Straßlach-Dingharting:Zehrende Wochen für die Wirte

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Seit zwei Jahren ist Wiesn-Wirt Thomas Roiderer der Chef seines Vaters. Theoretisch. "Ich bin schon auch noch mit dabei", sagt Toni Roiderer, 73. Und der Sohn meint: "Wir machen eh alles miteinander." Alleingänge gebe es nicht, alles werde gemeinsam besprochen und so würde man gar nicht merken, dass inzwischen nicht mehr der Vater, sondern der Sohn die Verantwortung trägt. Seit 30 Jahren führt die Wirtsfamilie Roiderer aus Straßlach-Dingharting das Hacker-Zelt "Himmel der Bayern" auf der Wiesn, 2016 übernahm der Sohn, im gleichen Jahr wurde das Zelt neugestaltet. An den Wänden sieht man seitdem typische Straßenszenen aus München: Eisbachwelle, Viktualienmarkt und Chinesischer Turm, dazwischen Menschen, die in Tracht Bier trinken, aber auch Frauen, die einen Gesichtsschleier tragen. 6830 Menschen haben innen Platz.

Eigentlich ist seit zwei Jahren die Brauerei und nicht mehr die Wirtsfamilie für das Aufstellen verantwortlich. Thomas Roiderer sagt, er sei im Sommer trotzdem jeden zweiten Tag auf der Theresienwiese gewesen und habe den Aufbau überwacht. "Wenn am Ende die Wasserleitungen undicht sind oder die Küche falsch aufgestellt ist, müssen wir es ja ausbaden", sagt er. Tatsächlich gibt es bei so einem Wiesn-Zelt viele Schrauben und Teile, die falsch verbaut sein könnten: Es besteht aus 70 000 Kilogramm Stahl, 40 000 Holzbauschrauben und 44 000 Metern Fußbodenbrettern. "Es ist ja jedes Jahr ein kompletter Neubau. Da muss alles auf den Zentimeter passen", sagt Thomas Roiderer.

Für ihn arbeiten während der Wiesn 250 Bedienungen, 40 Köche, 120 Wachleute. Weil er für sie alle Verantwortung hat, ist Roiderer jeden Tag selbst mit im Zelt von frühmorgens bis spät in die Nacht. "Ich muss schließlich die Leute auch überprüfen, ob sie das tun, was ihnen angeschafft wurde." Ob's oft etwas zu schimpfen gibt? "Nein, nein", antwortet Roiderer schnell. Das seien alles ganz tolle Mitarbeiter. "Aber die 16 Tage Wiesn zehren an einem." In den Urlaub fahren kann Roiderer danach nicht - das geht erst nach dem Weihnachtsgeschäft im Januar.

© SZ vom 15.09.2018 / chrh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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