Straßlach-Dingharting:Heiß auf den Klimaschutz

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Nur noch bis Ende September im Amt: Klimaschutzmanagerin Eva Kellner. (Foto: Claus Schunk)

Seit vier Monaten haben Straßlach und Schäftlarn eine gemeinsame Fachfrau: Eva Kellner soll Fördergelder auftun, ein Schutzkonzept voranbringen und den Tag des Baumes begleiten

Von Marie Hesslinger, Straßlach-Dingharting

Immer mehr Gemeinden haben in ihren Rathäusern eine Stelle für Klimaschutzmanager geschaffen, allein im Landkreis München sind es sieben. Schäftlarn und Straßlach-Dingharting haben sich in diesem Gebiet zusammengetan: Seit Juli haben sie eine gemeinsame Klimaschutzmanagerin. Eva Kellner arbeitet zweieinhalb Tage die Woche für die eine Gemeinde, und zweieinhalb Tage für die andere. Dass das Thema ihrer Masterarbeit auf Landesebene nun präsenter wird, ist für die 26-Jährige spürbar.

Ganz kurz hat Eva Kellner nach ihrem Freiwilligendienst in Argentinien Rhetorik und Philosophie in Tübingen studiert. Ganz kurz. Dann siegte die Sehnsucht nach der Heimat. "Ich hab das Bayerische vermisst", sagt Kellner. Nach einem Bachelor in Tourismus-Management und einem Master in Humangeografie und Nachhaltigkeit, beides in München, sitzt die 26-Jährige nun im Straßlacher Rathaus. Sie hat die Aufgabe, den Klimaschutz in der Gemeinde zu managen.

Wenn Kollegen ihre Bürotüre öffnen, lächelt sie ihnen vertraut zu. Ideen für neue Projekte entstünden aus den Gesprächen mit Kollegen, sagt sie. Ebenso wolle man in Zukunft das Gespräch zu Bürgern suchen, mit Umfragen und Workshops etwa. Denn: Klimaschutz sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sagt Kellner. Klimaschutzmanager hingegen seien gut, um das Thema "in den Verwaltungen präsenter zu machen".

Dass gerade kleine Kommunen für das Thema nicht genügend Kapazitäten haben, hat Kellner in ihrer Masterarbeit festgestellt. Darin ging es um die Klimaanpassung kleinerer Gemeinden. Klimaanpassung? Selbst wenn das Klima eine Erwärmung um 1,5 Grad nicht übersteigt, sind die Auswirkungen der bisherigen Erderwärmung spürbar - und daran muss sich die Menschheit anpassen. "Wir sind bereits in den Auswirkungen drin", sagt Kellner. Der Starkregen in diesem Sommer sei eine davon. Auf Kommunen kämen dabei viele neue Aufgaben zu. Sie müssten sich fragen: Wie kann Starkregen versickern und Wasser für Trockenheit gespeichert werden? Wie lässt sich Hitze vermeiden? Sind die Feuerwehren ausreichend ausgestattet? Wie lässt sich die Bevölkerung vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen - beispielsweise Bewohner von Altersheimen bei Hitzewellen.

In ihrer Abschlussarbeit stellte Kellner fest: Kleinen Kommunen fehle oft das Geld für richtige Klimaanpassung. Wissen sei zwar verfügbar, aber nicht gebündelt. Es koste viel Zeit, Informationen zusammen zu tragen. In den Rathäusern seien die Mitarbeiter jedoch sehr eingespannt. "Klimaanpassung wird als freiwillige Zusatzaufgabe verstanden." Die deutsche Klimaanpassungsstrategie aus dem Jahr 2008, laut der vor allem Kommunen die Aufgabe hätten, die Anpassung umzusetzen, sei über lange Zeit nicht durchgedrungen.

Daran scheint sich nun etwas zu ändern. Kellner holt aus einem Schrank eine Infobroschüre heraus. "Instrumente zur Klimaanpassung vor Ort", steht darauf, herausgegeben im Oktober 2021. Es sei gut, dass das nun komme, sagt Kellner, "aber man braucht auch Zeit, sich das durchzulesen." Auch Fortbildungsangebote gebe es viele. "Da könnte ich jeden Tag eine machen", sagt Kellner. "Aber man kommt dann auch nicht weiter." Denn Aufgaben habe sie jetzt schon viele. Für Straßlach hat sie eine Ausschreibung für eine Beraterfirma erstellt, die für die Gemeinde Treibhausgaseffekte und Potenziale für erneuerbare Energien analysieren soll. Daneben hat Kellner das Beschilderungskonzept der Radwege überprüft, die Ausschreibung für zwei E-Ladestationen begleitet und Ausschau nach weiteren Förderprogrammen für die Gemeinde gehalten. Für Schäftlarn indes, wo Kellner nun montags und dienstags arbeitet, soll sie künftig den Tag des Baumes begleiten sowie die Überlegungen, der Arge für Windkraft im Forstenrieder Park beizutreten. Auch andere Projekte, die ebenfalls bereits von der Gemeinde angestoßen wurden, soll sie betreuen: Sei es die Renaturierung der Gewässer oder die Suche nach Ausgleichsflächen für Bebauungspläne.

Zeit für eigene, neue Ideen hatte Kellner dabei noch nicht. "Man muss jetzt einfach mal Bestandsaufnahmen machen und gucken: Was ist da?" Für Schäftlarn habe sie zunächst viel Zeit darauf verwendet, nach finanziellen Fördermöglichkeiten für Klimaschutz zu suchen. "Man bereitet riesige Anträge vor, die schwierig zu schreiben sind." Das sei ein großer zeitlicher Aufwand und ob eine Förderung dann tatsächlich bewilligt werde, sei nicht sicher. Als Geduldsprobe erlebt Kellner das trotzdem nicht. "Weil ich das Gefühl habe, dass alles sehr spannend ist."

© SZ vom 05.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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