Sportrückblick:Bärenstark

Lesezeit: 4 min

Stefan Schimmer und seine SpVgg Unterhaching mischen im Aufstiegsrennen der Dritten Liga mit. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching spielt um den Aufstieg mit, die Alpenvolleys sind obenauf und Rivalen werden zu Freunden

Von Stefan Galler, Landkreis

Der dramatischste Moment im Sportjahr 2018 spielt sich aus Sicht des Landkreises am anderen Ende der Welt ab: Am 18. November verunglückt die damals 17 Jahre alte Grünwalderin Sophia Flörsch beim Formel-3-Grand Prix in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau schwer, als ihr Wagen mit mehr als 275 Stundenkilometern nach einer Kollision in die Höhe katapultiert wird und gegen einen Fotografenturm prallt. Die junge Rennfahrerin erleidet mehrere Wirbelbrüche und muss sich einer elfstündigen Operation unterziehen.

Bereits Mitte Dezember meldet sich die talentierte Motorsportlerin, mittlerweile 18, mit einer Kampfansage zurück: "Ich kann schon wieder mit leichtem Training beginnen und hoffe, dass ich im Frühjahr wieder in mein Rennauto steigen kann."

Im Fußball geht es normalerweise auf andere Weise dramatisch zu. Wobei der legendäre Liverpool-Trainer Bill Shankly bekanntlich bereits 1981 folgendes festgestellt hat: "Einige Leute halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist!" Zumindest geht es dann und wann um Existenzen von Vereinen. Und um genau dieses Risiko zu minimieren, beschließt die SpVgg Unterhaching Mitte Dezember die Ausgliederung ihrer Profifußballabteilung inklusive der Juniorenmannschaften U19, U17 und U16 in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Präsident Manfred Schwabl, der auf jener Mitgliederversammlung mit 100 Prozent der Stimmen für drei Jahre im Amt bestätigt wird, hat damit die Voraussetzung geschaffen, dass der frühere Erstligist in den nächsten drei Jahren in geordneten Verhältnissen zurückkehren kann in die 2. Bundesliga.

Sportlich legt die Mannschaft von Trainer Claus Schromm ein bärenstarkes Jahr hin: Als Aufsteiger beendet Haching die Drittligasaison 2017/18 auf Rang neun, gerät dabei kein einziges Mal im Laufe der gesamten Spielzeit in Abstiegsgefahr. In der aktuellen Saison, die erst seit wenigen Tagen in der Winterpause ist, gelten die Rot-Blauen als einer der Mitfavoriten für den Aufstieg. Mit nunmehr 35 Punkten und Platz fünf liegen die Hachinger aussichtsreich im Rennen. Zwischenzeitlich gelingt der Schromm-Elf eine Serie von sieben Unentschieden in Folge, darunter das 1:1 gegen den TSV 1860 München im mit 14 200 Zuschauern ausverkauften Sportpark.

Auch andere Landkreisvereine legen ein äußerst erfolgreiches Jahr hin. So kann der VfR Garching die vergangene Saison in der Regionalliga Bayern auf einem sensationellen vierten Rang beenden, als "bester Amateurverein Bayerns", wie VfR-Präsident Uwe Cygan süffisant anmerkt, schließlich würden neben Meister 1860 München auch der Zweite FC Bayern II und der Dritte Schweinfurt unter Profibedingungen trainieren. Diese in der vierthöchsten Spielklasse immer mehr um sich greifende Professionalisierung führt unter anderem dazu, dass es für die Garchinger in der neuen Spielzeit nicht recht läuft. Nur 19 Punkte holt die Elf von Trainer Daniel Weber in den ersten 20 Spielen, zuletzt bleibt sie in zehn Spielen sieglos.

Punktgleich mit dem Landkreisrivalen liegt der SV Heimstetten derzeit auf dem 18. und letzten Platz in der Regionalliga. Im Sommer hat der Klub aus der Gemeinde Kirchheim den Titel in der Bayernliga Süd geholt und war als Aufsteiger mit vier Siegen in den ersten sechs Spielen in die Saison gestartet. Doch dann bricht das Team des jungen Trainer-Trios Christoph Schmitt, Lennart Hasenbeck, Memis Ünver böse ein, von den folgenden 15 Spielen kann nur noch ein einziges gewonnen werden. Bei beiden Landkreis-Regionalligisten sitzen trotz der schwierigen Tabellensituation übrigens die Trainer fest im Sattel. Im Zweifelsfall werde man mit ihnen auch wieder in die Bayernliga zurückgehen, heißt es in den Führungsetagen des VfR Garching und des SV Heimstetten.

Genauso unumstritten ist Peter Faber, der Coach des FC Unterföhring. Und das, obwohl er mit der Mannschaft aus der Regionalliga abgestiegen ist und die Mannschaft nun auch in der Bayernliga mit dem Rücken zur Wand dagegen kämpfen muss, durchgereicht zu werden. Aber Fabers Bruder Franz ist der Präsident des FCU, und der hat ihm längst eine Jobgarantie ausgesprochen.

Eine solche hätte auch der Trainer des SV Pullach. Doch Frank Schmöller wird den Fußball-Bayernligisten im Sommer verlassen, nachdem er in den vergangenen vier Spielzeiten drei zweite Plätze und einen Titel erreicht hat und in der aktuellen Saison mit den Isartalern nach 20 von 32 Spielen wieder auf Rang zwei steht. Das Manko der Pullacher: Sie haben weiterhin keine regionalligataugliche Spielstätte und können deshalb nicht aufsteigen. "Alles hat seine Haltbarkeit", sagt der scheidende Coach. "Ich mache jetzt auch im Training seit fünf Jahren immer die gleichen Übungen. Es ist vielleicht für die Jungs auch ganz gut, wenn sie mal was anderes sehen."

Das tun seit Anfang September auch die Spieler des FC Ismaning. Dort wird der bisherige Trainer Rainer Elfinger durch einen gerade noch aktiven Spieler ersetzt: Mijo Stijepic beendet seine aktive Laufbahn und sitzt nun auf der Bank, seine Aufgabe ist es, die hoch eingeschätzte Mannschaft vor dem Abstieg zu bewahren.

Auch außerhalb des Fußballs gibt es in den vergangenen zwölf Monaten Schlagzeilen aus dem Landkreis. So wird in Unterhaching wieder Erstliga-Volleyball gespielt, seit die Alpenvolleys, eine Art Joint Venture des österreichischen Serienmeisters Hypo Tirol Innsbruck mit dem vierfachen deutschen Pokalsieger Unterhaching, im Herbst 2017 in die Bundesliga startet. In seiner ersten Saison landet das fusionierte Team gleich auf Platz drei der deutschen Meisterschaft, in der laufenden Spielzeit könnte sogar noch mehr drin sein.

Dass Fusionen voll im Trend liegen, zeigen 2018 auch die hiesigen Handballer: Der TSV Unterhaching und der SV-DJK Taufkirchen schließen sich nach einer bereits länger währenden Kooperation im Jugendbereich nun auch bei den Erwachsenen zu einem Klub namens HT Hachinger Tal zusammen. Die Männermannschaft liegt in der Bayernliga zu Saisonhalbzeit auf einem Mittelfeldplatz. Und auch zwei benachbarte Fußballvereine, die sich einst in herzlicher Abneigung zugetan waren, wagen 2018 eine Vernunftehe: Der TSV Neubiberg und der FC Unterbiberg schicken seit Sommer erstmals eine gemeinsame Männermannschaft in der Kreisklasse unter dem Namen FC Biberg ins Rennen.

© SZ vom 28.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: