SZ im Dialog:Das Kreuz mit dem Verkehr

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Die Rosenheimer Landstraße gehört zu den am stärksten befahrenen Straßen in Ottobrunn. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Hauptstraßen in Ottobrunn und Neubiberg sind regelmäßig dicht. Was wäre die Lösung? Neue Straßen, eine Verlängerung der U 5 oder der Tram von Giesing nach Brunnthal? Eines von vielen Themen für "SZ im Dialog".

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn/Neubiberg

In der Form eines Kreuzes liegen die beiden großen Verkehrsadern - die Putzbrunner Straße und die Unterhachinger Straße sowie die Rosenheimer Straße - über der flächenmäßig kleinsten Gemeinde des Landkreises. Und für viele Bürger ist es tatsächlich ein alltägliches Kreuz mit diesen beiden viel befahrenen Trassen. Stop and go ist der Normalfall auf den beiden Straßen in Ottobrunn, Staus in den Hauptverkehrszeiten sind programmiert und Gestank und Lärm gehören in der Ortsmitte dazu.

Dass es in Ottobrunn aber keine anhaltenden Debatten darüber gibt, wie denn der Verkehr aus dem Ort herausgehalten werden könnte, liegt schlichtweg daran, dass kein Platz für alternative Trassenführungen vorhanden ist. Während andere Gemeinden über großräumige Umfahrungen nachdenken, haben die politisch Handelnden in der Gemeinde offenbar resigniert und akzeptiert, dass die Tausenden Autos und Lastwagen auch weiterhin durch den Ort schleichen werden.

Viel diskutiert wird in Ottobrunn indes über andere Lösungen, die Menschen zum Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr bewegen könnten. Es sind Denkprozesse, die nicht nur die Kommune mit der zweithöchsten Bevölkerungsdichte der Republik betreffen, sondern den gesamten südöstlichen Landkreis. Vor allem aber die Nachbarn aus Neubiberg.

Wieder aufgeflammt ist dabei die Debatte über eine mögliche Verlängerung der Straßenbahnlinie 17, die sogenannte Uni-Tram, von der Schwanseestraße in Giesing über Neubiberg und Ottobrunn bis nach Brunnthal. Wirklich einig sind sich die beiden Nachbarn allerdings nicht. Während Neubibergs Rathauschef Günter Heyland (Freie Wähler) das Projekt grundsätzlich befürwortet, hat sein Ottobrunner Amtskollege Thomas Loderer (CSU) einer Tram eine Absage erteilt. Damit stellt sich Loderer, der wie Heyland Kreisrat ist, auch gegen ein Positionspapier des Landkreises, in dem die Verlängerung der 17er-Tram als zukunftsweisende Variante ins Auge gefasst wird. Loderer sagt, eine Stadtbahn sei aufgrund der beengten Verhältnisse insbesondere in der Rosenheimer Straße nicht zu verwirklichen: "Die technischen Voraussetzungen sind nicht gegeben." Heyland indes sagt, die Tram sei machbar und habe eigentlich nur Vorteile - als wichtige Verbindung vom Stadtrand bis ins Gewerbegebiet Brunnthal. Die Straßenbahn ist ein Thema, das sicher auch bei der Veranstaltung "SZ im Dialog" am Dienstag, 27. Juni, im Ottobrunner Eiscafé Venezia von 10 bis 17 Uhr heiß diskutiert wird.

Zweigleisiger Ausbau der S 7 kommt "viel zu spät"

Einigkeit zwischen Loderer und Heyland herrscht indes beim Thema zweigleisiger Ausbau des vollkommen überlasteten Ost-Astes der S 7. Der wird übrigens von allen Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden befürwortet, die zügige Realisierung aber nicht nur in Ottobrunn und Neubiberg, sondern auch in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn stark angezweifelt. Denn einerseits wird im S-Bahn-Ausbauplan der Obersten Baubehörde des Freistaats der Zeitraum nach dem Jahr 2035 für einen zweigleisigen Ausbau ins Auge gefasst. "Viel zu spät", sagen die Bürgermeister im südöstlichen Landkreis unisono.

Andererseits droht das Projekt auch an der finanziellen Lage etwa der Gemeinde Ottobrunn zu scheitern. Denn käme die zweigleisige Erweiterung doch, warnt Loderer, müssten in Ottobrunn zwei Unterführungen gebaut werden. Die könnten etwa 50 Millionen Euro kosten - und die Gemeinde Ottobrunn müsste nach dem sogenannten Eisenbahnkreuzungsgesetz ein Drittel der Summe tragen. Das gibt der Haushalt der klammen Gemeinde nicht her. Das hat zur Folge, dass sich Ottobrunn den zweigleisigen Ausbau zwar wünscht, ihn aber nicht nachdrücklich fordert.

Wenn also in der flächenmäßig so eingeschränkten Kommune Verkehrsprojekte auf dem Boden nicht realisiert werden können, dann ja vielleicht darunter? Die Verlängerung der U 5 von Neuperlach Süd in den Südosten ploppt auch immer wieder auf - und wird von den meisten Kommunalpolitikern auch begrüßt und für realisierbar gehalten. Allerdings ist dies auch das teuerste aller denkbaren Projekte und damit äußerst unwahrscheinlich.

Die Bürger werden also auf die nächste S-Bahn warten oder den 210er-Bus nach Neuperlach-Süd nehmen müssen. Oder sie stehen auf der Putzbrunner oder Rosenheimer Straße im Stau.

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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