SZ-Serie: Das Fest der Dinge, Folge 9:Seidenpapier statt Zellophan

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Christine Lerchner und Nina Küfner (von links) nehmen den Kunden in der Grünwalder Parfümerie das Verpacken der Geschenke ab. (Foto: Claus Schunk)

Ohne das Auspacken wäre Weihnachten halb so schön. In der Parfümerie Wiedemann setzt man dabei inzwischen auf nachhaltiges Material

Von Julia Fietz, Grünwald

Das Glöckchen klingelt, die Tür geht auf, Kinderaugen werden groß. Unterm Tannenbaum blitzen die Geschenke hervor, mal in Rot, mal in Gold, mal in Weiß. Ein Weihnachtsgeschenk wäre nur halb so schön ohne das festliche Papier, in das es gewickelt ist, die Freude nur halb so groß, fiele das Aufreißen weg.

Wer aber alle Jahre wieder am 24. Dezember entsetzt feststellen muss, dass ja schon wieder Weihnachten ist, weiß, wie schwierig das Einpacken der hastig gekauften Geschenke unter Zeitdruck werden kann. Schließlich muss noch das Essen vorbereitet, die Oma abgeholt, die Frisur gerichtet und das Kind in die Kirche gescheucht werden. Weihnachten ist harte Arbeit. Notfalls wird eben meterweise Klebeband verwendet.

Mit solch eiligen Kunden bekommt es auch das Verkaufsteam der Parfümerie Wiedemann in Grünwald an Heiligabend zu tun. Die gehetzten Käufer müssen sich hier allerdings keine Gedanken machen um mögliche Einpackkatastrophen mit Kleber in den Haaren oder kaputten Scheren. Jeder Verkäufer packt seine Geschenke selbst ein. Gold und silbern glänzen die edlen Päckchen, verziert mit Natur- und Samtbändern.

Ein zusätzliches Verpackungstraining sei dafür nicht nötig, sagt Filialleiterin Christine Lerchner. "Wenn man einmal ein Weihnachtsgeschäft lang verpackt hat, dann kann man es." Sie benutzten nur umweltbewusstes, nachhaltiges Papier, zertifiziert mit dem grünen Engel. Schwierig werde es beim Einpacken von runden Formen wie Tabletts oder Tellern mit Kerzen und Duschgel. Früher hätten sie dafür Zellophan genommen, seien dann aber im Sinne der Nachhaltigkeit auf Seidenpapier umgestiegen, erzählt Christine Lerchner. "Geht mal etwas schief, wird einfach noch mal neu eingepackt."

In der Parfümerie kann sich der gestresste Weihnachtskunde hinsetzen, einen Espresso trinken, die Kinder mit Spielzeug bespaßen oder den Hund mit Leckerlis beschäftigen. Die Kundschaft an Heiligabend sei erfahrungsgemäß eher männlich, erzählt Christine Lerchner schmunzelnd. "Ab dem 21. Dezember kommen meistens die Herren, die Frauen sind in der Regel früher dran." Ein eleganter Duft komme doch immer gut an.

Das Weihnachtsgeschäft mit seinem Trubel und den immer gleichen Liedern in Endlosschleife mache ihr nichts aus, erzählt Lerchner, im Gegenteil, die Adventszeit sei die schönste Zeit im Jahr. "Und die Musik hört man irgendwann gar nicht mehr."

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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