Stadion Unterhaching:Schneefälle und andere Widrigkeiten

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Eine Spielabsage in Aalen erschwert den Start der Spielvereinigung Unterhaching in die Rückrunde. Aber auch zu Hause könnte es für den Fußball-Drittligisten besser laufen. Im Streit um Betrieb und Sanierung des Stadions zeigt die Gemeinde wenig Entgegenkommen

Von Stefan Galler, Unterhaching

Heftige Schneefälle auf der schwäbischen Alb haben am Montagabend den Start des Fußball-Drittligisten Spielvereinigung Unterhaching in die Rückrunde verhindert - die Partie beim VfR Aalen musste wegen der Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt werden. Mit einem Sieg hätten die Hachinger ihre Ausgangsposition im Kampf um den Aufstieg weiter verbessern können; doch der sportliche Bereich ist das eine, Präsident Manfred Schwabl verwendet viel Energie darauf, den Verein auch abseits von Punkten und Toren zukunftssicher aufzustellen. Und dazu gehört neben der Ausgliederung der Profifußballabteilung, der die Mitglieder im Dezember zugestimmt haben, vor allem die Stadionfrage. Obwohl der Verein eine entsprechende Option ziehen könnte, will Schwabl den 2020 auslaufenden Pachtvertrag zwischen Klub und Kommune nicht verlängern, sondern den Sportpark künftig in Eigenregie betreiben, wodurch sich die Gemeinde jedes Jahr die siebenstelligen Unterhaltskosten sparen würde. Im Gegenzug fordert er jedoch eine deutliche finanzielle Unterstützung bei der Sanierung der in die Jahre gekommenen Arena.

Ein Thema, das die politischen Entscheidungsträger in Unterhaching durchaus differenziert sehen. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) etwa gilt allgemein nicht unbedingt als Freund der Fußballer, für ihn hat die Stadionfrage keine vorgelagerte Priorität. Im Frühjahr 2018 verließ er sogar die Jahreshauptversammlung der SpVgg vorzeitig und sichtbar wütend, weil ihn Vereinsmitglieder wegen des Stadionstreits verbal attackiert hatten. Rathaussprecher Simon Hötzl betont immer wieder, dass große Sanierungsarbeiten für die Gemeinde aktuell nicht zu stemmen seien, man habe andere "Pflichtaufgaben", die für die Bürger dringender seien, allen voran der Bau des neuen Kinderhauses.

Aus diesem Grund hatte man dem Verein beispielsweise auch nicht unter die Arme gegriffen, als vor dem Drittligaderby gegen den TSV 1860 München im Sommer die damals wegen Statikproblemen gesperrte Osttribüne saniert werden musste, um die volle Stadionkapazität ausschöpfen zu können. Der Verein trug die Kosten dafür im Alleingang. Auch die Erneuerung des Rasens im Stadion und auf Trainingsplatz eins zahlte der Klub, der zudem diese beiden Fußballfelder nun von eigens angestellten Greenkeepern selbst pflegen lässt.

In einem SZ-Interview hatte Klubpräsident Schwabl am Montag noch einmal betont, von der Gemeinde "faire Verhandlungen" zu erwarten. "Mir ist klar, dass eine Kommune auch andere Aufgaben hat, als Leistungssport zu finanzieren. Aber der Verein braucht für Renovierungen und Betrieb auch eine finanzielle Unterstützung", so Schwabl.

Der Gemeinderat scheint in dieser Frage durchaus gespalten zu sein - und bei einigen Ratsmitgliedern schlagen sogar zwei Herzen in der Brust. Richard Raiser etwa, Vorsitzender der CSU-Fraktion und langjähriger Juniorenfußballtrainer bei Haching, verweist auf die Bedeutung des Klubs in der Außendarstellung des Ortes: "Der Verein ist ein Aushängeschild von Unterhaching. Bei uns in der Fraktion ist gegenüber der Spielvereinigung ein großes Wohlwollen da, den Verein zu unterstützen. Aber man darf die Leistungsfähigkeit der Gemeinde natürlich auch nicht überfordern." Andere Aufgaben wie die Kinderbetreuung hätten Priorität, andererseits sei aber auch die "großartige Jugendarbeit" des Vereins zu würdigen", sagt Raiser. "Ich muss als Fraktionsvorsitzender meine persönliche Leidenschaft zügeln. Wir können nicht eins zu eins umsetzen, was sich der Verein wünscht und dürfen nicht fahrlässig mit Steuergeldern umgehen."

Durchaus ähnlich argumentiert Florian Riegel, ehemals CSU- und mittlerweile FDP-Gemeinderat. "Ich bin Fan der Spielvereinigung, seit ich denken kann, war zu Erstligazeiten mit meinem Vater bei jedem Spiel im Stadion. Insofern sehe ich es als Idealfall an, wenn wir mit einer Stadionvereinbarung tatsächlich eine Win-win-Situation hinbekommen." Während seine FDP-Fraktionskollegen die finanziellen Belastungen der Gemeinde durch die SpVgg laut Riegel eher skeptisch einschätzen, gebe es für ihn eine schlimme Vorstellung: "Wenn Haching sportlich in die zweite Liga aufsteigt, aber dann wegen einer fehlenden Spielstätte nicht nach oben darf."

Man müsse sich die Situation "wohlwollend anschauen, aber genau das tut der Bürgermeister nicht", sagt Riegel, der die Ausgliederung der Profiabteilung allerdings in Bezug auf eine Finanzspritze der Gemeinde kritisch sieht: "Die Kommune steht nicht in der Pflicht, Profisport zu unterstützen.

Das passt zur Argumentation der Grünen. Claudia Köhler hält es für "nicht gut, das Stadion einfach so herzugeben". Die Fraktionsvorsitzende beklagt zudem, dass die Verantwortlichen der SpVgg immer wieder via Presse an die Öffentlichkeit gehen, ehe im Gemeinderat diskutiert wird. "Das Stadion gehört der Gemeinde und deshalb muss sich auch die Gemeinde darum kümmern", sagt Köhler. Man dürfe in Zeiten fehlender Flächen nicht leichtfertig ein Areal wie den Sportpark aus der Hand geben.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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