Sportstätten:Kunstrasenplatz kommt doch nicht

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Die Taufkirchner Gemeinderäte entscheiden sich aus Umweltgründen mehrheitlich gegen ein zweites Allwetter-Fußballfeld am Ort. Die betroffenen Vereine sind verärgert

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Vergangene Woche haben die Fußballer des SV Inter Taufkirchen ein letztes Mal auf ihrem angestammten Sportgelände am Ahornring trainiert. Danach wurde der Platz auf dem Eckgrundstück zwischen Pappelstraße und Lindenring zur Baustelle. Dort soll nun die neue Grundschule Am Wald entstehen; am 9. Oktober wird der symbolische Spatenstich gefeiert.

Beim SV Inter ist man derweil bemüht, die acht Mannschaften auf den anderen Fußballfeldern im Sportpark und am Postweg unterzubringen.

Große Hoffnungen setzte Vereinsvorsitzender Yalcin Tekin dabei auf das Vorhaben der Gemeinde, den Hauptplatz am Postweg in ein Kunstrasenfeld umzuwandeln. Schließlich könnten Fußballer darauf - anders als auf Naturrasen - das ganze Jahr über und auch bei widriger Witterung spielen. Ein Kunstrasenfeld wäre "wie ein Jackpot im Lotto", sagt der Klubchef. Doch nachdem der Gemeinderat noch im Februar seine Zustimmung signalisiert hatte, machte das Gremium nun eine überraschende Rolle rückwärts: In der jüngsten Sitzung votierte eine knappe Mehrheit gegen einen Kunstrasenplatz am Postweg.

Wobei es genau genommen eigentlich nur um einen Zuschussantrag ging. Nach dem Wunsch der Verwaltung hätte der Gemeinderat dem Antrag auf Fördermittel aus dem Programm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" zustimmen sollen. Doch schnell entwickelte sich daraus eine Grundsatzdebatte, ob ein Kunstrasenplatz am Postweg überhaupt gewollt ist. Den Auftakt machte ein mehrminütiger Vortrag von Renate Meule (ILT), die sich vehement gegen die Umwandlung aussprach - aus Umweltschutz-, Klima- und Gesundheitsgründen. Auch David Grothe (Grüne) warnte vor dem höheren Verletzungsrisiko auf einem Kunstrasenplatz. "Außerdem wird es heiße Tage im Sommer geben, an denen man ihn gar nicht nutzen kann." Daher plädierte der Grünen-Fraktionschef dafür, "dass wir versuchen, den Rasenplatz zu erhalten".

Dagegen argumentierte Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), "dass alle drei Vereine, die es betrifft, sehr erpicht darauf sind, dass dort ein Kunstrasenplatz entsteht". Sein Vorvorvorgänger im Amt, der jetzige FW-Gemeinderat Eckhard Kalinowski, betonte: "Der Umbau auf Kunstrasen ist eine schiere Notwendigkeit - und nicht nur ein Wunsch der Sportler. Das ist der Ersatz für den Wegfall des Sportplatzes am Ahornring." Und Aline Erdmann (CSU) berichtete, dass sie sich mit etlichen Fußballtrainern aus Taufkirchen unterhalten habe. "Und die sind alle für den Platz."

Die Mehrheit im Gremium sah es jedoch offenbar wie Peter Soellner (SPD), der mit Blick auf den Bedarf der Kicker sagte: "Für mich persönlich wiegt das Argument des Umweltschutzes hier ein klein wenig stärker." Und so stimmten letztlich elf Gemeinderäte gegen den Zuschussantrag, während fünf CSU-Abgeordnete, Anton Almer (FW), Alfred Widmann (SPD) und der Bürgermeister sich dafür aussprachen. In der Folge forderte ein hörbar enttäuschter Ullrich Sander, dass sein Votum im Protokoll vermerkt werde - "wenn's da Schadensersatzansprüche gibt".

Dies erscheint freilich unwahrscheinlich. Ziemlich sicher darf Sander aber davon ausgehen, dass die betroffenen Vereine bei ihm vorstellig werden - neben dem SV Inter sind dies der SV-DJK sowie der EHC Taufkirchen. "Ich verstehe nicht, wie man diese Entscheidung treffen kann, ohne uns vorher zu fragen", ärgert sich Yalcin Tekin. Der Inter-Vorsitzende spricht von insgesamt 33 Fußballmannschaften in Taufkirchen, die sich derzeit einen Kunstrasenplatz im Sportpark teilen. "Das reicht vorne und hinten nicht", sagt Tekin. "Wir haben jetzt schon Probleme, alle unsere Mannschaften unterzubringen."

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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