Straßlach-Dingharting:Erfolg für Kreuzotter und Mooreidechse

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Nicht nur ein Paradies für bedrohte Tierarten, sondern auch für Kinder: das Deininger Moos nach seiner Renaturierung. (Foto: Angelika Bardehle)

Das Deininger Moos wird langsam, aber sicher wieder zu einer funktionierenden Moorlandschaft mit seltenen Tieren und Pflanzen. Grund dafür sind die Renaturierungsmaßnahmen, die vor fünf Jahren begonnen haben

Von Konstantin Kaip, Straßlach-Dingharting

Wollnashörner gibt es lange nicht mehr im Deininger Moos. Doch die Moorflächen, findet Manfred Siering, "erinnern optisch an die Tundren Sibiriens" und an die Zeit, als die haarigen Urtiere durch die Gegend zogen. Der stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe München beim Bund Naturschutz (BN) ist sich sicher: "Das Deininger Moos ist auf dem besten Weg, wieder zu einem Hochmoor zu werden."

Zu verdanken ist das den umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen auf den Flächen, die der BN 2010 begonnen hat. Ein Moor braucht vor allem zwei Dinge: Licht und Wasser. Bereits in den Achtzigerjahren, berichtet Michael Schweimanns, Leiter für Arten- und Biotopschutz der Kreisgruppe, habe der BN das dortige Niedermoorgebiet mit einer Fläche von 4,24 Hektar erworben. Später hat er das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren für die Hoch- und Niedermoorflächen mit dem Landkreis und der Regierung von Oberbayern in die Wege geleitet. Die in der Vergangenheit angelegten Entwässerungsgräben mussten aufgestaut und viele Bäume gefällt werden. Um den Boden nicht zu zerstören, machte sich 2011 eine Spezialfirma daran, mit speziellen Moor-Harvestern die Fichten und Birken dort zu entfernen. Vorher wurden Informationstafeln aufgestellt - "um den Spaziergängern zu zeigen, warum wir das tun", sagt Schweimanns.

Der Moorkomplex zwischen Kleindingharting und Holzhausen bietet mit zirka 16 Hektar die größten Flächen an Hoch- und Übergangsmooren im Landkreis München. Zur Erklärung: Hochmoore speisen sich ausschließlich durch Niederschlagswasser und entstehen aus Niedermooren, die noch Verbindung zum Grundwasser haben. Übergangsmoore sind Flächen, die sich zwischen beiden Stadien befinden.

Mehr als 95 Prozent der Moorflächen in Bayern sind in den vergangenen Jahrzehnten entwässert worden, um die Areale zu nutzen. Die Feuchtbiotope haben nicht nur Seltenheitswert, sondern sind auch ökologisch außerordentlich wichtig. Schließlich leisten sie als Lebensräume vieler spezialisierter Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und besitzen als Kohlenstoffspeicher zudem eine hohe Klimarelevanz. Nach Aussagen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt speichern Moore durchschnittlich 700 Tonnen Kohlenstoff je Hektar und somit deutlich mehr als Waldökosysteme.

Wie weit das Deininger Moos auf dem Weg zurück zur Natur schon gekommen ist, zeigen die typischen Bewohner, die dort zu finden sind: Kreuzotter und Mooreidechse haben wieder Lebensräume bekommen, und auch die eiszeitliche Reliktart Strauchbirke und die stark gefährdete heidelbeerblättrige Weide konnten vor dem Verschwinden bewahrt werden. Weil die Renaturierung solch großer und empfindlicher Flächen anspruchsvoll und anstrengend ist, kann sie nur mit Hilfe gelingen. Möglich wurde sie durch Förderung des Klimaprogramms Bayern 2020 - und durch tatkräftige Unterstützung der Belegschaft von Kaut Bullinger. Der Münchner Großhandel für Papier suchte gezielt ein Umweltschutzprojekt, an dem sich die Mitarbeiter aktiv beteiligen konnten, und fand es im Deininger Moos. Die Zusammenarbeit ist auf Dauer angelegt, sagt Schweimanns. Bei einem Wachstum der Torfmoose von einem Millimeter pro Jahr brauche es schließlich "mindestens ein bis zwei Generationen", um das Moor zu stabilisieren.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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