urbaner werdenden Landkreises noch greifbar. Bis zu den Wäldern erstrecken sich gerade abgeerntete Felder und saftig grüne Wiesen, die auch als Naherholungsgebiet genutzt werden. Es ist nicht weit von hier etwa nach Möschenfeld mit seiner weithin bekannten Kirche St. Ottilie. Radfahrer sind hier auf den Straßen viele unterwegs. Und es sind nicht nur Ausflügler. Genau zwischen den beiden Ortsteilen Grasbrunn und Neukeferloh etwa liegt der Sportplatz des TSV Grasbrunn an der Waldbrunner Straße. Kinder und Jugendliche steuern den Fußballplatz gerne mit dem Fahrrad an, um ins Training zu kommen. "Aber ganz ungefährlich ist es hier nicht", sagt ein ältere Radler, der gerade mit seinem E-Bike Richtung Grasbrunn unterwegs ist.

Immerhin gibt es an der gefährlichen Kreuzung an der B304 eine Unterführung für Radler. (Foto: Claus Schunk)

Auch Bürgermeister Korneder weiß, dass die Kreisstraße M 25 zwischen den Ortsteilen ein neuralgischer Punkt in der Gemeinde ist. Schon vor 25 Jahren seien im Gemeinderat Beschlüsse gefasst worden, um hier endlich einen Radweg anzulegen, sagt Korneder. "Es geht uns ja vor allem um die Sicherheit. Wir wollen ja, dass die Menschen das Rad nutzen", sagt der Bürgermeister. Doch wie schon seine Vorgänger kämpfte Korneder bisher einen aussichtslosen Kampf. Es ging - wie so oft bei neuen Fahrradwegen - um Grundstücke. Um zähe Verhandlungen und Besitzer, die partout nicht verkaufen wollen. Und wenn keine Grundstücke vorhanden sind, kann der Landkreis eben auch keine neuen Trassen bauen.

In der Gemeinde Grasbrunn fehlen bisher an entscheidenden Stellen Radwege (die Straße in den Ortsteil Neukeferloh). (Foto: Claus Schunk)

Aber jetzt zeichnet sich zumindest hier eine Lösung ab. Vor allem dank des Einsatzes von Kreisrat Otto Bußjäger von den Freien Wählern, sagt Korneder, sei Bewegung in die Sache gekommen. In geschickten Verhandlungen sei es Bußjäger und dem Landkreis München gelungen, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um den etwa 800 Meter langen Abschnitt von Grasbrunn bis zum Sportplatz endlich mit einem sicheren Radweg auszustatten. Doch auch die Gemeinde spielte laut Korneder eine wichtige Rolle. Schließlich stellt sie die notwendigen Grundstücke für die Tauschgeschäfte mit den Eigentümern zur Verfügung, die der Landkreis einfach nicht hat.

Und plötzlich könnte die Gemeinde, die bisher beim Ausbau der Radweg-Infrastruktur hinterhergehinkt ist, eine Vorreiterrolle einnehmen. Denn einem Antrag der Grünen-Fraktion im Kreistag folgend, wird geprüft, ob diese Neubaustrecke nicht gleich mit einem Solarradweg bebaut werden könnte. Ein Projekt, dass es so etwa schon in den Niederlanden gibt: Fahrradfahren auf glänzenden Zellen, die Solarenergie produzieren. Wichtiger ist der Gemeinde aber, dass mit dem 800 Meter langen Abschnitt nicht Schluss ist, sagt Korneder. Von Neukeferloh aus Richtung Norden sei die Infrastruktur gegeben: "Wir verschmelzen ja mit Vaterstetten und da ist gerade auf dem Weg zum Bahnhof eigentlich alles okay." Aber Richtung Süden müsste noch viel mehr geschehen. Bisher fahren die Nachwuchskicker vom Sportplatz aus über den Friedhof nach Neukeferloh. "Wunderschön", sei die Strecke, sagt Korneder, wie auch der Weg von Grasbrunn nach Harthausen. Durch Wälder und an grünen Wiesen vorbei - aber eben auch auf aufgeschotterten Wegen.

Wie es auch gehen kann, zeigt sich an der viel befahrenen und auch für Autofahrer nicht ganz ungefährlichen Kreuzung an der Bundesstraße 304. Für die Radfahrer gibt es dort eine Unterführung. Die ist zwar ein bisschen beschwerlich zu überwinden und dunkel - aber sicher.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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