Feiertagsaktion:Die Königskinder

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Die Jaspert-Geschwister Leo, 9, und Lilli, 10, aus Neukeferloh haben ihre Kronen für das Dreikönigssingen am 6. und 7. Januar schon gebastelt. (Foto: privat)

Am 6. und 7. Januar ziehen die Sternsinger wieder von Haus zu Haus. Sie sammeln für Gleichaltrige in armen Ländern. 2016 floss das Geld in 1551 Projekte weltweit. Doch viele Sammler haben ein Nachwuchsproblem.

Von Ulrike Schuster, Grasbrunn

Fußballspielen könne er jeden Tag, König sein nur einmal im Jahr. Leo Jaspert ist 9 Jahre alt. 2017 wird er zum dritten Mal zusammen mit Schwester Lilli als einer der drei heiligen Könige mit Krone und Umhang von Haus zu Haus ziehen und klopfen. "Hauptsache ich krieg' den Weihrauch, das Feuer ist super", sagt der Viertklässler.

Wer Caspar, Balthasar und Melchior aufmacht, dem singen sie ihr Sternsingerlied, am Ende werden sie sagen: "Wir bitten euch um eure Gaben für die Menschen der Welt, die weniger haben." Läuft alles glatt, klingeln ein paar Münzen in ihrer verplombten Dose und Süßigkeiten landen in den Beuteln. Dann schreiben sie mit Kreide "20 C+M+B 17" an die Haustür, "Christus mansionem benedicat", das für Christus segne dieses Haus im Jahr 2017 steht. Die Sternsinger sind Botschafter und Spendensammler in einem.

Die Spenden sollen denen helfen, deren Heimat durch Klimawandel bedroht ist

"Wir gehören alle zu einer Familie. Wir wollen in diesem gemeinsamen Haus Erde, das uns geschenkt ist, auch künftig leben", sagte Erzbischof Reinhard Marx vergangenen Mittwoch zur Eröffnung der diözesanen Sternsingeraktion 2017. Doch dieses Haus ist längst nicht mehr überall sicher. Schuld daran ist der Klimawandel. Er bringt Not und Armut und bedroht den weltweiten Frieden. Deshalb steht er im Mittelpunkt der diesjährigen Sternsingeraktion, unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam für Gottes Schöpfung - in Kenia und weltweit".

Für diesen Auftrag ziehen die Sternsinger am 6. und 7. Januar auch im Landkreis durch die Straßen. Die Spenden sollen den Menschen helfen, trotz Klimawandels weiter in ihrer Heimat leben zu können. Das Geld fließt in Projekte für Landwirtschaft und sauberes Trinkwasser, in Gesundheits- und Ernährungszentren.

Stärkere helfen Schwächeren, reichere Kinder helfen ärmeren Kindern - das ist die Idee, die seit 1959 hinter dem Dreikönigssingen steckt. Heute ist die Sternsingeraktion die größte Kinderhilfsaktion in Deutschland. Träger sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Circa 46,2 Millionen Euro sammelten die Sternsinger 2016 und unterstützten damit 1551 Projekte in 108 Ländern.

"Wir müssen besser auf die Welt aufpassen", sagt Moderator Willi Weitzel

Dass die Kinder in Afrika andere Probleme haben als ihre Altersgenossen in Grasbrunn, weiß Leo von Willi Weitzel. Der ARD-Moderator der Kindersendung "Willi will's wissen" hat in Kenia einen Film für die Sternsinger gedreht. Die Kinder sollen verstehen, wofür sie sammeln und für wen. Da taucht zum Beispiel die zehnjährige Aweet auf, die bei 50 Grad eine halbe Stunde lang für einen kleinen Kanister Wasser läuft. Ihr Bett ist der staubige Steinboden, die Zimmerdecke der offene Sternenhimmel. Nachts wird das Mädchen von Schlangen geweckt.

Und dann ist da noch der Fischer Simon mit seinen Söhnen. Seit zwei Jahren hat es in Turkana nicht mehr geregnet und ohne frisches Wasser versalzt der See, die Fische sterben weg, die Netze des Fischers bleiben leer. Und die Verursacher von dahinschmelzenden Ressourcen und verändertem Klima? Die reichen Menschen aus Asien, Amerika und Europa und ihr Hunger nach mehr von allem. "Wir müssen besser auf die Welt aufpassen", sagt Weitzel. Gott habe uns seine Welt anvertraut, sein Vertrauen sollten wir nicht missbrauchen.

2 Tage, 28 Straßen, 1400 Klingeln haben die Sternsinger vor sich

"Für mich ist es eine Ehre, den Job zu tun", sagt Leo, "ich bin hoch motiviert". Dieses Jahr soll es Platz Eins auf dem Sammlertreppchen für seine Königstruppe werden. Zwei Tage, 38 Straßen, 1400 Klingeln, brachten im vergangenen Jahr circa 500 Euro - 5 Euro weniger als die erstplatzierten Könige im Pfarrverband "Kostbares Blut Christi" in Vaterstetten.

Die 19-jährige Elisabeth Michels ist Oberministrantin und Sternträgerin. Häufig lupft die 1,80 Meter große Frau die jungen Königskinder über den hohen Türstock, damit die Kleineren die Segensbuchstaben darüberkreiden können. Auf der Rückseite ihres Sterns steht der Sternsingerspruch. "Ich kann nicht nur Feuerleiter, ich kann auch Spickzettel", sagt die Neukeferloherin. Es wird Michels letzter Königsausflug sein, sie geht weg zum Studieren. Für den Pfarrverband hofft sie, dass auch in kommenden Jahren genügend Königsanwärter da sind.

Bislang hätten sich nur 15 Kinder gemeldet, "da ist noch Luft nach oben", sagt Leos Mutter Susanne Jaspert, die sich um die Dreikönigssänger im Pfarrverband kümmert, "letztes Jahr waren es 24 Kinder". Das Engagement nehme von Jahr zu Jahr ab. Das deckt sich mit dem bundesweiten Trend. Marschierten in den Achtzigerjahren noch 500 000 Könige los, waren es laut Kindermissionswerk im vergangenen Jahr nur noch circa 300 000. Leo hat schon eine Idee, was er dagegen unternehmen will. "Noch schöner singen." Werden's weniger, muss sich der Einzelne halt noch mehr reinhängen, findet er.

Die Sternsinger in Neukeferloh laufen am 6. und 7. Januar durch den Ort. Weitere Infos für alle interessierten Kinder im Pfarrverband Vaterstetten gibt es bei Susanne Jaspert, unter Telefon 089/46 46 32

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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