Spitzenförderung:Mittwoch ist Unitag

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Naturwissenschaftlich begabte Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums nehmen in Garching begeistert am TUM-Kolleg teil

Von Gudrun Passarge, Garching

Der eine baut mit einem anderen Schüler zusammen einen Windkanal, der später zu Unterrichtszwecken verwendet werden soll, die andere hat eine Möglichkeit gefunden, zerstörte Hühnereiweißproteine wieder in den Originalzustand zurückzufalten. Leon Gee (19) und Julia Spindler (17) sind Teilnehmer des TUM-Kollegs am Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG). Das bedeutet, sie haben von der elften Klasse an vier Tage Unterricht an der Schule und einen Tag an der Technischen Universität in Garching. Dieses Projekt wird derzeit nur in Gauting und Garching angeboten.

Die beiden Schüler der 12. Jahrgangsstufe schildern ihre Erfahrungen mit dem Programm. "Für mich ist das Projekt so, wie der Bildungsstandard in Deutschland sein sollte", sagt Gee. Von der Uni gestellte Tablets, kleinere Gruppen auch im Englisch-Unterricht, "wir arbeiten so, wie wir uns interessieren und nicht wie wir müssen." Und was noch wichtiger ist: "Das Projekt hat mir gezeigt, was ich machen will und was nicht."

Allerdings ist das TUM-Kolleg nicht für jeden Schüler geeignet. "Es gibt ein Auswahlverfahren", sagt Manfred Wendrich. Er ist Lehrer für Chemie und Biologie und zusammen mit Felix Schüller (Mathematik und Physik) TUM-Kolleg-Koordinator am WHG. Zusammen mit der Leiterin der TUM School of Education entscheiden sie, wer an dem Programm teilnimmt, das Schüler mit Interesse für naturwissenschaftliche Fächer fördert. Im vergangenen Jahr beispielsweise lagen 20 Bewerbungen vor, 14 Schüler wurden genommen.

Ausschlaggebend sind die Noten, ein Motivationsschreiben und ein persönliches Gespräch. Wendrich bezeichnet das Projekt als "Spitzenförderung", das die Schüler aber auch fordere - auch zeitlich. Gee und Spindler berichten etwa, dass sie teilweise auch in den Schulferien ihren Studien nachgegangen sind. An seinem Uni-tag, dem Mittwoch, gehe er morgens um neun hin und höre abends um sechs Uhr auf, erzählt Gee. Das gefällt vielleicht nicht jedem. Koordinator Schüller ergänzt, "es ist ein Mehraufwand im Vergleich zur Oberstufe. Und das Grundwissen und der nötige Intellekt müssen da sein."

Die Schüler besuchen unterschiedliche Fakultäten

Die Schüler beginnen im TUM-Kolleg in der elften Jahrgangsstufe. Sie besuchen unterschiedliche Fakultäten, erleben auch mal eine Vorlesung, bekommen eine Führung im Forschungsreaktor oder sind bei Experimentn dabei. Betreut werden sie sowohl von den WHG-Lehrern als auch von eigenen Betreuern an der Uni. Die Themen für die Forschungsarbeit, die sie in der 12. Jahrgangsstufe abliefern müssen, suchen sich die Schüler entweder selbst oder sie bekommen Vorschläge von der Uni. Bis zum Wissenschaftstag am Werner-Heisenberg-Gymnasium sollen die TUM-Kollegiaten mit ihrer Forschungsarbeit fertig sein.

Die Schule nutzt den Tag, um den Zehntklässlern das Projekt vorzustellen, auch die Eltern werden eingeladen. Schüller sagt, er diene dazu, den potenziellen Nachfolgern der jetzigen Kollegiaten ein Bild zu vermitteln, was sie im TUM-Kolleg erwarten würde. "Außerdem bekommen sie Erfahrungen aus erster Hand", fügt Wendrich hinzu. Die Forschungsarbeiten - sie ersetzen die Seminararbeiten der Oberstufe - sind häufig dafür gedacht, dass die Ergebnisse im Unterricht verwendet werden können. Es gab schon Kollegiaten, die den "Jugend forscht"-Preis gewonnen haben. Schüller berichtet von einem Garchinger Schüler, der Feuerwehrmann war und eine spezielle Lampe für den Feuerwehrhelm konstruierte und damit den Preis holte.

Die Abiturienten wissen genau, was sie wollen

Julia Spindler und Leon Gee finden nur positive Worte für das Projekt. Ein kleiner Kritikpunkt oder besser ein Ärgernis ist höchstens, dass es im Gymnasium kein fest installiertes Wlan in allen Räumen gibt, sagt Spindler. Aber das soll sich bald ändern, wie Wendrich betont. Im neuen Medienkonzept der Schule sei das ein wichtiger Baustein.

Die beiden Zwölftklässler betonen übereinstimmend, dass sie nach ihrer Zeit an der Uni genau wüssten, was sie jetzt wollen. Spindler hat ihre Arbeit am Lehrstuhl für Biotechnologie verfasst, sie will sich aber nach dem Abi eher der Informatik zuwenden. Gee war am Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungsmechanik, will aber nicht mehr Maschinenbau studieren, sondern in Mittweida in Sachsen allgemeine und digitale Forensik studieren. Mittweida? "Das ist ein Dorf so wie Garching, hat aber eine gute Hochschule", sagt Gee. Als TUM-Kollegiat wird er wissen, wovon er spricht.

Das Werner-Heisenberrg-Gymnasium veranstaltet am Donnerstag, 29. November, um 20.15 Uhr einen Informationsabend (Professor-Angermair-Ring 40). Dort wird das TUM-Kolleg vorgestellt und Eltern und Interessenten können Fragen stellen. Bewerben können sich Zehntklässler, auch aus anderen Gymnasien. Informationen dazu stehen im Internet unter www.tumkolleg.whg-garching.de.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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