SZ-Lesercafé:Erst kommt die Trockenübung

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Garching und Unterföhring planen gerade neue Hallenbäder, in Ismaning wurde das Siebzigerjahre-Bad bereits umfassend renoviert. Oberschleißheim diskutiert dagegen noch über Sanierung oder Neubau

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Dass in Ismaning schon 1908 eine "Badehäusl" dokumentiert ist, kann jetzt nicht wirklich als ältestes Hallenbad im Landkreis durchgehen. Das "Waschhaus" war ein Angebot für die Kleinhäusler und armen Leute, sich einmal in der Woche - samstags - 20 Minuten mit warmem Wasser zu waschen. Vielleicht auch wegen dieser Tradition gehörte die Gemeinde Ismaning in der Moderne dann aber doch zu den Pionieren dieses neuen Sportangebots. In Oberschleißheim und in Ismaning wurden Anfang der 1970er Jahre Hallenbäder als reine Sportstätten erstellt; Ismaning hat seines vor wenigen Jahren renoviert und aufgepeppt, Oberschleißheim ringt um die Zukunftsfähigkeit. In Garching und Unterföhring sind nagelneue Anlagen in Planung.

Unterföhring plant einen komplett neuen Sportpark an der Mitterfeldallee, in dem auch ein Hallenbad angesiedelt werden soll. Das Gesamtprojekt ist aktuell mit Kosten von 93 Millionen Euro taxiert. Entstehen soll dort ein Sportschwimmbad, zu dessen Nutzung sich auch bereits ein Schwimmverein gegründet hat.

In Garching wird ein Hallenbad Bestandteil eines neuen Stadtviertels. Zwischen nördlichem Ortsrand und Forschungscampus entsteht die sogenannte Kommunikationszone, ein Neubaugebiet mit Wohnblöcken, Einfamilienhäusern, Studentenwohnheimen plus Grundschule und Kindertagesstätten und eben Hallenbad. Ausgerichtet werden soll die Planung aber vorrangig auf den Garchinger Bedarf inclusive Schulsport und einer Nutzung durch die benachbarte Hochschule. Genau deshalb setzt Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) auch auf die Kooperation mit der Technischen Universität - durchaus möglicher Gesprächsstoff für das SZ-Lesercafé am kommenden Mittwoch.

Deren Stiftung hat Geld in Aussicht gestellt und auch der Zentrale Hochschulsport, der am Olympiagelände in München aus allen Nähten platzt, sei interessiert an einem Bad in Garching, berichtet der Bürgermeister. Garching würde das Grundstück stellen und die TU-Stiftung würde sich beim Bau einbringen, so der Plan.

Ismaning hat schon Ende der 1960er Jahre den Bau eines überdachten Bades ins Visier genommen. 1972 wurde die Anlage inklusive Sauna und therapeutischem Bereich sowie angegliedert an eine Gaststätte mit Kegelbahn eröffnet; Baukosten damals: vier Millionen D-Mark. Erster großer Sanierungsbedarf ergab sich 2000, als das Dach gerichtet werden musste. 2007 begannen anlässlich weiterer notwendiger Reparaturen die Debatten, wie das Bad künftig zu gestalten sei. Daraus entstand das 2013 eröffnete, völlig neue Gebäude, das mit dem Vorgänger im Siebzigerjahre-Chic nur noch Namen und Wasser gemein hat. Neben einem Lehrschwimmbecken für den Unterricht der nahen Real- und Mittelschule sowie weiterer Gastschulen sind jetzt noch ein Sport- und Erlebnisbecken, ein separates Kinderbecken, ein Sprungbecken und eine Rutsche installiert. Dazu ist die einstige medizinische Sauna zur Wellnesslandschaft mit drei Saunen, eigenem Erfrischungsbecken und Erlebnisduschen aufgewertet worden. Investitionskosten: rund 16 Millionen Euro.

Den Stolz auf das neue Bad trübte die Erkenntnis, dass beim Bau wohl nicht alles glatt gelaufen ist. Bei der Revision 2014 traten massive Mängel zu Tage, Fliesen im Schwimmbecken lösten sich. Die juristischen Nachwehen ziehen sich bis heute hin. Der Beliebtheit des Bades unter Schwimmern aus der Region tut das freilich keinen Abbruch.

In Oberschleißheim wurde das Hallenbad 1972 an den Rand der damals nagelneuen Parksiedlung gesetzt. Eine Sauna und ein medizinischer Therapiebereich wurden später angebaut. Eine Debatte im Gemeinderat um die enormen Betriebskosten führte um die Jahrtausendwende zum ersten Bürgerentscheid in der Gemeinde. Weil im Gemeinderat die Schließung der Einrichtung mindestens erwogen wurde, formierte sich ein Bürgerbegehren für den Erhalt, der Entscheid garantierte 2001 mit 78 Prozent Zustimmung den Fortbestand.

Aktuell ist das Bad wieder in der Debatte, wobei diesmal nötige Investitionskosten drücken. Das Bad ist so marode, dass sich der Gutachter für eine mögliche Restlaufzeit nur auf Tage festlegen ließ. Obwohl das jährliche Investitionsvolumen der traditionell bescheiden wirtschaftenden Gemeinden meinst im einstelligen Millionenbereich angesiedelt ist, hat der Gemeinderat erst diese Woche 7,3 Millionen Euro bis 2022 für die Zukunft des Hallenbades reserviert. Völlig offen ist aber noch, ob saniert oder - an welchem Standort? - neu gebaut wird und ob das Bad den Schul- und Schwimmcharakter beibehält oder in Richtung Freizeitspaß ergänzt wird.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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