Sportförderung:Kicken auf Kork

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Taufkirchens Gemeinderat befürwortet den Bau eines neuen, umweltverträglichen Kunstrasenplatzes am Postweg

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Entweder ein Kunstrasenplatz ohne Füllmaterial oder ein Feld, dessen Granulat aus Kork und Kokosnussrinde besteht: Das sind die beiden Varianten, die der Taufkirchner Gemeinderat beim geplanten Umbau des Fußballplatzes im Käfig am Postweg genauer untersuchen will. Das hat das Gremium beschlossen. Allein die Fraktion der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) und Peter Soellner (SPD) votierten gegen den Beschluss, weil sie einen neuen Kunstrasenplatz generell ablehnen - trotz einer in Aussicht gestellten Fördersumme von gut 700 000 Euro.

Das Thema Kunstrasenplätze beschäftigt derzeit mehrere Gemeinden im Landkreis - nicht zuletzt, nachdem die Europäische Chemikalienagentur im März ein Verbot von Füllmaterial aus Kunststoff ins Spiel gebracht hat. Die kleinen Plastikkörner bleiben nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern finden an den Schuhen der Spieler oder beim Schneeräumen im Winter ihren Weg auch in die Umwelt - zum Schaden der Natur. Im Taufkirchener Gemeinderat ist seit Längerem eine Mehrheit gegen einen Kunstrasenplatz mit Plastikgranulat. Vor allem deshalb ließ das Gremium 2018 einen Antrag auf Fördermittel für die Umrüstung eines Feldes durchfallen - allem Werben der Vereine zum Trotz. Im März schwenkte der Gemeinderat dann um: Eine knappe Mehrheit stimmte nun doch dafür, sich beim Programm "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier" um einen Zuschuss zu bemühen. Dieser wurde im Juli von der Regierung von Oberbayern zugesagt: 704 000 Euro stehen somit für den Neubau oder den Umbau eines Natur- in einen Kunstrasenplatz zur Verfügung. Die Gemeinde hat Weiteres im Sinn: Sie will den Käfigplatz am Postweg umwandeln, der ohnehin in einem "katastrophalen Zustand" sei, sagte Bauamtsleiter Stefan Beer. Dort soll ein neuer Kunstrasenplatz entstehen, den die Vereine SV/DJK, SV Inter und EHC Taufkirchen herbeisehnen. Denn ihnen fehlt es an Trainingsmöglichkeiten nach dem Wegfall des Spielfeldes an der Pappelstraße. Der Bedarf liege bei etwa 2000 Stunden im Jahr, sagte Beer.

Nur wie soll das neue Feld beschaffen sein? Hier schlug die Gemeindeverwaltung zum einen eine Variante mit einer Kokos-Kork-Mischung als Füllmaterial vor. Zum anderen sei man auf eine Lösung aus der Schweiz gestoßen, bei der gar kein Granulat nötig werde, berichtete Beer. In Penzberg gebe es einen solchen Platz seit neun Jahren "Und die haben damit beste Erfahrungen gemacht", sagte der Bauamtsleiter, der ein Stück eines solchen Kunstrasens zur Ansicht mitgebracht hatte. "Das riecht nach Chemielabor", stellte David Grothe (Grüne) fest. "Das finde ich nicht so toll wie Kunstrasen." Er plädierte dafür, mehrere Varianten mit natürlichen Produkten zu untersuchen. Noch kritischer gab sich die ILT-Fraktion, für die Renate Meule mahnte: "Natürlich ist das Granulat der größte Verschmutzer. Aber auch der Abrieb ist nicht unbedenklich." Dazu komme die Frage der Finanzierung, so Meule, die auf eine Kostenschätzung in der Sitzungsvorlage verwies. Diese ging - jedoch an einem anderen Standort - von 1,2 Millionen Euro für einen Kunstrasenplatz mit Plastikgranulat aus. Das liege weit über der Fördersumme, sagte die ILT-Gemeinderätin. Die Verwaltung soll nun eine Kostenschätzung für ein Kunstrasenfeld ohne Füllmaterial sowie mit Kokos-Kork-Granulat erstellen - und den Unterhalt und ein "qualifiziertes Recycling" berücksichtigen. Letzteres wurde auf Wunsch von Gabi Zaglauer-Swoboda (Grüne) eingefügt, die betont hatte: "So ein Fußballbelag aus synthetischem Material lebt auch nicht ewig."

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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