Sportveranstaltung:Jugendspielen geht die Puste aus

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Zuletzt traten nur wenige junge Sportler aus dem Landkreis München bei den Europäischen Jugendspielen in den polnischen Partnerlandkreisen Wieliczka und Krakau an. Jetzt wird am Konzept gefeilt. (Foto: Landratsamt München/OH)

Weil die Resonanz auf die jüngsten Wettkämpfe gering war, will der Kreistag die Sportveranstaltung mit den polnischen Partner-Landkreisen reformieren: Künftig sollen einzelne Vereine die Turniere ausrichten.

Von Stefan Galler, Landkreis

Zum dritten Mal haben sich in diesem Sommer Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis München auf den Weg nach Polen gemacht, um dort in den sportlichen Wettstreit mit Gleichaltrigen aus den Partnerlandkreises Krakau und Wieliczka zu treten. Allerdings ist man im Landratsamt vor allem mit der Resonanz, die diese jüngste Auflage der "Europäischen Jugendspiele" in den 29 Kreisgemeinden hatte, alles andere als zufrieden: Auf die Einladung, die an alle Landkreisvereine ging, und zusätzliche Telefonate reagierten nur zwei Klubs: Der TSV Haar entsandte zehn Leichtathleten und fünf Turner, der TSV Neubiberg neun Tischtennisspieler zu diesem Völker verbindenden Wettkampf.

Im Landratsamt machte man sich Gedanken darüber, warum die Delegation nur 24 junge Sportler umfasste - die in einem auf 75 Personen ausgelegten Reisebus unterwegs waren. Wachsende schulische Anforderungen, vereinseigene Wettkämpfe und womöglich regionale und überregionale Turniere wurden als mögliche Gründe identifiziert. Nun stellt sich die Frage, inwiefern sich Ertrag und Kosten für diese Veranstaltung noch decken und wie man die Attraktivität des Wettkampfs steigern könnte. Die jüngste Auflage schlug mit 10 252,53 Euro zu Buche, ein stattlicher Betrag vor dem Hintergrund, dass nur wenige Jugendliche aus gerade mal zwei Vereinen davon profitierten.

Siebte Auflage 2020 im Landkreis München

Auch deshalb hat das Organisationskomitee Jugendolympiade vorgeschlagen, dass künftig immer nur ein bis maximal zwei Landkreisklubs federführend mit der Organisation und Ausrichtung der Wettkämpfe betraut werden. Allerdings, das machte der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) als Leiter der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Sport, Kultur und Partnerschaften deutlich, würden selbstverständlich auch alle Sportler anderer Vereine mit ins Boot geholt, wenn sie sich für die Jugendspiele interessierten.

Die insgesamt siebte Auflage wird 2020 im Landkreis München stattfinden, bis dahin soll das Event gründlich überarbeitet werden. CSU-Kreisrätin Brigitte Weinzierl schlug vor, die Veranstaltung weniger unter das Motto von wettkampforientiertem Sport zu stellen, sondern den Kontakt zwischen den Jugendlichen untereinander zu fördern, etwa in Form von Workshops. "Es ist ja nicht Sinn und Zweck eines Austauschs, wenn man nur in verschiedenen Riegen gegeneinander antritt wie bei einem normalen Wettkampf", sagte die Präsidentin des SV Lohhof.

Seth will Diskussion über polnische Regierung anstoßen

Florian Ernstberger (Freie Wähler), seit vielen Jahren Vorsitzender des Organisationskomitees der Veranstaltung, will die Prioritäten nicht verschieben: "Im Grundsatz wollen wir an der Jugendolympiade festhalten. Workshops müsste man entwickeln." Ähnlich äußerte sich Karin Göbel (CSU): "Der Schwerpunkt muss auf dem Sport liegen, es sollte bei einem Wettkampftag bleiben, dann hätten die Jugendlichen am Sonntag frei." Beispielsweise für gemeinsame Aktivitäten mit den Heranwachsenden aus dem Gastland.

Einen anderen Gesichtspunkt brachte Grünen-Kreisrat Oliver Seth im Ausschuss zur Sprache: "Es ist dramatisch, wie die polnische Regierung die Deutschen darstellt." Man müsse eine Diskussion anstoßen, so Seth: "Wir spielen Tischtennis, aber auf der anderen Seite geht es massiv gegen Deutschland." Landratsvize Weidenbusch sieht das anders: "Der Umgang mit einer Regierung, deren Vorgehen jedem gesunden Menschenverstand widerspricht, ist von uns nicht zu kommentieren. Wir sind dafür zuständig, junge Leute aus dem Landkreis mit denen aus Krakau und Wieliczka zusammenzubringen."

© SZ vom 10.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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