Straßlach-Dingharting:Einsatz an der Schnittstelle

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Schon der Vater war Greenkeeper: Hans Hientz auf einem der Rasenmäher, mit denen er das Grün pflegt. (Foto: Angelika Bardehle)

Hans Hientz hält als Head-Greenkeeper den Golfplatz in Straßlach in Form. Er spielt selbst gerne und zaubert auch mal Muster in den Rasen

Von Christina Hertel, Straßlach-Dingharting

"Meine Gräser, die darf ich nicht allzu viel stressen", sagt Hans Hientz. Er ist seit 15 Jahren der oberste Greenkeeper auf dem Straßlacher Golfplatz. Mit stressen meint er, nicht zu viel und nicht zu wenig düngen, nicht zu viel und nicht zu wenig schneiden und auch nicht zu viel und nicht zu wenig bewässern. Und dass da eine Art Wissenschaft dahinter stecken muss, sieht man schon am Fuhrpark. Hientz bedient Maschinen, das ist ihm wichtig. Und die sind groß und teuer. 80 000 Euro kann so ein Teil locker kosten, schätzt er. Für jede Rasenlänge, die auf so einem Golfplatz vorgesehen ist, gibt es einen anderen überdimensionierten Rasenmäher zum Draufsitzen.

Hientz' Heiligtum sind die Grüns. Das ist der Bereich vor dem Loch, da soll das Gras nur um die vier Millimeter lang sein. Wenn man da drauf steht, fühlt es sich nach Teppichboden an. "Mit den Grüns kann man auf jeden Fall richtig viel falsch machen und dann ist auch gleich jede Menge Geld futsch", sagt Hientz. Die Neuanlage eines Grüns könne bis zu 25 000 Euro kosten. Und deshalb muss Hientz dahinter sein. Zwölf Greenkeeper und zwei Mechaniker arbeiten auf dem Golfplatz mit ihm. Er hat die Aufsicht, er muss alle koordinieren und anweisen. Am Tag muss er bis zu 50 Telefonate führen. Kleine Ruhepausen gönnt er sich beim Rasenmähen. "Wenn ich auf dem Mäher sitze, schalte ich mein Handy aus. Sonst kriegt man ja noch 'nen Burnout."

Hientz ist ein ruhiger Mann, der sich für keine Arbeit zu schade ist. Auch wenn er der Head-Greenkeeper ist, packt er bei allem genauso an. Und dazu gehört auch, die Golfbälle von der Driving-Range aufzusammeln. Die Driving-Range ist eine große Wiese, auf der die Golfer die Abschläge üben. Ziel ist es, so weit wie möglich zu schlagen, und eben nicht, ein Loch zu treffen. Deshalb bleiben Hunderte Bälle liegen. Die Greenkeeper haben dafür einen alten VW Golf umfunktioniert. Vorne ist eine Art Kombination aus Schaufel und Rechen angebracht, mit der die Golfbälle aufsammelt werden. Dann werden alle Bälle in ein Loch geschmissen, unterirdisch gereinigt und gelangen per Luftdruck durch eine Leitung zurück zur Ballausgabe. Hientz' Aufgabe hier: Aufpassen, dass nichts verstopft. "Eigentlich bin ich echt ein Mädchen für alles", sagt er. So macht er auch kleinere Maurerarbeiten, pflegt die Bäume und schneidet das Gras um die Sandbunker - mit der Hand.

Schon sein Vater war Greenkeeper auf dem Straßlacher Golfplatz. Er nahm seinen Sohn oft mit. Aber Hientz machte erst eine Ausbildung zum Mechaniker. Mit Ende 20 fiel ihm dann ein, dass er ja in die Fußstapfen seines Vaters treten könnte. Er besuchte also eine Schule für Greenkeeper in Freising. Heute ist Hientz froh, dass alles so gekommen ist. Er mag die frische Luft und dass man bei gutem Wetter die Alpen sieht. Er ist der erste, der morgens den Platz betritt. Um sechs Uhr in der Früh beginnt sein Arbeitstag und er geht bis in den Abend. So sammelt er mehr als 200 Überstunden in einer Saison an. Wenn im Winter der Platz unbespielbar ist, hat er dafür frei. Früher ist er wochenlang nach Thailand gefahren, jetzt geht er mit seiner Familie 14 Tage zum Skifahren. Dieser Tage ist der Platz wegen der trocken Witterung freilich gut bespielbar. Zwei von drei Runden sind geöffnet. Es tummeln sich viele Aktive auf dem Grün.

Hientz spielt auch selbst Golf, nicht so gut, wie er gerne wollte, aber immerhin. "Das wäre ja so, wie wenn ein Koch nicht gerne essen würde", sagt er. "Immer, wenn es geht, gehe ich raus mit meinen Jungs und schlage ein paar Bälle." Sein anderes Hobby während der Arbeit ist künstlerischer Natur. Er schneidet Muster in den Rasen. Im Büro hängt ein Luftbild des Areals: Riesige grüne Flächen und darauf Karos, Rauten, Linien. "So etwas ist ein Traum. Wie reingezaubert in den Rasen." Und er sagt: "Es ist einfach Schmarrn, dass wir immer abgestempelt werden als die Rasenmäher."

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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