SZ-Serie: Die Weihnachtsmacher:Geteilte Liebe

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Hannelore Fesl näht dem Christkind ein Kleid, backt Spitzbuben und packt an, wenn die Stände für den Weihnachtsmarkt in Arget aufgebaut werden. An diesem Wochenende wird es wieder stimmungsvoll. (Foto: Angelika Bardehle)

Hannelore Fesl organisiert seit 2011 die Argeter Dorfweihnacht

Von Patrik Stäbler, Sauerlach

Als sie im Jahr 2011 vom traditionellen Weißwurstessen an Heiligabend nach Hause gekommen sei, da seien ihr vor Freude und Rührung die Tränen gekommen, erzählt Hannelore Fesl. Denn vor ihrem Haus hatte jemand einen Christbaum aufgestellt, beleuchtet von Lichterketten, behangen mit zig Geschenken und Karten. Der Baum war ein Dankeschön der Bürger aus dem Ort für das, was die Argeterin drei Wochen zuvor nahezu im Alleingang erstmals auf die Beine gestellt hatte: die Argeter Dorfweihnacht.

"Der Advent ist für mich die schönste Zeit im Jahr", sagt die 56-Jährige. "Ich mag den Duft, die Plätzchen, das Dekorieren, einfach alles." Und weil sie ihre Liebe zur staden Zeit teilen wollte, kam sie 2011 auf die Idee, einen Weihnachtsmarkt in der Oberhamer Straße zu veranstalten, im Herzen des Bilderbuchdorfes. Also sprach Fesl die Besitzer der prächtigen Bauernhäuser dort an und stieß bei ihnen auf offene Ohren. Überdies wandte sie sich an die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks, der im Premierenjahr mit einem Reporterteam zur Christbaumversteigerung anrückte. "Die vom BR haben mir im Vorfeld gesagt, dass sie sicher sind, dass an dem Wochenende ein paar Tausend Leute kommen", erzählt Fesl. Sie selbst hätte das nie für möglich gehalten, doch am Ersten Advent strömten tatsächlich die Menschenmassen in den Sauerlacher Ortsteil Arget - und so ist es bis heute geblieben.

Hauptgrund für den Erfolg der Dorfweihnacht sei das spezielle Ambiente, sagt Fesl. "Krusch made in China" suche man hier vergeblich, ebenso wenig dröhne Weihnachtsgedudel aus Lautsprechern. Stattdessen gibt es durchgehend Livemusik von mehr als einem Dutzend Volks- und Blasmusikgruppen; und an den 65 Ständen bieten Künstler nicht nur ihre Waren feil, sondern zeigen auch Handwerksvorführungen - vom Goldschmied bis zum Haferlschuhmacher. Dazu tischen die örtlichen Vereine bayerisches Essen und Trinken auf, es gibt Pferdeschlitten- und Kutschenfahrten, und - heuer neu - kommt das Christkind. Dessen Kleid, eine bayerische Tracht, hat übrigens Hannelore Fesl genäht, genauso wie sie die Spitzbuben für die 400 Nikolaussackerl selbst gebacken hat.

Die letzten 14 Tage seien "Stress pur", sagt sie. Schon Monate zuvor sei sie am Planen und Vorbereiten. Auch deshalb finde die Dorfweihnacht nur alle zwei Jahre statt, sagt Hannelore Fesl und lacht. "Dazwischen brauche ich ein Jahr zum Erholen." Die Argeter Dorfweihnacht ist am Ersten Adventswochenende am Samstag, 1. Dezember, von 11 bis 21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

In dieser Serie stellt die SZ jeden Tag Menschen vor, die der Vorweihnachtszeit zu ihrem besonderen Zauber verhelfen.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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